Traeume Aus 1001 Nacht Band 04
auf Omars Geheiß in sein Schlafzimmer zurück. Er saß auf dem Bettrand und versuchte, sich mit dem gesunden Bein hochzustemmen. Jana eilte zu ihm und merkte sofort, wie er sich schwer auf sie stützte.
„Es ist noch zu früh zum Laufen!“, hielt sie ihm vor.
Natürlich hatte sie recht, und er legte sich auch ohne Widerspruch hin.
Nachdem er es sich bequem gemacht hatte, atmete Jana tief durch. „Prinz Omar, ich muss Ihnen unbedingt etwas sagen, ehe ich den Mut verliere“, stieß sie hervor.
Er schaute verwundert auf. Trotz seiner schrecklichen Wunde vermochte er herrisch und arrogant dreinzublicken. Plötzlich beschlich Jana Furcht vor seinem Unmut.
Aber dem musste sie sich stellen.
„Es war so dumm!“, gestand sie ihm. „Alle anderen werfen mir immer vor, ich sei zu impulsiv, aber diesmal war es wirklich … Ich kann es kaum glauben, dass ich das getan habe.“
„Mit den Folgen haben Sie nicht gerechnet, denke ich“, erwiderte er wohlwollend. Im ersten Moment war sie verblüfft.
„Natürlich nicht“, gab sie zu. „Aber so etwas Extremes zu unternehmen, wenn ich nicht mal die Gefahren abschätzen kann, das ist … entschuldigen Sie, aber es tut mir außerordentlich leid. Ich …“
Sie brach ab, als er abwehrte. Offenbar fühlte er sich zu schwach, um sich mit heftigen Gefühlsausbrüchen auseinanderzusetzen.
„Was geschehen ist, ist geschehen“, meinte er.
Jana seufzte. „Danke.“
„Jetzt müssen wir etwas tun.“ Er hielt inne und atmete erschöpft durch.
Wahrscheinlich war er aus einem ganz bestimmten Grund aufgestanden.
„Was wollen Sie denn?“, fragte sie.
Omar deutete auf eine große Holzschnitzerei an der Wand. „Bitte nehmen Sie die herunter“, bat er.
Hinter der Schnitzerei befand sich die Tür eines Safes. Omar gab ihr den Schlüssel dazu und nannte ihr eine Zahlenfolge. Im Stillen rechnete sie bereits damit, hinter der schweren Tür ein Funkgerät vorzufinden.
Doch das war nicht der Fall, obwohl der Platz dafür ausgereicht hätte. Stattdessen standen dort mehrere Schachteln in verschiedenen Größen und Formen. Einige waren aus Holz und andere aus Metall.
„Die Metallkiste auf der linken Seite, bitte geben Sie sie mir.“
Jana fand sie und legte sie neben ihn aufs Bett. Die Kiste war offen und enthielt ein paar Stäbe, die aussahen wie Dynamit.
Omar betrachtete einen Moment lang den Inhalt. „Nur noch drei“, stellte er fest und strich sich nachdenklich über den Bart. Dann nahm er alle drei heraus. Jana stellte die leere Schachtel in den Safe zurück und verschloss ihn wieder.
„Leuchtsignale?“, mutmaßte sie.
„Ashraf Durran wird darauf warten.“
Zum ersten Mal, seit sie den Hubschrauber hatte abstürzen hören, vermochte sie gelassener durchzuatmen. Auf Omars Anweisung hin brachte Jana die Leuchtsignale auf den Balkon, um sie abzuschießen. Sie zündete das erste an und trat einen Schritt zurück. Mit einem Zischen und einem Knall flog es hoch und segelte rot glühend am Himmel entlang, wo es ein paar Sekunden später explodierte. Plötzlich wurde die Nacht um sie herum taghell.
Jana blinzelte und musste sich erst an die veränderten Lichtverhältnisse gewöhnen. Dann zündete sie die zweite Leuchtkugel. Sie hob ab wie die erste und erhellte den Horizont.
Aber die dritte machte nur einen Satz über das Geländer und fiel zu Boden. Jana schaute hinunter und sah hilflos zu, wie sie ein paar Minuten lang ihre Funken in die Erde versprühte und erlosch.
Sie kehrte in Omars Schlafzimmer zurück. Er musterte sie aufmerksam. „Was ist passiert?“
„Ich weiß nicht, warum, aber die letzte Leuchtkugel ist auf den Boden gefallen, anstatt aufzusteigen.“
„Das macht nichts“, meinte Prinz Omar.
„Ich hoffe, Ashraf Durran hat sie gesehen“, erwiderte Jana besorgt. „Glauben Sie, er hat sie bemerkt?“
„Ja, das denke ich schon“, erwiderte Prinz Omar in einem merkwürdig nachdenklichen Ton. Er blickte in die Ferne und zog seine Brauen zusammen.
„Glauben Sie denn, er hat die beiden gesehen, die gezündet haben?“
„Ja, bestimmt.“
Die beiden Mädchen waren begeistert von ihrer Sommergarderobe. Shorts und T-Shirts gaben ihnen eine Freiheit, die sie bisher nicht erlebt hatten. Jana schaute ihnen zu, wie sie herumtobten und sorglos in der Sommersonne spielten. So ausgelassen hatte sie die beiden im Palast nie erlebt, nicht mal im Swimmingpool.
Prinz Omar gefiel das jedoch nicht. Jana vermochte nicht zu begreifen, warum er so grimmig
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