Tränen der Lilie - Die Kristallinsel (Dreamtime-Saga) (German Edition)
Sie das verstehen und meinen Wunsch
respektieren.«
Mit diesen Worten drehte er sich
um und begab sich ins Innere des Tempels zu seiner Frau.
****
Die Wellen wogten sanft um ihre
Knöchel. Nahla stand in der goldenen Abendbrandung am Klong Dao Strand. Die
warmen Wellen des Meeres beruhigten ihr Innerstes, das in Aufruhr war. Die Hände
nach oben gestreckt und mit geschlossenen Augen versuchte sie Klarheit in ihre
Gedanken zu bringen und die Visionen zu deuten.
Die Abstände zwischen ihren
Träumen wurden immer kürzer. In ihnen sah sie immer wieder diesen
geheimnisvollen, unbekannten Mann. In der heutigen Vision war ihr bewusst
geworden, dass er ein Geisterkrieger mit telepathischen Fähigkeiten war, und im
selben Augenblick hatte sie auch gespürt, dass sie ihm schon sehr bald begegnen
würde.
Warum sie sich so sicher war,
dafür hatte sie keine Erklärung. Seit den mysteriösen Ereignissen auf der Insel
träumte sie immer öfter von ihm. Und immer tauchten in den Visionen Zahlen auf.
Seitdem wachte sie jede Nacht
verstört und schweißgebadet auf. Die Visionen waren ein Erbe ihres Vaters.
Normalerweise kamen sie immer im Wachzustand zu ihr und sie wusste sie zu
deuten. Doch diese immer wiederkehrenden Träume von Leid und Tod verunsicherten
sie zutiefst.
Nur zu dem fremden Geisterkrieger
fühlte sie sich auf eine magische Weise angezogen. Seine Erscheinung beruhigte
sie. Die Strahlen der untergehenden Sonne sanken majestätisch ins Wasser und
tauchten den Strand in ein purpurnes Farbenmeer. Noch lange blieb Nahla
unbeweglich stehen und lauschte dem inneren Klang ihrer Visionen.
5.Juli 2012 - Tacante Canku
Lily
S ébastien stand hinter einer
hohen, üppigen Palme verborgen und betrachtete die Szenerie um sich herum. Der
Alkoven-Saal war überfüllt mit Geisterkriegern, Gestaltwandlern, Medialen und
Hybriden.
Heute sollte es also geschehen.
Hier, im heiligen indianischen Tempel der Gezeiten. Dem Stammsitz des Ordens der
Lilie. Nur Mitgliedern des Ordens war hier der Zutritt erlaubt.
Heute war der große Tag, an dem
sein bester Freund sein Junggesellenleben aufgab. Michael Cheveyo, der Sohn des
weltlichen Oberhauptes aller Geisterkrieger hatte mit seinen 36 Menschenjahren
in Amy endlich seine Gefährtin für die Ewigkeit gefunden und damit den Kreislauf
seiner jahrhundertelangen Einsamkeit durchbrochen.
So wie Michael waren alle
Anwesenden im großem Saal Auserwählte und ausgebildet, um das Böse auf der Welt
zu besiegen und die guten Seelen zu beschützen. Sie alle waren die Hüter der
Gezeiten, im Zeichen der Lilie. Jeder von ihnen war einst vom weisen Rat der
Dogianer ausgewählt worden, weil er mit einer außergewöhnlichen Gabe gesegnet
war.
Alle Geisterkrieger besaßen
uralte magische, mentale oder andere außersinnliche Fähigkeiten. Die Dogianer
hatten diese Fähigkeiten erkannt und in jahrzehntelangem Training in den vier
Welten mit jedem Einzelnen optimiert. Erst danach wurden sie Hüter der Gezeiten
und als solche zur Erde entlassen. Jeder von ihnen hatte seine Aufgabe im Leben
und setzte seine besonderen Gaben ein, um die Seelen der Menschen auf der Welt
zu beschützen.
Durch die Jahre hindurch war es
dem Orden der Lilie und den Dogianern gelungen, ein dichtes und anregendes
Geflecht zu anderen Geisterkriegern aufzubauen und somit ein weltweites,
verzweigtes Netz der Zusammenarbeit aufzubauen.
Sébastien war stolz, diesem Orden
anzugehören. Er selber war ein sogenannter Esper. Mit seinen telepathischen
Fähigkeiten konnte er in Sekundenschnelle Situationen und außersinnliche
Wahrnehmungen erfassen. In einiger Entfernung sah er Jais sandfarbene gegelte
Haarstacheln in der Menschenmenge aufragen.
Mit ihm hatte er schon ein
paarmal zusammengearbeitet und sich auf Anhieb mit dem verrückten Hybriden, der
aus Hawaii stammte, verstanden. Sein helles kurz geschnittenes Haar hob ihn
ausdrucksstark von den ihn umstehenden indianischen Geisterkrieger ab und stand
im regen Kontrast zu seiner olivfarbenen Haut. Wenn Sébastien ihm bei ihrem
täglichen Krafttraining gegenüberstand, wirkte Jais mit seinen 1,90 und mit
seinen langen Beinen fast schlank.
Doch das täuschte. Denn jeder
einzelne seiner Muskelstränge war stahlhart durchtrainiert. Und obwohl er noch
nicht lange Mitglied ihres Ordens war, hatten ihm sein Scharfsinn und seine
hervorstehende Persönlichkeit schon eine Menge Respekt eingebracht.
Neben Jai sah er
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