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Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre

Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre

Titel: Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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sie haben mich möglicherweise gesehen.
    Zur Entrüstung meiner Mutter kehrte ich mit leerem Krug an unseren Tisch zurück.
    Mein Vater jammerte: »Ich würde ja selbst gehen, aber ich weiß nicht, ob der Rollstuhl zwischen den Tischen durchpasst.«
    Also schnappte sich meine Mutter den Krug und eilte fast im Laufschritt zur Küche, verschwand durch die Tür und war in null Komma nichts wieder zurück. Ich suchte in ihrem Gesicht nach Anzeichen, dass sie ebenfalls Zeugin von Mrs. Urquharts skandalösem Verhalten geworden war, doch ihre Miene war die übliche Maske aus Max-Factor-Grundierung und Enttäuschung vom Leben.
    Montag, 25. Juni
    Es hat den ganzen Tag geregnet. Der Bach am anderen Ende des Feldes plätschert fröhlich. Meine Mutter fragte mich, ob ich glaube, er könnte über die Ufer treten. Ich beruhigte sie, dass laut Tony Wellbock vom Postamt das Feld hinter den Schweineställen in den vergangenen zehn Jahren nur selten überschwemmt wurde.
    Ein Brief von Mr. Plant.
    Sehr geehrter Mr. Mole,
    spanische.
    Mit freundlichen Grüßen
    Mr. Plant
    PS: Bitte schreiben Sie mir nicht mehr.
    Dienstag, 26. Juni
    Heute ist Tony Blairs letzter Tag als Premierminister von Großbritannien. Ich gehe davon aus, dass er einen langen Tag vor sich hat und versuchen wird, seinen Ruf zu reparieren.
    Vielleicht geht er einige der im Irak schwer verletzten Soldaten im Krankenhaus besuchen.
    An seinem letzten Tag im Amt empfing Mr. Blair Arnold Schwarzenegger.
    Wenn ich Mr. Blair jetzt anschaue, sehe ich einen schwachen Mann, der uns aus persönlicher Eitelkeit in den Krieg geführt hat. Alles, was er für das Land getan hat, scheint sich aufzulösen. Ich bin ja Atheist, aber falls sich herausstellen sollte, dass es doch einen Gott gibt, dann würde ich vielleicht glauben, dass Er biblischen Regen auf Blairs Vermächtnis der Sünde fallen ließ – Casinos, Pornografie im Fernsehen, Komasaufen, Messerstechereien und Sofortkredite. Ich setze große Hoffnungen in Mr. Brown, einen Mann von Format, Würde und arithmetischen Fähigkeiten. Ich glaube, er ist ein heimlicher Sozialist, der in die Downing Street 10 hineingehen wird wie Clark Kent in die Telefonzelle: Ich bin überzeugt, dass Mr. Brown als Superman herauskommen wird.
    Meine Mutter ist völlig besessen von Erinnerungsbüchern an traurige Kindheiten, momentan liest sie Sie nannten mich »Es« von David Pelzer. Heute Abend meinte sie: »Ich könnte auch ein Buch schreiben.«
    Vermutlich glaubt sie, das würde ihr Leben aufwerten.
    Mittwoch, 27. Juni
    Für das ganze Land wurden Hochwasserwarnungen ausgegeben. Die Einwohner von Hull erleben jetzt schon schreckliche Zustände.
    War bei meinen Eltern, um unseren Anteil an der Hypothek zu bezahlen. Im Fernsehen liefen die Nachrichten. Eingehend betrachtete ich die neuen Amtsinhaber, die an Mr. Browns erstem Tag als Regierungschef vor der Hausnummer zehn Aufstellung genommen hatten. Mr. Brown sah aus, als hätte er eine Mundtransplantation hinter sich und probierte sein Lächeln zum ersten Mal aus, und sein Winken ist erbärmlich.
    Über Mrs. Brown sagte meine Mutter: »Arme Sarah, zwei kleine Kinder am Bein, einen Workaholic als Ehemann und dann auch noch haufenweise Kanapees zu schmieren und Würdenträger zu begrüßen.«
    Ich sagte: »Warum nennst du sie Sarah? Du kennst sie doch gar nicht.«
    »Alle Frauen sind Schwestern für mich«, gab meine Mutter zurück. »Das ist etwas, was du einfach nie begreifen wirst, Adrian.«
    Mein Vater meinte: »Eigentlich sieht sie ganz vernünftig aus, und wenigstens hat ihr Mund eine normale Größe.«
    Jetzt steht also Gordon Brown als Kapitän am Ruder des Landesschiffs. Hoffen wir, dass er Großbritannien von den Klippen fortlenken wird, so dass wir in ruhigen und florierenden Gewässern dem Licht am Ende des Tunnels entgegensteuern können. Ich rechne praktisch stündlich damit, dass Mr. Brown Tony Blairs Entscheidung, in den Irak einzumarschieren, anprangern wird.
    Es regnet immer noch. Der River Sence führt Hochwasser und ist an mehreren Stellen über die Ufer getreten. Ich musste heute zwölf Mal urinieren.
    21:00
    The Old Pigsty 1
    The Piggeries
    Bottom Field
    Lower Lane
    Mangold Parva
    Leicestershire
    Gordon Brown
    Premierminister & First Lord of the Treasury
    Downing Street 10
    London SW1A 2AA
    Sehr geehrter Herr Premierminister,
    ich wollte nur kurz nachfragen, ob Sie schon Gelegenheit hatten, sich die Unterlagen in Bezug auf meine Steuerangelegenheit anzusehen?
    Mit freundlichen

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