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Totgeglaubte leben länger: 8. Fall mit Tempe Brennan

Totgeglaubte leben länger: 8. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Totgeglaubte leben länger: 8. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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undokumentiert ist.«
    »Ja.« Eine lange Pause. »Erzähl mir, wie du zu dem Skelett gekommen bist.«
    Ich berichtete ihm von Morissonneau und meinem Besuch im Kloster.
    »Heiliger Bimbam.«
    »Genau das hat Ryan auch gesagt.«
    Als Jake weitersprach, war seine Stimme fast nur noch ein Flüstern.
    »Was hast du jetzt vor?«
    »Zuallererst werde ich es meinem Chef sagen. Hier geht es schließlich um menschliche Überreste. Sie wurden in Quebec gefunden. Das heißt, der Coroner ist für sie zuständig. Außerdem kann es sein, dass die Knochen Beweismittel in einem Mordfall sind.«
    »Ferris?«
    »Ja.«
    »Und dann?«
    »Mit ziemlicher Sicherheit wird mein Chef mir den Auftrag geben, mich mit den zuständigen Behörden in Israel in Verbindung zu setzen.«
    Wieder folgte eine Pause. Graupel klatschte gegen das Fenster über meinem Schreibtisch und lief in Rinnsalen das Glas hinab. Zwölf Stockwerke unter mir verstopfte der Verkehr die Straßen und kroch über die Jacques-Cartier-Brücke. Hecklichter zogen funkelnde Bänder über den Asphalt.
    »Bist du sicher, dass das Skelett das auf dem Kessler-Foto ist?«
    Gute Frage. Über die ich noch gar nicht nachgedacht hatte.
    »Ich habe nichts entdeckt, was dagegen spricht.«
    »Hast du irgendwas gefunden, das dafür spricht?«
    »Nein.« Lahm.
    »Wäre es den Aufwand wert, dieser Frage noch einmal genauer nachzugehen?«
    »Ich mache es jetzt sofort.«
    »Würdest du mich anrufen, bevor du dich mit Israel in Verbindung setzt?«
    »Warum?«
    »Versprichst du mir, dass du mich zuerst anrufst?«
    Warum nicht? Schließlich hatte Jake die ganze Sache überhaupt erst ins Rollen gebracht.
    »Sicher, Jake.«
    Nachdem ich aufgelegt hatte, saß ich, die Hand auf dem Hörer, einen Augenblick nur da. Jake schien es nicht recht zu sein, dass ich zuerst die israelischen Behörden informierte. Warum?
    War er scharf auf das Erstveröftentlichungsrecht in Bezug auf die Entdeckung und Untersuchung des Skeletts? Hatte er Angst. die Kontrolle über das Skelett zu verlieren? Misstraute er seinen israelischen Kollegen?
    Ich hatte keine Ahnung. Warum hatte ich ihn nicht gefragt?
    Ich hatte Hunger. Der Rücken tat mir weh. Ich wollte nach Hause gehen, mit Birdie und Charlie zu Abend essen und es mir dann mit einem Buch gemütlich machen.
    Stattdessen holte ich Kesslers Foto wieder heraus und legte es unter das Mikroskop. Langsam bewegte ich mich vom Schädeldach über das Gesicht nach unten.
    Die Stirn zeigte keine eindeutigen Identifikationsmerkmale.
    Augen. Nichts.
    Nase. Nichts.
    Wangenknochen. Nichts.
    Ich drehte meinen Kopf nach rechts und nach links, um die Verspannungen im Nacken etwas zu lockern.
    Zurück zum Mikroskop.
    Als die Mundöffnung ins Blickfeld kam, starrte ich verdutzt durch das Okular. Dann hob ich den Kopf und schaute zu dem Schädel auf meinem Arbeitstisch hinüber.
    Irgendetwas stimmte nicht.
    Ich wandte mich wieder dem Mikroskop zu und verstärkte die Vergrößerung. Die Zähne wuchsen riesig an.
    Ich fokussierte auf den mittleren Schneidezahn und bewegte mich langsam von der Mittellinie des Oberkiefers nach hinten.
    Mein Magen knotete sich zusammen.
    Ich stand auf, holte meine Lupe und nahm den Schädel zur Hand.
    Ich drehte den Gaumen nach oben und untersuchte die Zahnreihe.
    Der Knoten wurde fester.
    Ich schloss die Augen.
    Was konnte das nur bedeuten?

13
    Ich trug das Foto vom Mikroskop zum Schädel. Mit der Lupe zählte ich von der Mitte des Gaumens bis zu einer Lücke auf der rechten Seite.
    Zwei Schneidezähne, ein Eckzahn. Zwei Vorbackenzähne. Lücke. Zwei Backenzähne.
    Dem Skelett auf Kesslers Foto fehlte der erste obere Backenzahn auf der rechten Seite.
    Dem Schädel auf meinem Arbeitstisch fehlte er nicht.
    War das also nicht das auf dem Foto abgebildete Skelett?
    Ich ging mit dem Schädel zum Mikroskop, hob den Okularteil an und legte den Schädel darunter. Dann richtete ich die Glasfaserlampe auf die rechten Backenzähne des Oberkiefers.
    Unter Vergrößerung sah ich, dass die Wurzeln der Backenzähne mehr als üblich frei lagen. Die Ränder der Zahnhöhlen waren löchrig und porös.
    Wurzelhautentzündung. Keine große Sache.
    Was allerdings eine große Sache war, war der Zustand der Kaufläche des ersten oberen Backenzahns. Die Zahnhöcker waren hoch und gerundet, während die Höcker der Nachbarzähne völlig abgenutzt waren.
    Was zum Teufel hatte das zu bedeuten?
    Ich fügte den Unterkiefer an und betrachtete die Bissstellung. Der erste Backenzahn kam mit

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