Touchdown fürs Glück (German Edition)
Maßanzug und dezent zerzausten blonden Haaren zog er mehr bewundernde sowie lechzende Blicke auf sich als eine Sahnetorte bei einem Weightwatchers-Treffen.
Dass er ihr seine volle Aufmerksamkeit schenkte, ließ sie innerlich verglühen.
„Möchtest du an der Bar etwas trinken?“
Ein Drink klang himmlisch, also nickte sie und spürte seine Hand an ihrem Rücken, als er sie durch das Gedränge eskortierte. Dort bestellte er einen Cosmopolitan für sie und einen Wodka Tonic für sich selbst. Liv nippte nervös an ihrem Glas und sah sich unbehaglich um. Bis jetzt hatte sie verdrängen können, dass alle Menschen hier sie auf der Bühne anstarren würden, während sie sich beim Komitee bedanken und eine kurze Rede halt en würde. Plötzlich fühlte sie sich wieder wie Anfang zwanzig, als sie das erste Referat halten musste und vorher beinahe vor Aufregung gebrochen hätte .
„Du wirst doch sicher kein Lampenfieber bekommen“, seine Lippen verzogen sich zu einem sinnlichen Lächeln, als könnte er ihre Gedanken lesen. „Das ist dein Abend. Genieße es.“
„Mhh ... ich schlottere vor Angst“, gestand sie.
„Das musst du nicht“, lässig hielt er sein Glas in der einen Hand und streichelte mit der anderen über ihr Handgelenk, „du hast den Preis verdient, du siehst phantastisch aus und musst nichts anderes tun, als dich kurz und knapp zu bedanken.“
Sie lächelte schwach, „bist du dir sicher?“
„Glaub mir“, seufzend trank er seinen Drink aus und bestellte einen neuen, „in den letzten Jahre n musste ich an mehr Galas, Abendveranstaltungen und Preisverleihungen teilnehmen , als ein einziger Mensch verkraftet. Die meisten Anwesenden hier wollen einfach nur gesehen werden und erhoffen sich , mit einem Bild in der Zeitung zu landen. Je länger du oben stehst und sprichst, desto länger hältst du sie vom Essen ab. Mach es kurz und knackig, dann werden s ie dir zu Füßen liegen.“
„Du machst mir wirklich Mut!“ Lachend entfernte sie einen kleinen Fusel von seinem Ärmel. „Aber danke für den Tipp!“
Wenig später gingen sie zu ihrem Tisch, an dem bereits Mr. Morris mit seiner Frau sowie Harm nebst Begleitung saß. Ihr Chef sah mit seiner roten Fliege, dem weißen Hemd, unter dem sich ein enormer Bauch versteckte, und einem schwarzen Blazer eher wie der Direktor eines Zirkus’ aus, aber sein herzliches Wesen und die warmen Augen dominierten seine Erscheinung zu sehr, um seiner Kleidung größere Beachtung zu schenken. Seine Frau verdeckte die zusätzlichen Pfunde in einem schw arzen Kleid, das ihr unglaublich gut stand. Liv fand, dass Adele Morris für eine Frau von Mitte sechzig sehr gut aussah und wesentlich jünger wirkte.
Harms Begleitung dagegen fiel unangenehm auf . Ihr wasserstoffgefärbtes Haar trug sie zu einer aufgebauschten Frisur, die durch den grellen Farbton sehr künstlich wirkte. Künstlich wirkte auch die zu volle Oberlippe und die zu vollen Brüste, die aus dem tiefen Ausschnitt des dunkelroten Abendkleids zu fallen drohten. Neben Harm und seiner dezenten Abendgarderobe fiel die stark geschminkte Blondine an seiner Seite wie ein bunter Hund auf.
Liv stellte ihr en Tischnachbarn Julian vor, unterließ es jedoch, ihn als ihren E xmann zu bezeichnen, und bemerkte mit Vergnügen , wie höflich und charmant er ihrem Boss und seiner Frau gegenüber war. Plötzlich war sie Claire dankbar, Julian gebeten zu haben, sie zu begleiten.
Mr. Morris schien hellauf begeistert zu sein, Julian an seinem Tisch sitzen zu haben, weil er Titans -Fan war , während seine Frau sich von Julians Charme becircen ließ. Harm dagegen begrüßte ihn zwar, beobachtete ihn jedoch kritisch und zweifelnd, bevor er ihnen seine Begleitung vorstellte , die s ich als die Schwester seiner zickigen Bekannten Meredith entpupp te . Dass Liv die familiäre Bande nicht gleich aufgefallen war, bedurfte keiner Erklärung, da beide Schwestern anscheinend Anhängerinnen von kosmetischer Chirurgie waren, die jegliche Familienähnlichkeit beseitigt haben musste.
„Oh, Sie sind M erediths Schwester“, Liv sah die Blondine über den Tisch neugierig an, während Julian ihr den Stuhl zurechtrückte und sich anschließend neben sie setzte .
„Ja“, sie lächelte mit viel zu großen Zähnen unnatürlich auf. „Meredith hat mir schon viel von Ihnen erzählt.“ Sie wirkte so bemüht f reundlich, dass es ein Witz war, weil sie ihre abschätzigen Blicke kaum verbergen konnte. Anstatt auf ihre Begleitung einzugehen,
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