Tradingpsychologie
Kontrolle. Nur so wird es zu einer dauerhaften Gewohnheit.
Das neuronale Netz
Menschen glauben, in ihren Entscheidungsmöglichkeiten vollkommen frei zu sein. Sie glauben auch, dass der bloße Wille zur Veränderung genügt, um ein Ziel zu erreichen. Wäre es wirklich immer so einfach, wäre die Umsetzung, sein Gewicht zu reduzieren oder mit dem Rauchen aufzuhören, für alle Menschen eine Leichtigkeit – ist sie aber nicht! Tatsache ist, selbst einfachste Handlungsabläufe kann der Mensch sich nur schwer wieder abgewöhnen. Denn die Macht der Gewohnheit ist der härteste Klebstoff der Welt! Beim Trading weiß man, wie wichtig es ist, Gewinne sinnvoll laufen zu lassen und Verluste strikt zu begrenzen, also sich neues Verhalten angewöhnen. Trotzdem sind die meisten Trader dazu nicht in der Lage. Selbst Profis scheitern noch nach Jahren an dieser einfachen Regel.
Warum fällt es uns so schwer, unser gewohntes Verhalten zu verändern? Die Ursache dafür ist das sogenannte neuronale Netz. Es ist die Schaltzentrale des menschlichen Gehirns und besteht aus mehreren Hundert Milliarden Nervenzellen, den sogenannten Neuronen und Glia. Jede Nervenzelle hat etwa 10.000 Verbindungen zu benachbarten Neuronen und sendet pro Sekunde oft Hunderte von elektrischen Impulsen über seine Kontaktstellen – die Synapsen. Jede dieser Gehirnzellen ist so komplex, dass sie es mit der Struktur einer Großstadt aufnehmen könnte. Zu jedem Zeitpunkt sind so Aberbilliarden von Impulsen in unserem Gehirn aktiv.
Man kann die Nervenzellen auch als Speichermodule, als Akkus unserer Fähigkeiten und Erfahrungen bezeichnen. Sie verwahren unsere Lebenserfahrungen wie eine Festplatte, wie die Daten eines Computers. Alles, was wir denken, fühlen und aktiv umsetzen, hat hier eine Verbindung untereinander. Jedes Erlebnis wird wie auf einer Perlenkette aufgezogen – Akku für Akku – für immer! Und jeder Akku ist mit vielen Tausend anderen Akkus um sich herum verbunden. Wie bei einem Computernetzwerk. Dadurch sind all unseren Gedanken, Erinnerungen und Emotionen verknüpft. Je zahlreicher diese Verknüpfungen sind, desto mehr beherrschen wir eine bestimmte Handlung und fühlen die dazugehörigen Emotionen.
Unser Gehirn ist unermüdlich aktiv und entscheidet selbst, welche Erlebnisse abgespeichert werden. Hier spielen vor allem zwei Gefühlsbereiche mit hinein: Angst und Freude. Eine neuronale Verknüpfung ist umso stabiler, je öfter wir eine Handlung wiederholen bzw. je stärker diese mit einer Emotion verbunden ist. Ein Beispiel: Wird ein Kind unerwartet von einem 10-Meter hohen Sprungbrett gestoßen, kann diese angstauslösende Situation (starke Emotion) sehr schnell zur Bildung eines stabilen neuronalen Netzes führen, welches das Kind künftig sehr ängstlich auf Höhe, Wasser und Tiefe reagieren lässt. Auch bei ständiger Wiederkehr einer bestimmten Handlung (zum Beispiel Kartoffelchips essen vor dem Fernseher) entwickelt sich ein stabiles neuronales Netz, das mit zunehmender Wiederholung zu einer ausgeprägten Gewohnheit wird. Bildlich gesprochen: Aus dem Trampelpfad unseres Verhaltens wird ein Wanderweg, daraus eine Landstraße und in der Vollendung eine Autobahn.
Wer beim Trading dieselben Missgeschicke immer wiederholt, wird so ein festes neuronales Netz in seinem Gehirn entstehen lassen, dass mit der Zeit selbstaktiv wirkt. Genauso, wie man es sich angewöhnt, beim Fernsehen Kartoffelchips zu essen, so kann man sich auch beim Trading sämtliche unliebsamen Verhaltensweisen angewöhnen. Das kann sich schlimmstenfalls zu einem Automatismus entwickeln, der unbewusst ausgelöst wird, sobald eine bestimmte Trading-Situation eintritt. Dann tradet nicht mehr der Trader, sondern er wird quasi von seinem Unbewussten getradet.
Die Macht des neuronalen Netzes bietet natürlich genauso viele Vorteile. Denn alle routinierten Abläufe beim Trading vereinfachen und erleichtern den Handel, außerdem sorgen sie für eine sichere und entspannte Umsetzung. Je früher Sie damit anfangen, desto fehlerfreier können Sie Ihr Trading durchführen und umso schneller konstant profitabel werden. Damit aus einem beabsichtigten Verhalten eine routinierte Angewohnheit wird, müssen Sie diese nur regelmäßig praktizieren. Das braucht etwas Zeit, denn das menschliche Gehirn gleicht, was seine Veränderungsgeschwindigkeit anbelangt, eher einem behäbigen Tanker als einem rasanten Motorboot. Die Wissenschaft hat nachgewiesen, dass alles was wir mindestens sechs
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