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Traeum weiter, Mann

Traeum weiter, Mann

Titel: Traeum weiter, Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nebe
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gehen.
    Deuters hat gewonnen, so ein Mist!
    Jetzt grinst er auch noch frech herüber. Dadurch würgt er aus Unaufmerksamkeit den Motor ab. Gerald zieht mit aufheulendem Diesel lachend vorbei und verkneift sich gerade noch ein höhnisches Hupen.
    Auf der Dorfstraße, die hinter der Pension Möwenwind beginnt, ist ungewohnte Lebendigkeit zu verzeichnen: Der Postbote arbeitet sich mit seinem gelben Lieferwagen Haus für Haus vor, vor dem »EDEKA«-Markt stehen zwei alte Frauen und unterhalten sich gestikulierend. Steff steht an der Bushaltestelle hinter der Kurve, sie hat von dem Wettrennen hoffentlich nichts mitbekommen. Gerald geht in die Eisen, als hätte er sie gerade zufällig entdeckt, und reißt die Beifahrertür auf.
    »Moin, Steff!«, grüßt er lächelnd.
    »Hi, Gerald.«
    Das erste Mal, dass er seinen Namen nach der offiziellen Vorstellung aus ihrem Mund hört.
    »Wohin?«
    Sie schaut ihn skeptisch an.
    »Vielleicht kann ich dich mitnehmen.«
    »Nach Büthow?«
    »Das bei Hellingsdorf?«
    »Ja.«
    »Ist nur ein kleiner Schlenker für mich.«
    »Okay.«
    Steff wirft ihren Rucksack in den Fußraum und steigt ein. Sie ist nicht geschminkt, ihre wuseligen blonden Haare hat sie zu einem Pferdeschwanz gebunden, die hellgrünen Augen sind wach und entspannt, obwohl sie nicht besonders viel geschlafen haben kann.
    »Das ist wirklich nett«, bedankt sie sich. »Der Bus braucht mit Umsteigen über eine Stunde für die 30  Kilometer.«
    Gerald gibt Gas, soweit das mit dem rumpeligen, hart gefederten Geländewagen möglich ist.
    »Toller Wagen«, sagt Steff, »ich liebe Landrover.«
    »Ich muss manchmal auf Grundstücke fahren, die noch gar nicht erschlossen sind, irgendwo im Wald oder auf dem Feld, da lässt der mich nie im Stich.«
    »Ich bin die letzten Monate fast nur mit solchen Kisten unterwegs gewesen.«
    Und dann plaudert Steff munter drauf los. Bis vor ein paar Wochen hat sie noch in Australien am Strand gejobbt, da sei jetzt Frühling, insofern sei es eigentlich total schwachsinnig von ihr gewesen, ausgerechnet jetzt ins kälter werdende Deutschland zurückzukehren.
    »Warum hast du es dann getan?«, fragt Gerald neugierig.
    »Meine Mutter will sich langsam aus der Pension zurückziehen. Und ich muss allmählich mal Wurzeln schlagen.«
    »Du bist hier aufgewachsen?«
    »Ja.«
    Also auch ein Kind vom Land wie er. Vielleicht ist er Steff sogar früher begegnet, als er mit seinen Eltern zum Kaffeetrinken in die Pension Möwenwind gefahren ist. Aber ihm ist aus seiner Teenagerzeit keine blonde Schönheit in Erinnerung geblieben, dazu waren sie zu selten hier: Der »Hausstrand« seiner Kindheit und Jugendzeit lag 20  Kilometer entfernt. Außerdem war Steff damals ein kleines Mädchen und er Jugendlicher, fällt ihm auf, das hat er zwischendurch vollkommen vergessen.
    »Wie lange warst du in Australien?«
    »Fast ein Dreivierteljahr.«
    »Und jetzt ist das Fernweh weg?«
    »Irgendwann wird man einfach müde, wenn man wieder und wieder an einen neuen Ort kommt.«
    »Verstehe.«
    »Wirklich?«
    »Sogar ich bin schon mal über Ostholstein hinausgekommen.«
    »Was war das weiteste?«
    »Hamburg-Harburg.«
    Sie lacht.
    Plötzlich muss Gerald scharf bremsen, fast wäre er auf das Ende eines kleinen Staus aufgefahren. Ein mächtiger Eichenstamm blockiert die Straße, der auffrischende Wind hat dem Baum den letzten Schubs gegeben. Zwei Männer mit roten Leuchtwesten machen sich mit nervös aufheulenden Kettensägen daran zu schaffen. Gerald schaltet den Motor aus.
    »Holstein ist nun mal wildes Abenteuerland«, kommentiert Steff und grinst ihn an.
    Gerald lacht.
    »Ja, das geht hier nicht so gesittet zu wie in Australien!«
    Im Rückspiegel erkennt er den Golf von Heiner Deuters. Der Schriftsteller steigt aus und kommt linkisch lächelnd auf seinen Wagen zu.
    »Ich habe keine Lust zu warten«, erklärt Gerald und startet den Motor.
    Steff schaut ihn fragend an.
    »Festhalten!«, ruft er.
    Dann legt er den Geländegang ein und nimmt einen Weg, der eigentlich gar keiner ist: Er schiebt den Landrover über einen flachen Graben, das Wasser spritzt nach allen Seiten. Gerald muss aufpassen, damit der schwere Wagen nicht vorne aufsetzt. Das Manöver gelingt, auf der anderen Seite rumpelt er mit Vollgas weiter über ein abgeerntetes, braunes Feld mit hellen Stoppeln. Der schwere Wagen schaukelt wie ein Boot auf hoher See. Im Rückspiegel genießt Gerald das leere Gesicht von Deuters, der ihnen hilflos hinterherschaut.
    »Der Mann,

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