Touchdown fürs Glück (German Edition)
sie nervös war.
Sehr unsicher hob er seine Schulter, „ich weiß, dass ich dich dam it überfallen habe, Liv, aber ich möchte noch heute losfahren.“
„Natürlich“, murmelte sie leise vor sich hin und senkte den Blick. „Lass mich kurz mit meinem Boss sprechen und zuhause schnell ein paar Dinge packen.“
Das Schweigen in s einem Land Rover zerrte an Julians Nerven. Sie waren seit knapp einer Stunde unterwegs und sprachen kein Wort. Er hatte sie abgeholt, ihre Tasche in den Kofferraum gepackt und war losgedüst, sobald sie sich angeschnallt hatten. Sie würden etwa sechs Stunden unterwegs sein, um nach St. Albans zu kommen, wo seine Großmutter lebte. Als er vor wenigen Stunden mit seiner Mutter telefoniert hatte, war ihm das Herz in die Hose gesackt, denn er liebte seine Großmutter und konnte sich nicht vorstellen, dass sie starb. Sie war stets eine agile Frau gewes en, hatte erst im letzten Sommer ihren sechsundsiebzigsten Geburtstag gefeiert und nur zwei Wochen später die Diagnose Krebs erhalten. Während seiner Kindheit in Idaho war er praktisch bei ihr groß geworden, da seine Eltern un d Großeltern Tür an Tür gelebt hatten. Nachdem sein Großvater vor vier Jahren gestorben war, hatte sich Granny dazu entschlossen, zurück nach Vermont zu ziehen, da sie dort aufgewachsen war , und ihre drei Schwestern immer noch in ihrer Heimatstadt wohnten.
Er blickte Liv von der Seite an und sah, dass sie in Gedanken versunken war. Sie hatte sich umgezogen und trug s chwarze Leggins, die in überdimensionalen Hausschuhen steckten, sowie einen großen Pulli in Zopfmuste r, der ihr über die Oberschenkel reichte. Wenn sie früher zusammen mit dem Auto gereist waren, hatte sie auch immer bequeme Kleidung getragen. Er erinnerte sich sogar daran, da ss sie einmal einen Pyjama angezo gen hatte, weil sie nachts gefahren waren. Beinahe hätte er bei der Erinnerung gelächelt.
Es wunderte ihn nicht, dass sie sofort bereit gewesen war, seine Großmutter zu sehen. Liv war ein Einzelkind, das ohne Mutter aufgewachsen war . Ihr Vater hatte sie in ein Internat gesteckt , als sie zehn Jahre alt gewesen war. Ihre Mom war gestorben, als Liv noch in den Windeln steckte , und ihr Dad war ein vielbeschäftigter Wirtschaftsboss, der in der Welt herumreiste.
Als Julian sie mit nach Idaho nahm, um seine Familie kennenzulernen, hatte Granny die neunzehnjährige Liv unter ihre Fittiche genommen und quasi adoptiert. Julian und sie waren erst seit einigen Wochen liiert gewesen, doch für Granny stand damals schon fest, dass Liv zur Familie gehörte. Im ersten Jahr ihrer Ehe war Granny häufig zu Besuch gekommen, um Liv zu unterstützen, während Julian als Nachwuchsspieler unterwegs war. Zu Granny hatte Liv immer die engste Beziehung in der ganzen Familie gehabt. Mit seiner Mom war sie gut zurechtgekommen, doch das Verhältnis zu Granny hätte nicht herzlicher, enger oder liebevolle r sein können.
Julian hatte Liv s Dad dreimal in seinem Leben gesehen und wusste fast gar nichts von seinem Schwiegervater – er glaubte auch nic ht, dass sich Liv s unterkühlte Beziehung zu ihrem Vater geändert hatte , während Granny ihr sehr viel zu bedeuten schien. Das sah man allein daran, dass sie nun neben ihm saß, obwohl sie in den vergangenen Jahren alles unternommen zu haben schien, um ihm aus dem Weg zu gehen und ihn zu vergessen.
„Ist dir warm genug?“ Er drehte den Belüftungsknopf automatisch nach unten, da sie im Auto gerne warme Füße hatte.
„Danke“, murmelte sie in ihren Pulli und schlang die Arme um sich. Wie er trug auch sie eine Sonnenbrille gegen die grelle Sonne, die ins Innere des Autos schien. Während er die klassische Pilotenbrille von RayBan trug, war ihr Modell eckig und so dunkel, dass er ihre Augen dahinter nicht sehen konnte.
Julian zermarterte sich das Gehirn, wie er eine Unterhaltung in Gang bringen konnte. „Hattest du Probleme, dir frei zu nehmen?“
„Nein“, sie seufzte und strich sich eine Locke hinter das Ohr, „morgen ist sowieso schon Freitag , und ich hatte etwas vorgearbeitet.“
„Mhh.“
Liv winkelte ein Bein an, „und du?“
„Bei mir?“ Irritiert, dass sie den Hauch von Interesse zeigte, sah er sie kurz an, bevor er sich wieder auf den Highway konzentrierte.
„Du bist schließlich ganz neu im Team.“
„Das war okay“, er spielte an der Heizung herum, „die Saison fängt lange noch nicht an. Momentan ist erst leichtes Training angesagt.“
„Mhh“, erwiderte
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