Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre

Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre

Titel: Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
ich, » Pest! spielt in Prä-Zahnpasta-Zeiten.«
    Daisy gab zurück: »Würde es dich überraschen, wenn ich ablehnen würde? Frag doch mal Marlene Webb von der Hundepension, ihre Zähne sind echt mittelalterlich.«
    Worauf ich sagte: »Ich muss gestehen, dass mich das bitter enttäuscht, Daisy. Ich hatte gehofft, du würdest meine Theateraktivitäten unterstützen. Erzähl mir nicht, dass Pest! nicht gut ist. Es ist das Beste, was ich je geschrieben habe. Ich habe dem Pfarrer ein Exemplar geschickt, und er hat mich brieflich dazu beglückwünscht.« Ich zog den Zettel aus meiner Brieftasche und zeigte ihn Daisy.
    Lieber Adrian,
    nur eine kurze Nachricht. Ich bin baff. Glückwunsch zum ersten Entwurf von Pest! Es ist eine beachtliche Leistung, für sechzig Rollen jeweils mindestens zwei Redeanteile zu schreiben.
    Leider bin ich terminlich bereits anderweitig verpflichtet, weswegen ich Ihr freundliches Angebot, die Rolle des Doofen Dick zu spielen, ablehnen muss.
    Auf Ihren Wunsch hin habe ich das Manuskript an meine Frau weitergereicht. Sie meinte, sie werde es lesen, wenn sie mit dem Gesamtwerk von Iris Murdoch durch ist.
    Gott sei mit Ihnen
    Simon
    Mittwoch, 20. Juni
    Tony Blair fliegt auf seiner Abschiedstour um die Welt. Meine Mutter sagt, sie wartet nur darauf, dass er auf der obersten Stufe der Gangway anfängt, »My Way« zu schmettern.
    Habe mit Daisy zusammen auf Channel 5 eine Doku über eine Amerikanerin gesehen, Die dickste Frau der Welt . Cindy- Lou, so heißt die Frau, kann sich nicht aus ihrem extra verstärkten Bett bewegen. Sie hat so gigantische Ausmaße, dass ihr Nachthemd aus zwei zusammengenähten Doppelbettlaken besteht.
    Daisy meinte: »Wenn ich nicht aufpasse, könnte ich wie Cindy-Lou enden.«
    Sonntag, 24. Juni
    Regen, sintflutartig. Wann hört das endlich auf?
    Morgens um 7 Uhr von Kirchenglocken geweckt. Ich hatte wie immer ein schlechtes Gewissen, weil ich nicht in die Kirche gehe, obwohl ich zu 20 Prozent Agnostiker und zu 80 Prozent Atheist bin. Schlief wieder ein; dann vom Telefon geweckt.
    Es war Glenn aus Afghanistan, der einen Teil seines ihm zustehenden Zeitkontingents für Familienkontakte nutzte. Er bat mich, einem »Mädchen, wo ich in Dude’s Nachtclub kennengelernt hab, meine Adresse zu geben. Ich krieg sie einfach nicht mehr aus dem Kopf, Dad. Ich glaube, dass sie vielleicht die Frau meines Lebens ist.« Als ich ihn nach Namen und Adresse des Mädchens fragte, antwortete er: »Ich konnte nichts verstehen, Dad, die Musik war zu laut. Aber wenn du zufällig am Samstagabend Tiny Curtis, dem Cheftürsteher, über den Weg läufst, könntest du ihm vielleicht was ausrichten? Hast du gerade mal einen Stift da, Dad?«
    Ich wühlte in der Nachttischschublade, konnte aber kein einziges funktionierendes Schreibgerät finden. Da kostbare Sekunden verstrichen, tastete ich nach Daisys schwarzem Kajalstift, den sie immer in Greifweite hat, selbst wenn sie schläft, und notierte mir die folgende Nachricht.
    Hey, yo, Tiny. Wie ist die Lage, Brother? Erinnerst du dich noch an die Frau, die ich beim letzten Mal im Dude’s abgecheckt habe? Also, könntest du ihr vielleicht sagen, dass sie voll korall ist und dass sie mir nach Afghanistan schreiben soll? Sag ihr, sie soll mir ein Foto schicken. Danke, Brother.
    Man könnte glauben, der Junge wäre in Harlem aufgewachsen statt in einer Nachkriegs-Sozialbausiedlung in Leicester. Ich wandte Glenn gegenüber ein, dass ich Tiny Curtis höchstwahrscheinlich nicht »zufällig« am Samstagabend vor dem Dude’s über den Weg laufen würde, da ich nie nach Einbruch der Dunkelheit ins Stadtzentrum ginge, falls es sich vermeiden ließe.
    Glenn sagte: »Bitte, Dad, es könnte das Letzte sein, was du je für mich machst. Der Taliban rückt näher.«
    Das konnte ich ihm ja wohl kaum abschlagen.
    Unter tropfenden Bäumen nach Mangold Parva zum Bear Inn zum Mittagessen gelaufen.
    Meine Mutter sagte: »Wenn die Sonne nicht bald scheint, kriegt ganz England einen Nervenzusammenbruch.«
    Gracie weigerte sich, durch die Pfützen zu gehen, obwohl sie zum ersten Mal ihre roten Gummistiefel trug, und verlangte, bei meinem Vater im Rollstuhl auf dem Schoß zu sitzen.
    Worauf meine Mutter meinte: »Dieses Kind wird niemals irgendwohin zu Fuß gehen, wenn du immer nachgibst, Adrian. Und außerdem kann sie da nicht bequem sitzen. Dein Vater hat inzwischen kein Gramm Fett mehr an den Beinen.«
    Daisy sagte: »Lass sie, Pauline, sonst kriegt sie nur wieder einen Anfall.

Weitere Kostenlose Bücher