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Totgesagt

Totgesagt

Titel: Totgesagt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Weaver
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hätten, was Sie wollten. Ohne sie hatten Sie gar nichts.«
    Ich starrte ihn an. »Also tun Sie immer, was Ihr Boss sagt?«
    »Wie bitte?«
    »Derjenige, mit dem Sie telefoniert haben, ehe Sie Sarah ermordeten. Er gibt Ihnen einfach einen Befehl, und Sie tun, was er sagt. Sogar wenn Sie ein unschuldiges Mädchen töten sollen?«
    Er schwieg.
    »Bedeutet ein Menschenleben Ihnen gar nichts?«
    Er warf mir einen giftigen Blick zu. »Es bedeutet mir eine Menge«, sagte er. »Es bedeutet mir mehr, als Sie sich jemals vorstellen können.«
    Er beugte sich zur Seite und zog eine Geldbörse aus der Hosentasche. Darin befand sich ein Führerschein. Er hielt ihn hoch, sodass ich ihn sehen konnte. Auf dem Dokument befand sich ein Foto von ihm.
    »Ich gehe davon aus, dass Sie schon etwas über mich gelesen haben. Ich habe zehn Jahre gesessen, weil ich einen alten Mann mit einem Stück Glas niedergestochen habe. Und wissen Sie auch, warum?«
    »Sie waren drogensüchtig.«
    »Genau. Ich brauchte Rettung. Das bedeutet Erlösung. Dass man eine böse Saat ausgräbt und an ihre Stelle etwas Gutes sät.«
    »Und? Sind Sie erlöst worden?«
    »Ja.«
    »Ihre Vorstellung von Erlösung ist offenbar sehr verschieden von meiner.«
    »So verschieden nun auch wieder nicht, David«, erwiderte er lächelnd. »Sie sind auch ein Mörder.«
    Klick.
    Ein Geräusch hinter mir. Die Tür wurde geöffnet.
Myzwik schaute über meine Schulter hinweg. Plötzlich veränderte sich sein Gesichtsausdruck vollständig: Alles stürzte in sich zusammen, jegliche Selbstkontrolle schwand.
    Er hatte Angst.
    Vor mir, in einem der Bilderrahmen, entdeckte ich eine Spiegelung. Ein Umriss dicht neben meiner Schulter. Eine Silhouette. Das Gesicht konnte ich nicht erkennen. Auch nicht, ob der Mann mich oder Myzwik betrachtete. Aber ich konnte etwas riechen.
    Einen Geruch wie Verwesung.
    Ich betrachtete Myzwik. Seine Augen huschten zwischen mir und dem Mann hinter mir hin und her. Dann trat er langsam zur Seite, räusperte sich, so als könnte er den Gestank nicht ertragen.
    Links von mir nahm ich eine Bewegung auf dem Fußboden wahr.
    Ich wandte den Kopf und schaute hinunter. Eine Kakerlake krabbelte an einer Ritze zwischen zwei Bodendielen entlang. Sie war hinter mir aufgetaucht und folgte dem Verlauf der Ritze bis hinüber zu den Schränken. Aus dem Augenwinkel bemerkte ich, dass auch Myzwik sie beobachtete, so lange, bis sie mit den Schatten verschmolz. Dann schaute er wieder zu dem Mann hinter meinem Rücken. Schließlich schob er sich rückwärts an der Küchenzeile entlang bis in die Ecke des Zimmers.
    Als ich erneut einen Blick in den Bilderrahmen warf, begriff ich, warum.
    Dort im Spiegelbild sah ich Legion, seine Maske halb verborgen in der Dunkelheit. In den Händen hielt er eine Spritze. Und ehe ich die Chance hatte, irgendetwas zu unternehmen, war er schon bei mir und stieß die Nadel in meinem Hals.
    Alles wurde schwarz.

37
    Als ich zu mir kam, saß ich mitten in einem ehemaligen Industriekühlraum. Er hatte keine Fenster und wurde vom matten Leuchten einer einzelnen Neonröhre über mir beleuchtet. Fleischhaken hingen von einer langen Metallstange links von mir herab. Ich entdeckte eine kleinere Tür zu einem Nebenraum und Blutspritzer an den cremefarbenen Wänden. Etwas tropfte. Die unmittelbare Umgebung der Haupttür war von Rost bräunlich orange verfärbt.
    Ich saß auf einem alten Holzstuhl, aber man hatte mich nicht an den Stuhl gefesselt. Meine nackten Füße standen perfekt parallel zueinander auf dem Boden. Meine Arme ruhten flach auf den Lehnen. Meine Finger waren in gleichmäßigen Abständen gespreizt, den Ehering hatte man mir abgenommen und auf den Handrücken gelegt. Hose und T-Shirt hatte man mir ausgezogen, sodass ich nur meine Boxershorts trug.
    Und ich konnte mich nicht bewegen.
    Den Kopf konnte ich nach beiden Seiten drehen – doch der Rest meines Körpers war gelähmt. Ich war nicht in der Lage, einen einzigen Muskel zu bewegen, konnte nicht einmal einen Finger krümmen. Ich wusste, was ich tun wollte, mein Körper bettelte geradezu darum, doch nichts passierte. Vom Hals abwärts war ich tot.
    Ich schrie auf. Ein mächtiger, kehliger Laut, vom Zorn angefacht, hallte durch den Kühlraum. Als er verebbte, schrie ich wieder, lauter und länger.
    Wieder verhallte mein Schrei.
    »Was habt ihr mit mir gemacht?«
    Stille. Das einzige Geräusch war das Tropfen.
    Ich schluckte.

    In meinem Inneren spürte ich alles . Der Speichel, der mir die

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