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Tradingpsychologie

Tradingpsychologie

Titel: Tradingpsychologie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norman Welz
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traumatisch.
    Es ist wichtig, um die Beeinflussung durch die vielfältigen Ängste beim Traden zu wissen. Denn oft genügt es schon, sich bei seinem Trading-Verhalten innerhalb seiner eigenen Familie, bei den Eltern oder den Geschwistern umzuschauen. Stellen Sie sich vor, Ihre Eltern würden traden. Was meinen Sie, würden diese sich auch so verhalten wie Sie? Dann wissen Sie jetzt, warum Sie vielleicht so ängstlich reagieren, wenn es darum geht, Gewinne laufen zu lassen.
    Um sich über diesen bedeutenden Zusammenhang klar zu werden, ist es hilfreich, sich einen emotionalen Steckbrief von den Eltern, Großeltern, aber auch von den Geschwistern zu machen. Schreiben Sie einmal detailliert auf, welche Charaktereigenschaften Ihre Eltern und Geschwister haben. Dann vergleichen Sie diese mit Ihren eigenen. Eine weitere sehr klärende Übung ist die »Typische Zeichenaufgabe«. Malen Sie einmal von dem Elternteil, der Ihnen näher war, eine sehr typische Eigenschaft. Nun geben Sie dieses Bild einer anderen Person und diese soll beschreiben, was sie auf dem Bild sieht. Sie werden erstaunt sein, wie viel dies mit Ihnen und Ihren Trading-Ängsten zu tun hat! Viele glauben, man müsse über Ängste nur ein wenig Bescheid wissen, genauso wie über sinnvolle Einstiegssignale, dann könne man das Thema schon in den Griff bekommen. Doch das ist ein Irrtum. Eine emotionslose Handlung auszuführen ist wesentlich leichter als eine stark emotionsbesetzte. Sie kennen sicherlich das Beispiel vom Überqueren eines langen Holzbretts. Anfangs liegt es flach auf dem Boden. Sie gehen ganz entspannt darüber. Nun stellen Sie sich dasselbe Brett vor, wie es zwei Häuser miteinander verbindet. Während Sie über das Brett laufen, blicken Sie in einen 20 Meter tiefen Abgrund. Es ist immer noch dasselbe Brett, aber Ihre Art, über das Brett zu gehen, wird eine völlig neue sein. Trading ist immer eine Mischung aus rationalem (Einstiege, Stopps, Trennlinien zeichnen etc.) und emotionalem Handeln (ausgestoppt werden, Wiedereinstiege wagen, Stopps unberührt lassen etc.). Die Herausforderung beim Trading liegt auf der emotionalen Ebene!
    Habe ich verloren – oder bin ich ein Verlierer?
    Christian kommt zum Trader-Coaching in meine Praxis. Er tradet seit eineinhalb Jahren vorwiegend den Dax im kurzfristigen fünf-Minuten-Chart. Er schafft es immer wieder über viele Tage, manchmal sogar Wochen, diszipliniert sein Trading-System umzusetzen. Während dieser Zeit gibt es zwar Aufs und Abs, aber er weiß, dass das normal ist, denn nicht jeder Trade kann auf seinem Konto ein Gewinner sein.
    Es gibt Phasen, in denen es einfach perfekt zu laufen scheint. Ein Gewinn-Trade folgt dem nächsten. Er merkt in solchen Momenten, dass er leicht in Versuchung gerät, seine Positionsgröße drastisch zu erhöhen. Doch er schafft es, diesem Drang zu widerstehen.
    Anders verlaufen die Verlustsituationen. Reißen seine Gewinnphasen plötzlich ab und es folgt ein Minus-Trade nach dem anderen, dann beginnt er förmlich mit dem Markt zu kämpfen. Er will nur noch eines – er will vom Markt sein Geld zurück.
    Je häufiger er ausgestoppt wird, desto mehr Gewinne will er erzwingen. Christian beginnt in dem Fall, seine Verluste mit höherem Einsetzen ausgleichen zu wollen. Er riskiert künftig pro Trade nicht mehr, wie ursprünglich geplant, 1 Prozent seines Tradingkontos, sondern 2, 5 oder gar 10 Prozent. Von seinen Gefühlen scheint er bisweilen wie abgeschnitten zu sein. »Ich denke dann – jetzt muss es doch klappen!« Christian bemerkt dann oft selbst nicht mehr, wie es dazu kommt. »Es ist, als würde ich in eine Spirale gezogen werden.« Im Coaching zeigt sich, dass er seinen Fokus beim Traden nur noch auf einen Gedanken ausgerichtet hat: »Ich will mein Geld zurück!» Wir arbeiten weiter an dem Thema. Irgendwann erzählt Christian: »Ich habe das Gefühl, der Markt ist dann gegen mich. Er will mir Böses, er lehnt mich ab. Und das kann ich nicht ertragen. Ich weiß, dass das Blödsinn ist. Der Markt meint ja nicht mich persönlich, aber trotzdem fühle ich es so. Ich bin dann wie ferngesteuert. Und am Ende solcher Phasen sind durch mein blödes Verhalten schließlich all die Gewinne weg, die ich über Wochen und manchmal Monate mühsam ertradet habe, schrecklich ist das. Ich fühle mich dann wie ein kleines Kind, das alles verloren hat. Ich kann mir einfach nicht erklären, woran das liegt und was ich dagegen tun kann.«
    Dieses Kämpfen mit dem Markt passiert

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