Tradingpsychologie
aufzunehmen und diesen mitunter sehr großen Schmerz auszuhalten!
Seien Sie realistisch
Viele Trading-Einsteiger verlieren gleich zu Beginn ihrer Trading-Laufbahn den Bezug zur Realität, denn viele kommen über Börsenspiele zum Traden. Dazu melden Sie sich beim Veranstalter an, bekommen ein 100.000- Euro -Spielkonto und die Chance, einen teuren Sportwagen zu gewinnen. Während Sie die Spielsumme anfangs in solide Dax-Aktien investieren und sich darüber freuen, dass Sie schon nach drei Tagen mit 3 Prozent im Plus sind, haben andere Teilnehmer ihr Konto schon mehr als verdoppelt. Statt Blue Chips spekulierten sie nämlich mit gehebelten Turbo-Derivaten.
Mit soliden Aktienkäufen kann man vielleicht einen Blumentopf gewinnen, den Sportwagen aber ganz bestimmt nicht! Um die Erfolgsgier zu befriedigen, wird schnell aus einem anfangs soliden Anleger in wenigen Tagen ein Zocker erster Güte. Die Trading-Strategie heißt »Alles oder nichts«. Mit der tatsächlichen Welt des Tradings hat das natürlich wenig zu tun. Aber man meint, eine Idee zu haben wie die Profis ihre Millionen verdienen. Läuft es nämlich gut, macht selbst der Anfänger mit diesen heißen Scheinen zigtausend Euro am Tag und fragt sich dann, weshalb er eigentlich immer noch seinen zehn Jahre alten Golf fährt. Mit diesem Spielkonto scheint er die Eintrittskarte ins Paradies seiner Träume gefunden zu haben. Trading – nie mehr arbeiten, teure Autos, Urlaub, solange man will, Konten, die aus allen Nähten platzen. Am Ende hat der Gewinner des Börsenspiels über 2500 Prozent Rendite gemacht. In drei Wochen! In der Zeit verdiente er gut 80.000 Euro . Kein schlechtes Monatsgehalt! Da kommt schnell die Frage auf: »Wieso arbeite ich eigentlich noch?!« Die erste Kontoeröffnung zum Traden ist nun nicht mehr weit. Der erste Totalverlust aber auch nicht.
Meine Beobachtung ist, dass die meisten Trading-Anfänger nicht reich, sondern gern schnell reich werden wollen. Sie interessiert vor allem dieses Ziel und finden meistens das Gegenteil. Während Profi-Trader das Risiko einschätzen, starren Neueinsteiger auf den großen Reichtum. Mit jedem Trade hofft der Anfänger nicht nur eine Bewegung komplett mitzunehmen, sondern auch unfassbar viel Geld damit zu verdienen. Stellt er irgendwann fest, dass er es selber nicht schafft, sucht er in allen Medien nach Super-Tradern, die seine Wünsche erfüllen! Ohne wirklich zu wissen, ob und wie diese vermeintlichen Trader ihre versprochenen Gewinne erzielt haben, kauft er deren Börsenbriefe und Handelssignale. Ein Kasinobesuch wäre vermutlich die sicherere Variante, sein Geld zu vermehren!
Auch effektvolle Webseiten und reißerische Werbetexte lassen den geldhungrigen und meist erfolglosen Traders schnell in den roten Bereich schießen. Dass erzielte Gewinne aus der Vergangenheit keine Garantie für Zukunftsergebnisse sind, ist für viele an der Stelle längst unwichtig geworden. Der Hebel wird es schon richten. Lieber badet man in dem beruhigenden Gefühl, irgendwie auch zu traden, und das auch noch erfolgreich. Auch wenn das nur sehr selten der Fall ist. Egal, jetzt heißt es erst mal sehnsüchtige Wünsche zu planen, die noch gar nicht erwirtschaftet wurden!
Dass soch ein Verhalten schnell auch in eine andere Richtung verläuft, erlebe ich immer wieder in meinen Coachings. Kürzlich erzählte mir jemand, dass er einen Börsenbrief tradet, der im letzten Jahr über 150 Prozent Rendite erwirtschaftete. Doch seitdem er den Brief abonniert hat, geht es nur noch bergab. Sein Depot weist bereits ein Minus von über 60 Prozent vom Einstiegniveau auf. Er wollte von mir wissen, was man da tun kann. Ich riet ihm, dabeizubleiben, schließlich hatte er sich für diesen Trader und sein System entschieden. »Ja, aber ich trade nicht jeden Trade von ihm mit. Manchmal habe ich auch eine andere Meinung zu den Märkten.« Im weiteren Verlauf des Gesprächs offenbarte er einen weiteren typischen Denkfehler von Anfängern. Er berichtete, dass dieser Trader in drei Jahren rund 700 Prozent Gewinne mit seinem System aus den Märkten holte. Er selbst hatte aber aus beruflichen Gründen nicht alle Trades nachgehandelt. Außerdem hatte er bei einigen Entscheidungen des Traders eine andere Meinung und ließ die Trades dann einfach aus. Er schätze es als unwichtig ein, weil ihm auch 200 Prozent Rendite in drei Jahren reichen würden. Hier liegt allerdings ein massiver Denkfehler vor! Wer das System eines Traders nachhandelt,
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