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Touched

Touched

Titel: Touched Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corrine Jackson
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gingen mir nicht in den Kopf.
    Anna dachte, Heilerinnen hätten keine Möglichkeit, sich zu verteidigen. Ich aber schon. Und außerdem war ich nicht nur ein Energieleiter. Wie ein Spiegel warf ich Schmerzen aufjene zurück, die mir wehtaten. Ich war doch bestimmt nicht die einzige Heilerin mit diesen Fähigkeiten?
    Und wie verhielt es sich mit den Schmerzen, die mit einer Heilung einhergingen? Und mit der Kälte danach? Anna hatte die Schwäche erwähnt, die ich fühlte, aber nicht, dass ich die Verletzungen und Schmerzen anderer übernahm. Dabei musste sie es vermutet haben, weil ich über die Jahre zu viele ihrer Verletzungen absorbiert hatte. Asher hatte allerdings nicht gewusst, dass seine Schmerzen zu meinen würden. Ich erinnerte mich, wie bestürzt er gewesen war, als ich ihm die Wahrheit gestand.
    Und damit kam ich zur größten Ungereimtheit überhaupt. Asher hatte mir geraten, mich von ihm fernzuhalten, weil er nicht riskieren wollte, dass er mir wehtat. Wenn Beschützer darauf aus waren, Heilerinnen zu töten, dann sprengte er den üblichen Rahmen. Denn er wollte mir keinen Schaden zufügen.
    Anna hatte gesagt, seit dem Krieg seien Heilerinnen und Beschützer keinen Bund mehr eingegangen. Stimmte meine Vermutung, dann bildeten Asher und ich die Ausnahme von der Regel. Was für eine andere Erklärung konnte es sonst geben? Seit unserer ersten Begegnung hatten sich meine Fähigkeiten verstärkt, einschließlich der Möglichkeit, mich selbst zu beschützen. Ich brannte darauf, die Richtigkeit meiner Vermutungen bestätigt zu bekommen, denn das würde bedeuten, dass auch er sich verändert hatte.
    Ich nahm den iPod und spulte an die Stelle zurück, ab der ich nicht mehr in der Lage war zuzuhören, und drückte wieder auf Play. Ich starrte aus dem Fenster in den Wald hinaus. Der Morgen nahte, und die schwarze Nacht verblasste zu taubengrauen und helllila Farbtönen. Die Masse aus schneebedecktem Gehölz trennte sich in einzelne Bäume.
    »Oh, Remy, du besitzt die Gabe, sie wieder sterblich zu machen.
    Das wollen sie mehr als alles andere, und um das zu bekommen, töten sie dich. Wenn du meinst, sie hätten dich gefunden, lauf los. Denn wenn sie dich fangen … Lass. Dich. Nicht. Fangen!
    So, auf dem dritten Track erfährst du, wie du deinen Großvater findest. Ich hätte dich schon längst zu ihm bringen sollen, aber ich konnte nicht … ich habe meine Instinkte missachtet … und deshalb sind wir …Du bist viel besser als ich, Kid.«
    Vor Sorge und Bedauern wurde die Stimme meiner Mutter sanfter. Sorge, weil sie mich allein ließ. Bedauern, weil sie sich mit Dean eingelassen hatte. Unten bemerkte ich eine Bewegung. Asher. Es überraschte mich nicht, ihn in dem Park am Rand unseres Gartens zu entdecken.
    »Hör auf deine Instinkte.«
    Der Track endete und ich schaltete das Gerät aus. Asher starrte mit gequältem Blick zu mir herauf – gefangen zwischen Bedauern und Verlangen. Vielleicht machte ich den größten Fehler meines Lebens, aber ich hatte mich entschieden.
    Ich würde nicht davonlaufen.

   12

    Ich versuchte, trotz Armschlinge in meinen Mantel zu schlüpfen, und eilte in dem verlotterten Sweatshirt, in dem ich geschlafen hatte, die Treppe hinunter. Ich schrieb eine Nachricht, dass ich spazieren gegangen sei, und befestigte sie mit einem Magneten am Kühlschrank, ehe ich durch die Hintertür hinaustrat.
    Asher war verschwunden, aber ich wusste, dass er noch in der Nähe war. Ein Labyrinth aus kurzen Pfaden durchtrennte den Townsend Park, ein bewaldetes Naturschutzgebiet. Der Park, der nur einen Block breit war, war ein beliebtes Ziel für Vogelbeobachter und gelangweilte Teenager, die sich in diesem Irrgarten die Zeit vertreiben wollten. Ein paar Pfade brachten einen zu einem ruhigen Plätzchen in der Mitte, und ich steuerte auf den Eingang zu, nachdem ich Asher dort zuletzt gesehen hatte. Drinnen war alles schneebedeckt, und die Äste, die sich über den Weg wölbten, trübten das neblige Morgenlicht. Unsicher, welche Richtung ich nehmen sollte, blieb ich stehen, als ich leise seine Stimme hörte.
    »Remy, was treibst du hier draußen?«
    Er schimpfte mich, weil ich allein in die Kälte hinausgegangen war, um ihn zu treffen. Es fiel leichter,sich auf seine Stimme zu konzentrieren, als sich meine Augen auf das Licht eingestellt hatten. Ich kam zu einer Lichtung. Dort stand er und hatte mir den Rücken zugewandt.
    »Ich konnte nicht schlafen. Die Schmerzmittel wirken nicht mehr.«
    Meine

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