Tradingpsychologie
Vorstellungen von bekannten Verhaltenssituationen der Arbeitswelt auf das Trading. Deshalb versuchen sie mit größtem Engagement, Verluste zu verhindern. Sie interpretieren Verluste als Fehler oder Versagen. Ihnen ist klar: Würde man sich in einer Firma unentwegt fehlerhaft verhalten, verlöre man zwangsläufig seinen Job, wäre ohne Einkommen und hätte keine gesicherte finanzielle Existenz mehr. Geld ist in der kapitalistischen Gesellschaft besonders stark mit der Existenz verknüpft. »Ohne Moos nix los.« »Haste was, biste was!« Man könnte fast meinen, nicht die Menschen verfügen über das Geld, sondern das Geld verfügt über Menschen!
Wohl jedem ist klar: Wem hin und wieder in seinem Job ein Missgeschick passiert, der wird vermutlich nicht deshalb gleich seine Anstellung verlieren. Aber etwa 40 Prozent seiner Arbeitszeit nur Verluste für eine Firma zu erwirtschaften, ohne dass spürbare Konsequenzen für den Mitarbeiter folgen werden, ist schwer vorstellbar. Es wäre wohl eher für Sie und den Chef eine Katastrophe!
Arbeit muss erfolgreich sein und zum Ziel führen. Möglichst bei jeder Tätigkeit. Dies ist der Normalzustand, den die Menschen in der kapitalistischen Welt anstreben. Schon während der Schulzeit liegt der Fokus vor allem darauf, was Schüler in Klassenarbeiten falsch machen. Da werden Fehler rot angestrichen und führen zu einer schlechteren Benotung. Das ist das klassische Benotungssystem.
Fehler zu vermeiden und nutzbringend innerhalb der Gesellschaft zu agieren, das hat Spuren in unseren Gehirnen hinterlassen, die unsere Handlungen tagtäglich prägen. Und so ist es nur allzu selbstverständlich, zu glauben, dass wir nur dann alles richtig beim Trading machen, wenn wir keine Verluste erwirtschaften. Und der Hinweis, es beim Traden doch mal anders zu praktizieren reicht eben nicht allein aus, es auch anders anwenden zu können! Die neuronalen Verknüpfungen in unserem Gehirn bewirken, dass wir uns bevorzugt so verhalten, wie wir es seit Jahren und Jahrzehnten gelernt haben: Fehler vermeiden, sonst folgt Bestrafung. Und Bestrafung bedeutet Schmerz und Schmerz muss vermieden werden, denn Schmerz bedeutet Lebensgefahr!
Wer also beim Trading beabsichtigt, dauerhaft Geld zu erwirtschaften, der muss erkennen, dass er eine völlig neue Einstellung benötigt zu Themen wie Misserfolg und Versagen, Fehler und Verluste machen,
Geldverluste sind in diesem Geschäft so selbstverständlich wie Wellen auf dem Meer, wie der Gezeitenwechsel von Ebbe und Flut. Man befindet sich beim Trading in einem ständigen Bewegungsprozess von Gewinn und Verlust. Und der Grund dafür ist die Unberechenbarkeit der Börse. Niemand weiß, wohin der nächste Tick eines Kurses geht. Wichtig ist natürlich, dass letztendlich die Gewinne größer sind als die Verluste. Aber Verluste zu vermeiden, das ist unmöglich! Nicht unmöglich ist jedoch die annähernde Berechenbarkeit der Verluste. Nicht immer, aber meistens.
Dennoch nimmt der Wunsch, Verluste zu unterbinden, vermutlich die meiste Zeit von Trading-Einsteigern in Anspruch. Sie suchen nach einem perfekten Handelssystem ohne Verluste. Ich habe etwa eineinhalb Jahre danach Ausschau gehalten. Ich kann Ihnen versichern: Es gibt keines. Aber suchen Sie gerne weiter, vielleicht sind sie der Erste, der es findet. Sein Sie aber nicht frustriert, wenn Sie auf dem Weg dorthin verzweifeln und vielleicht die gesamte Lust am Trading verlieren. Selbstverständlich dürfen Sie es sich auch leicht machen und die Tatsache annehmen, dass es das perfekte System nicht gibt. Tatsachen anzunehmen kann für einen Menschen sehr entlastend sein. Beim Trading ist es eines der Allheilmittel schlechthin!
Verluste beim Trading führen zu den absurdesten Verhaltensweisen. Interessant ist, das scheinbar alle Trading-Anfänger (mich eingeschlossen) auf die gleichen Ideen kommen, was sie diesbezüglich falsch machen. Verluste zu akzeptieren ist enorm schwer. Einen maßgeblichen Grund dafür habe ich Ihnen soeben beschrieben. Ich werde später noch weitere nennen. Sind erst einmal Verluste angefallen, dann kommen die wenigsten auf die Idee, diese zu realisieren. Sprich, die Position aufzulösen, um den angefallenen Verlust klein zu halten. Stattdessen ist die Scham, als Verlierer dazustehen, und die Angst, den Schmerz auszuhalten, weitaus größer als der Trost des kleinen Verlustes. Nein, das nächste Ziel ist dann, trickreich zu sein um keine weiteren Verluste zu erleben. Man sagt sich
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