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Träum weiter, Liebling

Träum weiter, Liebling

Titel: Träum weiter, Liebling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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kurzem seinen fünften Geburtstag gefeiert hatte. Er saß auf dem Rücksitz inmitten schäbiger Schachteln und Kisten, in denen sich alles befand, was sie noch besaßen. Der Kofferraum des Impalas war leer, weil er vor Jahren einmal eingedrückt worden war und sich seitdem nicht mehr öffnen ließ.
    Auf Edwards Wangen waren Abdrücke von der Kiste, auf der sein Kopf gelegen hatte, und eine hellbraune Haarsträhne stand an dieser Stelle in die Höhe. Er war klein für sein Alter, auch viel zu dünn und immer noch ziemlich blass von einer erst kürzlich überstandenen, lebensbedrohlichen Lungenentzündung. Sie liebte ihn über alles.
    Seine ernsten braunen Augen blickten sie über den Kopf von Pferdchen, seinem abgenuckelten Kuscheltierhasen, an, der von klein auf sein unentbehrlicher Begleiter war. »Is‘ wieder was Schlimmes passiert?«
    Mit steifen Lippen rang sie sich ein beruhigendes Lächeln ab. »Bloß eine kleine Autopanne, das ist alles.«
    »Müssen wir jetzt sterben?«
    »Nein, natürlich nicht, mein Schatz. Warum steigst du nicht aus und vertrittst dir ein wenig die Beine, während ich mir die Sache ansehe. Aber bleib von der Straße weg.«
    Er nahm Pferdchens verschlissene Hasenohren zwischen die Zähne und kletterte über einen Wäschekorb voller Second-Hand-Kleidung und alter Handtücher. Er hatte erbärmlich dünne, blasse Streichholzbeinchen mit knochigen Knien, und auf seinem Nacken war ein kleiner Leberfleck, den sie besonders gern küsste. Sie reckte sich über die Sitzlehne zurück und half ihm beim Öffnen der Wagentür, die nur wenig besser funktionierte als der kaputte Kofferraumdeckel.
    Müssen wir jetzt sterben ? Wie oft hatte er ihr diese Frage in letzter Zeit gestellt? Edward war von Natur aus ein eher in sich gekehrtes Kind, und die letzten Monate hatten ihn noch scheuer und ängstlicher gemacht, viel zu ernst für sein Alter.
    Sie vermutete, dass er Hunger hatte. Die letzte halbwegs anständige Mahlzeit lag schon vier Stunden zurück: eine vertrocknete Orange, eine Tüte Milch und ein Marmeladensandwich, das er an einem Picknicktisch auf einem Rastplatz in der Nähe von Winston-Salem vertilgt hatte. Was für eine Mutter war sie, dass sie ihrem Kind nichts Besseres bieten konnte?
    Eine Mutter, die nur noch neun Dollar und etwas Kleingeld in der Tasche hatte.
    Sie sah sich zufällig im Rückspiegel des Wagens und musste daran denken, dass sie früher einmal als ausgesprochen hübsch gegolten hatte. Jetzt wiesen ihre Mundwinkel Falten auf, die das harte Leben dort eingegraben hatte, ebenso wie in den Augenwinkeln. Groß sahen sie aus, ihre grünen Augen, so groß, als wollten sie ihr ganzes Gesicht verschlingen. Die sommersprossige Haut über ihren Wangenknochen war blass und so gespannt, dass es schien, als würde sie jeden Moment platzen. Sie hatte kein Geld für Schönheitssalons, und ihre wilde, kastanienrote Haarmähne umrahmte wirr ihr abgemagertes Gesicht. Das einzige, was sie noch an Schminke besaß, war ein moccafarbener Lippenstiftstummel, der ganz unten in ihrer Handtasche lag, doch hatte sie sich schon seit Wochen nicht mehr die Mühe gemacht, ihn zu benutze. Wozu auch? Obwohl sie erst siebenundzwanzig war, fühlte sie sich wie eine alte Frau.
    Sie warf einen Blick hinunter auf ihr ärmelloses Karokleid, das ihr von den knochigen Schultern hing. Der Stoff war schon ganz ausgebleicht und schlotterte ihr um den mageren Körper. Einer der sechs roten Knöpfe war zerbrochen, und sie hatte ihn durch einen braunen ersetzen müssen. Edward hatte sie erklärt, dass das jetzt »in« war.
    Die Tür des Impalas ließ sich nur unter einem protestierenden Quietschen aufdrücken, und sie stieg aus. Sofort spürte sie die Hitze des Asphaltbelags unter ihren dünnen, absatzlosen, weißen Sandalen. Ein Riemchen war gerissen, und sie hatte es wieder zusammengeflickt, doch seitdem rieb ihr der so entstandene Knubbel die Außenseite ihrer großen Zehe auf. Ein kleiner Schmerz verglichen mit dem weit größeren Problem: zu überleben.
    Ein Pickup sauste ohne anzuhalten vorbei. Der Fahrtwind peitschte ihr ihre lockige Haarmähne ums Gesicht, und sie hob den Unterarm, um sich die Haare aus dem Gesicht zu streichen und auch, um ihre Augen vor dem Staub zu schützen, den der vorbeirasende Truck aufwirbelte. Sie blickte hinüber zu Edward. Er stand neben einem Gebüsch, hatte sich Pferdchen unter die Achseln geklemmt und den Kopf weit in den Nacken geneigt, um zu der großen, gelb-lila Anzeigentafel über

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