Touchdown fürs Glück (German Edition)
später Claires Name im Display erschien, ignorierte Liv es und machte sich daran, ihr Make-up zu überprüfen. Nicht nur wegen dieser eingefädelten Farce verfluchte sie die Freundin, sondern auch dafür, sie zu diesem Kleid und dieser Frisur überredet zu haben. Mittlerweile war sie sich nicht mehr sicher, passend gekleidet zu sein.
Das knappe Kleid reichte nur ansatzweise bis zu den Knien, hatte lediglich minimale Ärmel und bestand aus vielen unregelmäßigen Stoffbahnen, die wie metallene Plättchen aussahen und locker übereinander fielen. Zwar war es hochgeschlossen und verdeckte sogar das Schlüsselbein , aber mit den offen en Locken, den roten Lippen, dunklen Strümpfen und unerhört hohen schwarzen Schuhen hätte sie auch auf ein Rockkonzert gehen können. Das Kleid mit dem Metallicton, der eine Mischung aus Gold und rötlichem Kupfer war, hatte ihr bereits auf dem Bügel im Geschäft gefallen. Ohne Claires Zuspruch hätte sie es jedoch niemals für diesen Anlass gekauft. Ihr Boss würde mit ihr am Tisch sitzen ebenso wie Harm ... Oh Gott! Was hatte sich Claire dabei bloß gedacht? Julian hatte Harm bei ihrer letzten und einzigen Begegnung als Pisser beschimpft und ihm mit Schlägen gedroht, sollte er sie anfassen! Am Ende des Abends wäre sie sicher arbeitslos!
Mit einem unguten Gefühl nahm sie den Lippenstift von der Ablage und steckte ihn zusammen mit dem Handy in ihre schwarze Clutch, bevor sie wieder ins Wohnzimmer ging, wo Julian gerade sein Handy in der Manteltasche verschwinden ließ.
„Brian hat gerade angerufen und ge sagt, du willst nicht, dass ich dich begleite“, sagte er ohne Einleitung und sah sie fragend an.
Es ging hier sicher nicht darum, was sie wollte. Was sie im Grund e ihres Herzens wollte , war, ihm die schmale, schwarze Krawatte aus dem Kragen seines weißen Hemdes zu ziehen, das Sakko herunterzureißen, ihn auf die Couch zu stoßen und zu küssen, bis sie beide nach Luft schnappen mussten.
„Ich bin nur sauer, dass Claire und Brian solche Spielchen spielen“, sie seufzte, „du musst dich nicht verpflichtet fühlen, meine Begleitung zu spielen, weil Claire dir auf die Mitleidstour kam.“
Er trat mit grimmiger Miene auf sie zu, „irgendwie komme ich zu der Ansicht, dass du mich nicht dabei haben willst.“
Und ob sie das wollte! Aber Liv wusste auch, dass ihr sehnsüchtiger Wunsch, Julian bei sich zu haben, ein Wunsch bleiben würde. Er war mit jemandem liiert und hatte die Scheidung hinter sich gelassen. Dass er sie heute begleitete, hieß nur, dass er vorübergehend bei ihr war – als ihr Kumpel , ohne dass es etwas bedeutete.
„So ist das nicht. Ich möchte dir nur keine Umstände bereiten.“
„Liv“, fragte er ernsthaft, „darf ich dich bitte heute Abend begleiten?“
Sie nickte nach kurzem Zögern. Was machte es jetzt noch aus?
„Wunderbar“, Julian schien erleichtert zu sein, „hast du alles?“
„Wir sind sehr früh dran“, gestand sie, „Claire kommt immer zu spät, deshalb habe ich ihr eine frühere Zeit genannt.“
Schelmisch reichte er ihr einen Arm, „unten wartet ein Wagen auf uns. Dass wir früh dran sind, stört mich nicht. Dann kann ich länger mit dir angeben.“
„Julian“, sie sah ihn unsicher an und musste sich schier davon abhalten, auf der Unterlippe zu nagen, um den Lippenstift nicht zu verschmieren, „mal ehrlich, bitte. Ist das Kleid nicht zu unpassend für eine Gala?“
Er blieb stehen und ließ seine Blicke nachdenklich über die langen Beine und das aufregende Kleid wandern. „Nein.“
Verzweifelt packte sie seinen Unterarm, „ich will mich nicht blamieren!“
„Baby“, sein Gesicht drückte Ernst und gleichzeitig Amüsement aus, „du bist wunderschön , absolut passend gekleidet und die schärfste Architektin, die ich mir vorstellen kann.“
Trotz ihrer Verzweiflung musste sie am Rand einer hysterischen Panik lachen. „Oh Gott! Der Abend wird ein Desaster!“
Formvollendet hielt er ihr den Mantel auf, öffnete jede verfügbare Tür für sie und hatte eine schwarze Limousine bestellt, die sie zur Gala nach Downtown brachte. Obwohl sie relativ früh dran waren, füllte sich der Saal bereits und auch an der Garder obe gab es eine Schlange, in die sie sich einreihten, um ihre Mäntel abzugeben. Julians Erscheinung war generell eine Attraktion, weil gutaussehende, muskulöse Männer mit einer Größe von über 1,90 m und schokoladenbraunen Augen nicht auf den Bäumen wuchsen, aber bekleidet mit einem schwarzen
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