Tradingpsychologie
Kind« verhält. Ist dem so, dann wäre professionelle Hilfe und Unterstützung angesagt.
3. Wissen ist Macht
Viele glauben im Anfangsstadium, dass vor allem umfangreiches Wissen beim Trading der Schlüssel zum Erfolg ist. Klar, ohne Fachwissen über die Finanzmärkte geht es nicht. Tatsache ist aber auch, dass nicht unbedingt derjenige am erfolgreichsten tradet, der die meisten Systeme kennt. Scheinbar nimmt mit Anstieg des Wissens das Kontoguthaben in gleicher Größe ab. Der Grund dafür ist, dass das viele Wissen eher für Verwirrungen sorgt und man dem Trugschluss aufsitzt, es würden einen immer weiterbringen, was nicht unbedingt der Fall ist. Lassen Sie mich die Zusammenhänge genauer erklären: Unsere Gesellschaft in der westlichen Welt ist vom Glauben an das Wissen geprägt. Die Menschen meinen: Wer viel weiß, ist viel wert. Oft drückt sich dieser Wert auch in einer höheren Bezahlung aus. Menschen mit einer großen Wissensansammlung sind hoch angesehen und erfahren oft eine entsprechende Wertschätzung.
Dennoch treffe ich in meiner Praxis immer wieder Menschen an, die das Gefühl haben, zu wenig zu wissen. Sie fühlen sich minderwertig oder entwickeln einen Drang zum Wissensperfektionismus. Geschürt wird dieser Druck durch die schier unüberschaubare Vielzahl an Medien. Hunderte von Zeitungen und Zeitschriften, Radio und TV-Sender sind voller Informationen. Wir plaudern mit anderen über Gott und die Welt, wissen, welcher Star gerade mit wem sein Bett teilt. Mit Wissens-Talkshows oder Spiel-Wetten polieren wir unser Halbwissen auf und lassen andere unsere Meinung vorformulieren, damit wir auch ja mitreden können. Die Menschen haben sich daran gewöhnt, zu glauben, dass es erstrebenswert ist, möglichst alles zu wissen. Dank Smartphone können selbst die Ampelrotphasen genutzt werden, um sich für die Wissens-Spielshows fit zu machen. So kommt es, dass jeder von uns ca. 80.000 Informationen täglich aufnimmt, aber nur fünf bis zehn davon wirklich wichtig für unser tägliches Überleben sind! Unser Gehirn ist ergo völlig überfordert. 99 Prozent dessen, was wir am Tag an Informationen aufnehmen, ist am Abend wieder weg. Was bleibt, sind jene Informationen, bei denen unser Gehirn einen Zusammenhang aufgrund von bereits Vorhandenem herstellen konnte und es dementsprechend als wichtig bewertet. Die großartige Chance, die zu jedem Zeitpunkt jeder hat, besteht darin, selbst entscheiden zu können, was für ihn wichtig ist, und sich folglich nur darauf zu konzentrieren.
Auch ich glaubte anfangs, alles wissen zu müssen über das Thema Trading. Stundenlang recherchierte ich im Internet, las in Foren, besuchte Vorträge und schaute Webinare. Ich verschlang ein Buch nach dem anderen, so andächtig, als würde ich meine Doktorarbeit in Medizin vorbereiten. Permanent erfuhr ich etwas Neues, verpackt in den verschiedenartigsten Trading-Systemen. Der eine hatte Erfolg mit diesem Indikator, der andere mit jenem. Mal waren es gleitende Durchschnitte, dann wieder Fibonacci-Retracements oder der RSI. Ein Dritter benutzte alles auf einmal. Jeder hatte seine Sicht der Dinge und alle erschienen mir richtig. Kaum gelesen, setzte ich das neue Wissen auch gleich um. Und ehe ich mich’s versah, tradete ich schon wieder ein anderes System. Ich sprang in den Zeiteinheiten umher, dass es einem schwindlig wurde. Vom Stunden-Chart wechselte ich zum Tages-Chart, um mich wenige Tage darauf im Minuten-Chart wiederzufinden. Ich wollte doch bloß so erfolgreich sein wie die Profi-Trader. Was ich nicht bemerkte: Ich gab keinem System eine reelle Chance. Es schien, als würde ich nach den ersten erfolgreichen Schwimmzügen eines Anfängers das Wasser aus dem Swimmingpool wieder ablaufen lassen. Noch ehe ich profitabel werden konnte, befand ich mich schon wieder auf neuen Trading-Pfaden. Das tat letztlich weder mir noch meinem Handelskonto gut.
Dass ich mit all der Wissensanhäufung ständig mein Gehirn überforderte, blendete ich dabei völlig aus. Und je intensiver ich das tat, desto schwerer wurde es, dieses Wissen mir wieder abzugewöhnen!
Heute weiß ich, dass Profis durchaus an Neuem interessiert sind. Allerdings betrifft dies die Vertiefungen ihres Handelssystems. Es macht ja schließlich keinen Sinn, ständig nach neuen Regelwerken Ausschau zu halten, wenn die bestehenden profitabel und gut umsetzbar sind.
Profis reflektieren sich und ihr Handelssystem wie ein akribischer Uhrmacher. Sie justieren die einzelnen Rädchen,
Weitere Kostenlose Bücher