totgequatscht: Maggie Abendroth und der Teppich des Todes (German Edition)
Gespräch.«
»Hat sie gestanden?«
»Ungern, aber wie ich hörte, hatte Kollege Seidel einen ereignisreichen und erfolgreichen Nachmittag.«
»Und jetzt ist sie enttäuscht von ihrem Eckes?«
»Das kommt davon, wenn man sich mit Schalkern einlässt. Aber sei froh, dass sie geredet hat. Sonst wäre das hier anders ausgegangen. Du hast ja diesem Delitsch nicht gesagt, wo das Auto steht.«
»Wenn ich mich recht erinnere, war Matti vor dir da.«
»Jetzt mal nicht kleinlich werden, Frau Abendroth. Wir sprechen uns noch.« Winnie boxte mir zum Abschied freundschaftlich in die Schulter. Ich boxte zurück. »Genau. Wir sprechen uns noch …«
Winnie ging zurück zu seinen Kollegen, die eben dabei waren, die Autowracks zu bergen.
»Winnie!«, rief ich.
Er drehte sich um und lief rückwärts weiter.
»Guter Bulle! Frohe Weihnachten.«
Er verbeugte sich mit großer Geste. Dann verschwand er im Gewimmel der Einsatzkräfte.
Eine halbe Stunde später war meine Habe in Mattis großem Leichenwagen verladen. Den Kater hatte ich im Badezimmer wiedergefunden, und er hatte sich widerstandslos in die Transportbox schieben lassen.
Der Abschied vom Anbau fiel mir nicht schwer, besonders weil ich gesehen hatte, was die Spurensicherung unter den Teppichfliesen gefunden hatte – große Flecken getrockneten Blutes. Und wenn ich noch fünf Minuten länger geblieben wäre, hätte ich wahrscheinlich halluziniert, dass das Blut aus den Wänden tropft, denn die Tatwaffe, einen Hammer, wie mir der Mitarbeiter der Spurensicherung stolz erklärte, hatten sie hinter der alten Waschmaschine im Bad gefunden.
Bevor meine Drähte endgültig durchbrennen konnten, bekam ich eine SMS von Rudi, in der er mir mitteilte, dass er mir als Zeichen seiner Dankbarkeit seine Wohnung überlassen wollte.
SO LANGE DU WILLST!
Ich schrieb zurück:
Werd erst mal wieder nüchtern. Aber trotzdem, danke
.
»Warum sind Sie eigentlich hier und nicht in Spanien?«, fragte ich Matti, als wir losfuhren.
»Nun, ich habe eine Entscheidung getroffen.«
»Ist Gerrit van Sandt so zu seinem Ticket gekommen?«
»Herr Winnie machte den Vorschlag. Es war mir ganz recht.«
»Wussten Sie, dass er auch nicht mitgeflogen ist?«
»Nein.«
»Und da waren Sie die ganze Zeit zu Hause und haben mir beim Arbeiten zugeguckt?«
»Ich war zu Hause, aber nicht immer. Ich hatte ja zu tun. Reiseplanung.«
»Geht’s auch ein bisschen genauer?«
»Wir fahren nach Finnland.«
»Wer ist
wir
?«
»Wir drei. Sie, Doktor Thoma und ich. Zwei Wochen. Ich wollte Sie vorhin überraschen damit, aber dann ist Ihnen was dazwischen gekommen.«
»Ziemlich dezente Beschreibung für das Desaster.«
»Wollen Sie etwa wieder ablehnen?« Mattis Augen funkelten beinahe türkis, oder waren das nur die Reflexe der Blaulichter, die um uns herum auf den Polizeiwagen kreisten?
Ich hatte das Ja schon auf den Lippen, da holte meine innere Stimme aus, gab mir eine schallende Ohrfeige, und ich sagte: »Nein. Was für eine tolle Idee.
Finland, Finland, Finland, the country, where I want to be … eating breakfast or dinner … or just watching tie vie
.«
»Sie können gar nicht singen«, sagte Matti und lachte.
»Gewöhnen Sie sich dran. Das kann eine lange Reise werden.« Ich öffnete das Handschuhfach in Erwartung mehrerer Klafter Schokolade, die meine Nerven jetzt dringend brauchten. »Oh …! Die Weihnachtskollektion: Zitronenbrauseschneemänner von Oma Berti.«
»Hyvää Joulua«, sagte Matti.
»Maooooo«, kam es aus Doktor Thomas Transportkiste. Und was auch immer das heißen mochte – ich war dafür.
Kapitel 24
Ich hätte mich vorher über die Witterungsverhältnisse in Kemijärvi, der nördlichsten Stadt Finnlands, informieren sollen. Zwar war ich auf eine gewisse winterliche Landschaft eingestellt, schon allein deshalb, weil Matti mir bezüglich dicker Socken und Pullover alle erdenklichen Ratschläge und Ausrüstungsgegenstände gegeben hatte, aber wenn ich aus dem Fenster schaute, sah ich Winter 5.0. – Special Edition.
Und Matti mittendrin, auf dem zugefrorenen See. Meistens ohne Pullover. Unerschütterlich bei 20 Grad minus, vorbeiziehenden Rentieren, Dunkelheit, Aurea Borealis oder seiner Reisebegleitung, die täglich mehrere Stunden auf eine alte Remington Schreibmaschine eindrosch, weil ihr so langweilig war, dass sie beschlossen hatte, ihre Ankündigung wahr zu machen und einen Roman zu schreiben. Denn am Tag war es auch meistens dunkel. Es gab keinen Fernseher, und der nächste
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