Träum weiter, Liebling
Fassungsvermögen.
Sie hatte das Gefühl, zu hyperventilieren. Allein die Tatsache, dass er eine Million Dollar hatte, sprengte beinahe ihr Vorstellungsvermögen, ganz zu schweigen davon, dass er sie ihr geben wollte. Wenn er ihr statt dessen doch seine Liebeangeboten hätte, sie hätte ohne Zögern zugegriffen.
Er nahm seine Beine vom Tisch. »Ich weiß, du hattest Vorbehalte gegen eine Ehe wegen meiner Probleme mit Chip, aber wie du vielleicht gemerkt hast, sind die verschwunden.«
Sie musste daran denken, wie Gabe und Edward an diesem Abend miteinander umgegangen waren. »Ich kapier immer noch nicht ganz, wie das geschehen konnte. Ich weiß, dass es nicht nur an der Entführung lag. Ich hab gesehen, wie es heute Vormittag zwischen euch war. Wie konnte sich ein so ernstes Problem so schnell in Luft auflösen?«
»Hast du diesen Jungen je geschlagen?«
»Natürlich nicht.«
»Nun, wenn du‘s hättest, dann bräuchtest du nicht zu fragen. Und das ist noch so eine Sache, Rachel, abgesehen vom Sex. Ich will gleiches Mitspracherecht bei Chips Erziehung. Entscheidungen über ihn treffen wir gemeinsam.« Seine Stimme klang ernst. »Ich lass nicht zu, dass du mir den Jungen wieder wegnimmst. Ich hab schon mal ein Kind verloren. Zweimal passiert mir das bestimmt nicht. Und wenn das bedeutet, hundert Bustickets zu zerreißen und jeden Fetzen Kleidung, den du hast, dann werd ich das tun.«
»Er ist nicht dein Kind.«
»Gestern Vormittag noch nicht. Heute schon.«
Sie brachte kein Wort heraus. Warum machte er es ihr bloß so schwer?
»Du wirst vielleicht bemerkt haben, dass wir Bonners Kinder ziemlich ernst nehmen.«
Sie musste an die Art denken, wie Ethan und Cal mit Edward umgingen. So sehr sie sie auch verabscheut hatten, ihrem Sohn gegenüber hatten sie nichts als Freundlichkeit gezeigt. Und heute Vormittag war Rosie von einem Erwachsenen zum anderen gereicht worden, als ob jeder für ihr Wohlergehen verantwortlich wäre. »Das ist mir aufgefallen, ja.«
»Dann also abgemacht.«
»Gabe, ich hab bereits eine katastrophale Ehe hinter mir, und das kann ich nicht noch mal durchstehen. Falls ich überhaupt wieder heiraten sollte, dann nur aus Liebe.«
Seine Augen schössen empörte Blitze. »Willst du hier sitzen und mir weismachen, du liebst mich nicht? Und du erwartest, dass ich dir das glaube? Ich bin nicht blöd, Rachel. Auch wenn du noch soviel davon redest, wie locker und hemmungslos du sein willst, ich kenne kaum jemanden, der anständiger wäre als du, und wenn du mich nicht lieben würdest, hättest du dich nie und nimmer von mir anfassen lassen, geschweige denn mir einige der schönsten Nächte meines Lebens bereitet.«
Sie überlegte ernsthaft, ob sie ihn nicht ohrfeigen sollte.
Doch sie biss statt dessen die Zähne zusammen. »Es ist nicht meine Liebe, die hier in Zweifel steht.«
Er starrte sie verständnislos an.
Sie griff sich ein Sofakissen und schleuderte es ihm ins Gesicht.
»Verdammt! Jetzt hab ich deinetwegen mein Dr. Pepper verschüttet!«
Sie sprang auf »Ich muss hier raus.«
Er knallte die Dose auf den Sofatisch und sprang ebenfalls auf. »Du bist eine ziemlich unvernünftige Person, Rachel. Hat dir das schon mal jemand gesagt?«
»Unvernünftig!« Sie war jetzt fuchsteufelswild. »Bloß weil ich nicht aus Mitleid geheiratet werden will, nennst du mich unvernünftig!«
»Aus Mitleid? Das glaubst du also?«
»Ich glaub‘s nicht nur, ich weiß es. Ethan ist nicht der einzige Heilige in deiner Familie.«
»Du hältst mich für einen Heiligen?« Er wirkte eher erfreut als verärgert.
»Himmelherrgott...« murmelte sie.
Er wies mit dem Zeigefinger in ihre Richtung. »Ich werde dich heiraten, Rachel. Geht das jetzt endlich in deinen Dickschädel?«
»Warum solltest du mich heiraten wollen? Du liebst mich doch nicht!«
»Wer sagt das?«
»Bitte hör auf mit dem Unsinn, dafür ist die Sache viel zu ernst.« Ihr Zorn verflog. Sie biss sich auf die Lippe. »Bitte, Gabe.«
Er trat sofort zu ihr und zog sie neben sich aufs Sofa. »Das ist kein Unsinn. Glaubst du nicht, dass es für mich ebenso ernst ist?«
»Nicht so wie für mich. Ich weiß, dass dir viel an mir liegt, aber ich brauche mehr als das. Kannst du das nicht verstehen?«
»Aber natürlich kann ich das. Rachel, weißt du denn nicht, was ich für dich empfinde?«
»Jedenfalls nicht soviel wie für Cherry, das ist mal sicher.« Sie hasste den scharfen Ton, der sich in ihre Stimme geschlichen hatte, hasste sich dafür,
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