Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Totgeglaubte leben länger: 8. Fall mit Tempe Brennan

Totgeglaubte leben länger: 8. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Totgeglaubte leben länger: 8. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
Vom Netzwerk:
dass es dasselbe Skelett ist, der Backenzahn aber erst eingesetzt wurde, nachdem das Foto geschossen wurde.«
    »Irgendjemand hat den fehlenden Zahn dieses Kerls bei der Bergung gefunden und ihn wieder in die Höhle gesteckt?«
    »Möglicherweise.«
    »Du klingst nicht sehr überzeugt.«
    »Die Zahnhöcker sehen für mich weniger abgenutzt aus.«
    »Was bedeutet, dass der Zahn von einer anderen, wahrscheinlich jüngeren Person stammen könnte.«
    »Ja.«
    »Und das bedeutet?«
    »Ich weiß es nicht. Vielleicht ist es einfach eine Verwechslung. Yadin arbeitete mit Freiwilligen. Vielleicht hat einer von denen den Backenzahn eingesetzt, weil er dachte, er gehört dorthin.«
    »Du hast vor, Bergeron zu fragen?«
    »Am Montag.«
    Ryan berichtete mir von seiner Spur im Ferris-Fall.
    »Als ich den Namen Kessler durch unsere Datenbank laufen ließ, kam nicht sonderlich viel dabei heraus.«
    »Es gibt eben keine jüdischen Verbrecher.«
    »Meyer Lansky«, sagte Ryan.
    »Man verzeihe mir nur dieses eine Mal«, sagte ich.
    »Busty Siegel«, ergänzte Ryan.
    »Zum Zweiten.«
    »David Berkowitz.«
    »Zum Dritten.«
    »Versteigerst du was?«
    »Sieht ganz so aus.«
    »Ich habe ein bisschen herumgespielt, und dabei ist dann tatsächlich noch ein Name aufgetaucht. Hershel Kaplan.«
    Mir fehlten die Worte. Gibt’s überhaupt ein »zum Vierten«?
    »Kaplan ist ein Gelegenheitsgauner. Hat ein paar Mal wegen Wirtschaftssachen gesessen. Kreditkartenbetrug. Scheckfälschung. Benutzt auch die Namen Hershel Cantor und Harry Kester.«
    »Lass mich raten: Kessler war ebenfalls einer von Kaplans Decknamen.«
    »Hirsch Kessler.« Ryan zog eine Fotokopie aus seiner hinteren Hosentasche. »Ist das dein Knabe?«
    Ich betrachtete das Foto. Brille. Dunkle Haare. Dieser Kerl war glatt rasiert.
    »Vielleicht.« Sehen die alle gleich aus? Ich kam mir vor wie ein Trottel.
    Ich schloss die Augen und stellte mir Kessler vor.
    Ich öffnete die Augen und starrte das Verbrecherfoto an.
    Mein Unterbewusstsein meldete sich. Was?
    Der lange Hals. Die hängenden Augenlieder. Ein Wort, das mir in den Sinn kann, als Kessler mich vor dem Familienzimmer überfiel. Schildkröte. Ich hatte es ganz vergessen. Jetzt kam mir dasselbe Wort wieder in den Sinn.
    »Kessler hatte einen Bart. Aber ich glaube, es ist derselbe Mann.« Ich gab ihm die Fotokopie zurück. »Tut mir Leid. Aber besser geht’s nicht.«
    »Immerhin ein Anfang.«
    »Wo ist Kessler jetzt? Kaplan?«
    »Da bin ich gerade dran.«
    Als wir wieder bei mir zu Hause waren, redete Ryan mit Charlie, während ich duschte. Ich stand nackt neben dem Toilettentisch, als er in mein Schlafzimmer kam.
    »Keine Bewegung.«
    Ich drehte mich um, ein Baby-Doll-Nachthemd in der einen Hand, ein weißes Satin-Höschen in der anderen.
    »Ich muss Sie fragen, was Sie hier tun, Ma’am.«
    »Sind Sie Polizist?«
    »Deswegen stelle ich ja die unangenehmen Fragen.«
    Ich hob die Dessous und eine fragende Augenbraue.
    »Lassen Sie die Wäsche fallen und treten Sie vom Toilettentisch vor.«
    Das tat ich auch.
     
    Wie an jedem Montagmorgen war unser Institut auch an diesem ein Tollhaus. Vier Tote bei einem Wohnhausbrand. Ein Schussopfer. Ein Erhängter. Ein Kindstod.
    Nur ein Fall für mich.
    In einem Spülbecken im Keller eines Hochhauses in Côte Saint-Luc waren Objekte gefunden worden. Die Polizei hatte den Verdacht, dass es sich um Schädelfragmente eines Babys oder Kleinkinds handelte.
    Nach der Morgenbesprechung bat ich LaManche, mit mir in mein Labor zu kommen. Ich zeigte ihm Morissonneaus Skelett, berichtete ihm von seiner Geschichte und seiner möglichen Herkunft, und erklärte ihm, wie es in meinen Besitz gelangt war.
    Wie erwartet, gab LaManche den Überresten eine LSJML-Nummer und wies mich an, es als Coroner-Fall zu behandeln. Die endgültige Aufklärung sei meine Aufgabe. Sollte ich die Knochen für alt erklären, stehe es mir frei, sie den zuständigen Archäologen zu übergeben.
    Als LaManche wieder gegangen war, bat ich Denis, meinen Labortechniker, die Zähne des Skeletts zu röntgen. Dann widmete ich mich dem Baby.
    Ich musste zugeben, dass die Fragmente wie sehr junge und unvollständige Scheitelbeine aussahen. Die konkaven Oberflächen zeigten ein Gefäßmuster, wie es durch engen Kontakt mit der Außenhaut eines Gehirns entsteht.
    Eine gründliche Reinigung löste das Problem.
    Die »Knochen« waren Stücke einer Kokosnussschale. Das Adernmuster war das Resultat von Wasser auf zusammengebackenem Schlamm.
    Als

Weitere Kostenlose Bücher