Traeume Aus 1001 Nacht Band 04
nicht leicht, doch er ließ sich nichts anmerken.
Etwa zwanzig Minuten später erreichten sie einen geschützten Ort, an dem sich der Fluss verbreiterte und eine Art Teich bildete, der von ein paar Bäumen umstanden war. Hier blieb Omar stehen, schwang den Rucksack von der Schulter und ließ ihn auf den Boden fallen. Dann bückte er sich, hob eine Plane hoch, und Jana sah einen grünen Metallkasten neben einem großen Felsbrocken … und gleich daneben eine lange Angelschachtel.
Zuerst starrte sie beides verständnislos an. Dann begriff sie, was es bedeutete. „Omar!“, rief sie verärgert.
„Sie hatten an dem einen Tag so viel Pech beim Fischen, da dachte ich, es würde Ihnen Spaß machen, einmal richtig zu angeln“, meinte er.
„Omar!“, schimpfte sie erneut.
„Leise, Sie verscheuchen die Fische. Früh am Morgen ist das ein idealer Ort“, fuhr er leise fort. „Hier fangen Sie bestimmt etwas. Soll ich Ihnen zeigen, wie man die Angel auswirft?“
Mit den Worten hob er eine Angel hoch und trat ans Ufer. Jana war zu verblüfft, um etwas zu sagen.
„Die Forellen aus diesem Fluss sind köstlich“, erzählte Omar, während er eine künstliche Fliege an seiner Schnur befestigte.
„Omar, Sie … Sie … wie konnten Sie mir das antun?“, fragte Jana und musste lachen.
Er bedachte sie mit einem zärtlich amüsierten Blick, den sie so schnell nicht vergessen würde. „Antun? Ich? Was habe ich Ihnen angetan?“
„Jetzt spielen Sie nicht den Unschuldigen!“, schimpfte sie. „Sie wissen ganz genau, was Sie … und da lassen Sie mich auch noch den Fisch säubern! Das können Sie bestimmt ausgezeichnet!“
„Es war doch eine lehrreiche Erfahrung, oder? Ich habe Ihnen ja angeboten, es für Sie zu machen. Sie wollten nicht“, erinnerte er sie und bereitete sich vor, die Angel auszuwerfen. „Heute Morgen biete ich Ihnen eine andere Erfahrung an. Geben Sie Acht.“
Obwohl er es schaffte, sein körperliches Verlangen nach ihr zu unterdrücken, hatte Omar nicht bedacht, dass er sich in eine Gefahr begab, wenn er ihre Gesellschaft suchte. Auch fiel ihm nicht auf, wie sehr er sich veränderte. Lachen und Necken waren ihm am Anfang eigenartig vorgekommen. Im Palast wäre es ihm wahrscheinlich aufgefallen, und er hätte sicherlich zurückhaltender reagiert, aber hier an einem Ort, wo er in seiner Kindheit glückliche Tage verlebt hatte, erschien ihm die Freude, die ihn erfüllte, selbstverständlicher.
Er holte aus und ließ die Angelschnur auf den Teich zusegeln, wo die künstliche Fliege sanft im Wasser landete und versank. „Sehen Sie, ich habe an das Kopfende des Teichs gezielt, sodass die Strömung die Fliege in das stille Wasser mit hinüberzieht“, erklärte er ihr. „Die Fische finden ihre Nahrung im Teich.“
Sie schaute ihm aufmerksam zu, während die Angelschnur mit der Strömung in den Teich glitt. Als sie eine Stelle erreicht hatte, wo etwas Wasser über einen Felsen plätscherte, holte er sie wieder ein.
„Möchten Sie auch mal werfen?“, fragte er und hielt ihr die Angel hin.
Jana nahm sie entgegen und trat ans Ufer. Omar stand dicht neben ihr, und erst jetzt, als die Wärme sich in seinen Körper stahl, merkte er, welchem Irrtum er erlegen war. „Jetzt müssen Sie ausholen“, riet er ihr und trat zurück. „Dann machen Sie einen kurzen Wurf nach vorn, nicht besonders weit. Die Schnur segelt von allein.“
Jana lernte rasch und entwickelte ein natürliches Geschick. Ob sie in anderen körperlichen Dingen auch so natürlich war und so rasch reagieren würde? Er betrachtete ihre langen, sonnengebräunten Beine in den Shorts, beobachtete das Spiel ihrer Muskeln und sann darüber nach, wie sie sich wohl in seinen Armen bewegen würde. Sie hatte volle runde Brüste, die er gern in seinen Händen gespürt hätte. Ihre Lippen waren sinnlich, und er wusste bereits, wie sie sich anfühlten. Ihre Augen leuchteten, und er malte sich aus, wie sie ihn anschauen würde, wenn er in sie drang. Für einen Moment stellte er sich vor, sie zeigte ein heftiges Verlangen und wäre benommen von der Lust, die er ihr schenken konnte.
Er bemühte sich, derartige Gedanken zu unterdrücken.
Ziemlich rasch hintereinander fing sie vier Fische. „Das reicht fürs Essen“, meinte sie.
„Wir nehmen noch zwei für Musa mit“, erwiderte Omar und griff nach der Angel. „Er mag Forellen.“
Es war ein unglücklicher Moment. Jana wollte ihm die Angel reichen und trat von der grasbewachsenen Uferstelle auf
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