Tradingpsychologie
kommen. Das ist oberstes Prinzip, sonst sind Ihren negativen Emotionen Tür und Tor geöffnet und veranlasst Sie dazu, unnötige Fehler zu machen.
Denn wir wissen nicht, was wir tun
Ob Sie Ihre Handelsaktivitäten auswerten oder nicht, ich bin sicher, die meisten Börsenhändler fragen sich bei dem einen oder anderen Trade: »Warum habe ich das bloß nur wieder gemacht – gegen den Trend gehandelt? Dass wollte ich doch nicht!« »Auf dem Höhepunkt der Bewegung eingestiegen, mein alter Trading-Fehler. Wie oft wird mir das noch passieren?« »Im Verlust nachgekauft, ich kann es einfach nicht lassen!« »Nicht nach Regelwerk gehandelt, nur weil es nach einer Chance aussah, ich wollte doch diszipliniert sein!« »Wieder getradet – bloß um dabei zu sein.«
Meistens passieren uns die gleichen dummen Missgeschicke immer wieder. Hinterher ärgern wir uns über unser Verhalten, sind manchmal demotivierter als vorher oder agieren im schlechtesten Fall unseren Frust gleich über das Trading wieder aus, frei nach der Devise: »Jetzt zeige ich es aber dem Markt!«
Eigentlich wissen wir genau, was wir in solchen Situationen tun sollten, um dauerhaft profitabel zu sein, trotzdem können wir es nicht konstant umsetzen. Warum nicht? Weil nicht unser Verstand, der diesen Gedanken denkt, unser Verhalten maßgeblich steuert, sondern es unsere Gedanken und vor allem unser Unbewusstes sind. Man könnte auch sagen: Wir handeln nicht, was wir wollen, sondern was wir denken müssen! Lassen Sie mich diese Macht des Unbewussten an einem Coaching-Beispiel erklären.
Die Coaching-Stunde:
Thema: Gegen den Trend handeln.
In meine Coaching-Stunde kommt Peter. Er ist finanziell unabhängig und tradet seit fünf Jahren. Neben seinem Beruf hatte Peter sich eine eigene Firma aufgebaut, die ihm ein ordentliches Zusatzeinkommen einbrachte. Nach zehn Jahren verkaufte er das Geschäft und beschloss, nun vom Trading zu leben.
Peter erzählt mir, dass er viele Bücher über das Trading gelesen hat und außerdem eine Menge Seminare besucht. In unserer Zusammenarbeit zeigt sich schnell, dass er sehr erfahren im Trading ist.
Doch letztendlich gelang es Peter nicht, dauerhaft profitabel zu sein. Einer der Gründe dafür ist, dass er immer wieder die gleichen Fehler macht. Peter steigt oft an markanten Höhepunkten im Chart ein. Danach ändert sich der Markt und Peters Trade wird meistens mit einem Minus ausgestoppt. Von der Logik her ist ihm klar, dass er sich diesbezüglich unsinnig verhält. Dennoch passiert ihm das immer wieder. Der Grund dafür scheint also vermutlich nicht der zu sein, dass Peter nicht versteht, was er falsch macht, sondern er kann nicht handeln, was er weiß.
Im Gespräch analysiere ich die Situation:
Coach: Welche Gedanken hast du, wenn du in den Trade einsteigst?
Peter: Der Markt kann nicht mehr weiter steigen.
Coach: Was würde passieren, wenn er es dennoch täte ?
Peter: Dann ärgere ich mich .
Coach: Und was machst du dann ?
Peter: Also mal angenommen, der Markt steigt im nächsten Schwung noch weiter an, dann gehe ich wie auf Automatik geschaltet noch einmal gegen den Trend in den Markt. Manchmal setze ich sogar keinen Stopp mehr, weil ich nicht noch einmal verlieren will. Einmal habe ich damit eine Menge Geld verloren. Ich kaufte sogar im Verlust noch weitere Positionen. Weil ich die große negative Belastung meines Verlustes irgendwann nicht mehr ertragen konnte, verkaufte ich alles. Das war bitter! Und trotzdem passiert es mir immer wieder .
Coach: Nicht trotzdem, sondern gerade deshalb passiert es dir immer wieder. Du hast dir dieses unnütze Verhalten regelrecht antrainiert und dafür gibt es sicher einen guten Grund.
Nun wollte ich Peters guten Grund oder gute Absicht für dieses Verhalten herausfinden.
Coach: Weshalb tradest du scheinbar bewusst gegen den Trend?
Peter: Weil ich glaube, dass der Markt nicht weiter steigen kann.
Coach: Nicht weiter steigen kann oder nicht weiter steigen darf?
Aus meiner täglichen Praxisarbeit wusste ich, dass nur der Klient die richtige Antwort auf seine Fragen kennt. Für mich sind Probleme immer individuell zu verstehen. Jeder hat einen guten Grund, weshalb er sich so und nicht anders verhält. Und dass jeder Mensch aus seiner Sicht in jeder Situation richtig und niemals falsch handelt. Nämlich nur so, wie er es in dem Augenblick für richtig hält. Er entscheidet sich also immer aus einem guten Grund, auch wenn dieser gute Grund für andere oder für einen selbst
Weitere Kostenlose Bücher