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Traeum weiter, Mann

Traeum weiter, Mann

Titel: Traeum weiter, Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nebe
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Erinnerung an ihren aufmerksam-interessierten Blick.
    Ob dieser Schöning recht hat?
    Hat er tatsächlich so einen Eindruck bei ihr gemacht?
    Heiner lächelt still in sich hinein. Vielleicht war es doch gar nicht so schlecht, dass dieser Blödmann eben mit dabei war. Dadurch muss ihr klar geworden sein, was sie an ihm hat. Was ist ein Makler schon im Verhältnis zu einem Mann seines Geistes? Egal wie viel Geld er auf seinem Konto hat, in Gegenwart eines echten Künstlers muss er sich immer hinten anstellen. Vielleicht weiß Schöning, wie man Leuten überteuerte Immobilien andreht. Aber dafür kann er die Menschen in die Welt der Poesie und der Fantasie führen, ihr Herz mit Wärme und Liebe füllen.
    Kein Wunder, dass Steff ihn so angehimmelt hat.
    Heiner dreht sich auf dem knirschenden Bett auf den Rücken und starrt lächelnd an die Decke.
    Wahrscheinlich kann er diese Nacht kaum ein Auge zukriegen, so aufgeregt ist er.
    Er fühlt sich wie ein verliebter Teenager.
    Er hat es ganz deutlich gespürt: Steff ist eine ganz besondere Frau, hübsch, sexy, natürlich. Aber auch sinnlich, ein Freigeist, immer interessiert an neuen Erfahrungen. Heiner ist ganz sicher  – sie beide verbindet eine Seelenverwandtschaft.
    Lächelnd beschließt er, am nächsten Tag aufs Ganze zu gehen. Vielleicht kann er sie ja zu einem Spaziergang durch O. überreden? Oder am Strand? Er überlegt, über welche Themen er mit ihr plaudern könnte. Kunst? Die Natur? In Gedanken geht er bereits das Gespräch mit ihr durch, überlegt sich geistreiche Bemerkungen und humorvolle Bonmots. Noch mal will er nicht so einen mundfaulen Eindruck machen. Nein, Steff soll sehen, dass er mit Worten umgehen kann.
    Vielleicht kann er ihr ja sagen, dass er sie als Figur in seinem nächsten Roman einbauen könnte. Welche Frau würde bei so einem Angebot nicht sofort weich werden?
    Zufrieden über seinen Entschluss kuschelt er sich unter die Decke. Morgen wird ein wunderbarer Tag, da ist er ganz sicher.

6
Geisterhaus

    Am nächsten Morgen hat der Wind aufgefrischt. Auf den Wellen der Ostsee tanzen bis zum Horizont Millionen weißer Schaumkronen, und die Sonne scheint prall von einem knallblauen Himmel herunter. Die Temperatur ist allerdings unter zehn Grad gefallen, was man im warmen Wintergarten zum Glück nicht spürt. Gerald nimmt ein kräftiges Frühstück zu sich, Spiegelei mit Speck und ein Brot mit würziger spanischer Wurst. Er trägt Baustellenkleidung, grobes Schuhwerk, Cargohose und Wollpullover und hat sich die Lokalzeitung geschnappt.
    Auf der anderen Seite des Wintergartens sitzt Deuters, er hat sich zum Frühstück Jackett und ein weißes Hemd übergezogen und liest den Spiegel . Gerald hätte sich zu ihm setzen können, zumal sie zurzeit die einzigen Gäste hier sind. Aber nur weil man mal einen Cognac zusammen getrunken hat, muss man ja nicht automatisch zusammen frühstücken, oder? Gerald nickt ihm kurz zu, mehr muss nicht sein. Frau Schmidt kümmert sich um den Kaffeenachschub für beide und hat für jeden ein nettes Wort, alles ist gut.
    Das ändert sich schlagartig, als Gerald von der Zeitung aufschaut und zufällig draußen Steff entdeckt, die mit einem Daypacker über der Schulter aus dem Haus geht. Die Kellnerinnenkleidung hat sie gegen schwarze Jeans getauscht, die sich eng an ihre breiten Hüften schmiegen, dazu trägt sie eine braune Wildlederjacke, die offen über der weiten Bluse hängt. Deuters hat sie auch gesehen, beide Männer ziehen die gleiche Schlussfolgerung: Steff geht zum Bus!
    Beide springen gleichzeitig auf und hetzen hinaus zu ihren Wagen. Beide ohne Jacken, dabei ist es draußen kälter als erwartet. Aber das zählt jetzt nicht. Gerald liegt etwas vorne, weil er näher an der Tür gesessen hat. Dafür parkt sein flaschengrüner Landrover etwas weiter weg. Er muss als Erster vom Platz kommen, denn der Diesel des klobigen Geländewagens beschleunigt bei weitem nicht so schnell wie der Volkswagen. Wenn er zuerst vom Parkplatz rollt, wird er den Schriftsteller nicht mehr vorbeilassen. So ein Wettrennen zwischen Jungs ist natürlich total albern. Trotzdem will jeder gewinnen: Immerhin ist der erste Preis eine exklusive Fahrt mit Steff!
    Beim Hineinspringen in ihre Wagen sind beide im Gleichstand. Deuters kommt einen Hauch schneller vom Platz als er. Es gibt nur eine Ausfahrt, auf die Deuters mit durchdrehenden Reifen zu schleudert. Gerald müsste ihn rammen, um noch vor ihm vom Gelände zu kommen, aber so weit will er nicht

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