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Totgesagt

Totgesagt

Titel: Totgesagt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Weaver
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Kehle hinunterlief. Das Hämmern meines Herzens in der Brust. Ein scharfes, saures Brennen wie Feuer in meinen Lungen. Der Raum war kühl, doch ich merkte, wie eine Schweißperle aus einer Pore an meiner Stirn trat und über mein Gesicht lief. Sobald sie die untere Hälfte meines Halses erreicht hatte, verschwand die Wahrnehmung. Vom Hals abwärts spürte ich keinerlei Empfindung auf der Haut. Ich war tot, als stünden meine Organe und Muskeln nicht mehr in Verbindung mit meinen Blutbahnen und Nerven.
    Klong.
    Die Haupttür öffnete sich mit einem langsamen, jammernden Quietschen und einem metallischen Rumpeln. Ein Mann erschien in der Öffnung. Nicht Legion, jemand anders. Seine Gestalt wirkte gewaltig. Schätzungsweise einsdreiundneunzig und satte hundertzehn Kilo schwer. Sein blondes Haar war kurz geschoren. Er war von Kopf bis Fuß schwarz gekleidet und betrachtete mich einen Moment. Dabei neigte er den Kopf ein wenig zur Seite. Er wirkte leicht amüsiert über das, was er sah. Dann trat er in den Raum und zog die Arme hinter dem Rücken hervor. Er trug etwas in den Händen. Zuerst hielt ich es für einen Gürtel. Dann wurde mir klar, dass es sich um etwas Schlimmeres handelte, eine vielzüngige Peitsche mit zwölf am Ende herabbaumelnden Knoten.
    Sie sah aus wie eine mittelalterliche Geißel.
    »Verdammt, was habt ihr mit mir gemacht?«
    Der Mann erwiderte nichts. Er trat einfach weiter in den Kühlraum und schob die Tür hinter sich zu. Wieder ächzte sie gewaltig. Er ging zu der zweiten Tür neben den Fleischerhaken und öffnete sie. Dahinter war es dunkel. Der Mann drehte sich zu mir um und verschwand dann in dem Raum.

    »Verdammt, was habt ihr mit mir gemacht?«, brüllte ich ihm hinterher.
    Schweigen.
    Ich schaute an mir hinunter und versuchte verzweifelt, meine Finger zu bewegen, meine Hände, meine Beine. Alles, was meine Versuche bewirkten, war das Gefühl , dass etwas passierte. Mein Ehering blieb weiterhin auf meinem Handrücken liegen. Völlig unbewegt.
    Der Mann trat wieder aus der Dunkelheit hervor. Noch immer trug er die Peitsche, doch jetzt hatte er auch einen Stuhl bei sich. Er kam zu mir herüber, stellte den Stuhl mir gegenüber hin, sodass unsere Füße sich beinahe berühren konnten, und nahm Platz. Er blinzelte nicht ein einziges Mal.
    »Ich heiße Andrew«, sagte er.
    »Was habt ihr mit mir gemacht?«
    »Es ist schön, Sie endlich kennenzulernen, David.«
    »Was habt ihr mit mir …«
    »In vielerlei Hinsicht bewundere ich Sie«, fiel er mir ins Wort und streckte einen Finger hoch, um mich zum Schweigen zu bewegen. »In vielerlei Hinsicht. Meine Organisation hat es bisher geschafft, sich gegen Leute wie Sie zu verteidigen. In den seltenen Fällen, in denen Außenstehende bisher in unsere Nähe gekommen sind, konnten wir sie von der Fährte abbringen. Nur nicht Sie, David. Sie sind etwas Besonderes . Bevor Sie auf der Bildfläche erschienen, hat kein Mensch je herausgefunden, was wir hier aufgebaut haben. Ich vermute, wir haben ein paar Fehler begangen. Aber ich denke auch, dass wir Sie unterschätzt haben.«
    Ich betrachtete die Peitsche, dann schaute ich ihm wieder ins Gesicht. Er hatte die Augen kein einziges Mal von mir abgewendet. Und immer noch kein einziges Mal geblinzelt.
    »Jeder hier hat Fehler begangen, manche größere als andere,
doch wir geben den Leuten eine Chance, von vorn anzufangen. Im Gegenzug verlangen wir allerdings auch einiges. Wir verlangen, dass diese Menschen sich selbst dem Programm überlassen. Ohne Einschränkung. «
    Er legte eine Pause ein und musterte mich gründlich.
    »Außerdem verlangen wir völlige Geheimhaltung.«
    Wieder schwieg er, diesmal länger. Er atmete ein und aus. Dabei betrachtete er mich, als wollte er sich ein Bild davon machen, ob ich in der Lage war, seinen Worten zu folgen.
    »Hören Sie mir zu? Wir haben hier zu hart gearbeitet, sind zu weit gegangen. Das alles wird nicht ans Licht kommen, bloß weil ein bedeutungsloser Junge irgendwo im Äther verschwunden ist.«
    Er meinte Alex.
    Wir starrten einander an. Sein Blick war intensiv und machtvoll. Keiner von uns wollte als Erster wegschauen. Schließlich blinzelte er und wandte sich ab, wobei er sich auf den Ehering auf meiner Hand konzentrierte.
    »Was Sie nie begriffen haben, David, ist die Tatsache, dass unsere alten Leben nicht mehr existieren. Wir haben keinen Platz mehr, an den wir zurückkehren könnten. Wir lassen die Gesellschaft hinter uns und gehen nicht mehr zurück. Wenn Sie

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