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Totgesagt

Totgesagt

Titel: Totgesagt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Weaver
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mich zu orientieren. Mit dem Rücken zur Wand hielt ich mich nach rechts und versuchte, eine bessere Sicht auf die Treppe zu bekommen.
    Dann wurde das Licht eingeschaltet.
    Für einen Moment war ich völlig außer Gefecht gesetzt,
als wäre ich mit einem Betonklotz ins Gesicht geschlagen worden. Dann schälten sich aus dem weißen Licht wieder Umrisse heraus, und konturlose Flecken bekamen Kanten. Ich sah sie die Treppe herunterkommen. Malcolm nahm zwei Stufen auf einmal, Michael humpelte langsamer hinterher.
    Und Malcolm hielt die Pistole in der Hand.
    Ich sah mich um. Knapp zwei Meter rechts von mir befand sich der Sicherungskasten. Gleich daneben an der Wand lehnten die Spazierstöcke. Sie wirkten alt und zerbrechlich. Bis auf einen. Er war dick, sieben oder acht Zentimeter im Durchmesser, und trug eine harte Kugel als Griff.
    Daneben stand ein Pappkarton, der gut einen Meter tief in den Raum ragte, darauf ein zweiter, kleinerer Karton. Halb gebückt bewegte ich mich nach rechts, wobei ich darauf achtete, mich hinter den Kartons in meiner Nähe zu verbergen. Dennoch entdeckten sie mich, als ich von einem Karton zum nächsten huschte. Ein zweiter Schuss dröhnte, und die Kugel schlug dicht neben mir in die Decke ein. Putz rieselte wie Schnee zu Boden.
    Ich erreichte den Sicherungskasten und riss die Tür auf. Ein Geruch von Schimmel und Vernachlässigung schlug mir entgegen. In den Kasten hatte sich Rost eingefressen, doch die Kabel wirkten in gutem Zustand. Oben befand sich eine Reihe von Schaltern, dazu ein roter Haupthebel ein Stück weiter links. Ich griff nach dem Spazierstock und drehte ihn um, sodass ich die Spitze hielt statt des Griffs. Dann legte ich den roten Hebel um.
    Wieder wurde alles schwarz.
    In der Dunkelheit wurden die Geräusche wichtig. Ich hörte Scharren. Frustration. Neuorientierung. Einer der beiden sagte etwas, leise, doch nicht leise genug. Es klang nach Malcolm.

    Gebückt machte ich mich auf den Weg zurück dorthin, wo ich hergekommen war. In der Stille spürte ich kleine Stiche in den Wunden an meinem Rücken; sie wanderten durch das malträtierte Fleisch und über die Haut. Als mein Gehirn die Stiche registrierte, schien es sich auch an die Schmerzen in den Fingern meiner linken Hand zu erinnern; sie breiteten sich von den Resten meiner Fingernägel über meine Knöchel bis zu den Handgelenken aus. Ein Zittern fuhr durch meinen Körper.
    Als meine Augen sich langsam an die Dunkelheit gewöhnten, entdeckte ich einen von ihnen. Ohne es zu wissen, kam er auf mich zu. Michael. Er schien nervös, bewegte sich schwerfällig und schien mit der Situation überfordert.
    Der Verband an seinem Bein hatte alles andere als fachmännisch gewirkt. Einer aus der Gruppe, wahrscheinlich jemand mit medizinischen Grundkenntnissen, hatte die Kugel entfernt.
    Ich packte den Spazierstock, so fest ich konnte, und ging in die Hocke, wobei ich mich an der Wand abstützte. Die Dunkelheit war dicht wie Öl. Michael starrte geradeaus, ein Stück links an mir vorbei, auf eine Stelle, wo Gartengeräte hingen. Dann drehte er sich in die Richtung, aus der er gekommen war. Auch wenn er mir jetzt den Rücken zuwandte, war er noch zu weit entfernt.
    Sekunden später bemerkte ich eine weitere Bewegung. Jenseits des Sicherungskastens entdeckte ich Malcolm. Er trat gerade hinter einem der Kartonstapel hervor, der ihn noch halb verdeckte. Die Pistole hielt er mit ausgestrecktem Arm vor sich. Er war schwer zu erkennen; trotzdem konnte ich einen Teil seines Gesichts und einen Kreis von Licht in seinen Augen ausmachen.
    Seine Augen. Er kann dich sehen.
    Ich benutzte die Wand, um mich abzustoßen, und stürzte
mich auf Michael, der sich gerade zu mir umdrehte. Der dritte Schuss schlug dort, wo ich gerade noch gestanden hatte, durch einen Karton und in die Gartengeräte. Etwas fiel mit großem Getöse zu Boden.
    Ich holte aus und schlug den Spazierstock gegen Michaels Knie, sodass er zu Boden ging. Als seine Finger an einem Stück Holz Halt suchten, schlug ich ihm das dicke Ende des Stocks ins Kreuz. Er heulte vor Schmerz auf und ließ sich flach auf den Rücken fallen, auf seine Hand, mit der er die Stelle abtastete, an der ich ihn erwischt hatte. Seine Beine zuckten.
    Dann rührte er sich nicht mehr.
    An einem Karton vorbei schaute ich vorsichtig zu der Stelle, an der ich Malcolm entdeckt hatte. Er war nicht mehr dort. Ich sah nichts als Dunkelheit. Wenn er sich bewegt hatte, dann kam er zurück zur Mitte des Raumes.
    Und war

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