Traeume doch einfach weiter
Sonnenbrille auf der Stirn. Er war genauso braun gebrannt wie
Nate, hatte aber im Gegensatz zu ihm keine dunklen Ringe unter den
kristallklar blickenden Augen und sah aus, wie eine Million anderer Jungs in
den Hamptons zurzeit aussahen: wie jemand, der Urlaub hat, vom Strand nach
Hause fährt und unterwegs entspannt einen durchzieht. Nate seufzte. Das Gras
war gut, aber es änderte nichts an der Tatsache, dass er müde war, fertig...
und neidisch. Warum durfte Anthony den ganzen Tag am Strand chillen, während er
sich den Arsch abarbeiten musste?
Hm, vielleicht
weil Anthony seinem Lacrosse-Coach keine potenzsteigernden Medikamente geklaut
hat?
Nate trommelte
den Takt des alten Dylan-Songs mit, der aus der Anlage drang, und driftete
einen Moment lang weg. Er träumte vom idealen Sommer: Er würde natürlich den
ganzen Tag am Strand sein, in Montauk surfen oder bloß faul im Sand liegen, mit
dem alten Aston Martin seines Vaters rumfahren, sich mit Anthony und seinen
anderen Lacrosse-Kumpels das Hirn aus dem Schädel kiffen, bis spät in den
Nachmittag hinein mit Blair im Bett liegen. Vielleicht würde er auch mit ihr
zwei Wochen vor der Küste von Maine segeln. Ihr Angeln beibringen. Hummer
essen. Viel Sex haben. Schlafen. Mehr Sex haben. Schwimmen gehen. Noch mehr
Sex haben.
»Alter, bist du
noch da?«, fragte Anthony.
»Sorry«, murmelte
Nate und tauchte langsam wieder in die Realität ein.
»Macht ja
nichts.« Anthony blieb vor einer roten Ampel stehen. Drei Mädels in Bikinitops
und Surfershorts hüpften vor ihnen über die Straße. Sie waren höchstens dreizehn,
aber ziemlich lecker. »Was läuft eigentlich mit dieser Tawny? Die ist echt
rattenscharf.«
»Ja«, sagte Nate
und reichte ihm den Joint. »Sie ist cool. Keine Ahnung. Vielleicht brauch ich
im Moment einfach keine Freundin.«
Anthony lachte
auf und verschluckte sich fast am Rauch. »Mhm, ja klar.«
»Ach Scheiße,
Mann.« Nate wurde lauter. »Sie ist einfach nicht Blair, verstehst du?«
»Na ja, Blair
gibt es eben nur einmal«, sagte Anthony mit schleppender Kifferstimme und
drückte den Joint im Aschenbecher aus. Er fuhr sich durch die weißblonden
Haare. »Was ist? Meinst du, ihr kommt wieder zusammen?«
Nate schüttelte
betrübt den Kopf. Er würde auf absehbare Zeit erst mal der Sklave seines
Coachs bleiben, während Blair damit beschäftigt war, zur Modezarin aufzusteigen.
Wieso vermasselte er es sich nur immer wieder mit ihr, indem er so tat, als
wäre ihre Liebe selbstverständlich, oder indem er aus Versehen mit ihrer besten
Freundin in der Kiste landete? Wieso war ihm nicht schon früher klar geworden,
dass ein Leben ohne Blair nichts wert war?
Sieh an. Scheint
so, als wäre Blair nicht die Einzige, die das große Drama liebt.
s kehrt an den tatort zurück
Serena stieg
leise die quietschenden Metallstufen ihres Trailers hinauf - oder jedenfalls so
leise, wie sie es mit ihren schweren silbernen Plateauschuhen von Michael Kors
fertigbrachte - und öffnete die Tür. Eigentlich hatte sie hier nichts mehr zu
suchen. Die Schauspieler waren nach Drehschluss von sämtlichen Pflichten
befreit, und am Set war nur noch eine Restcrew damit beschäftigt, aufzuräumen
und einzupacken. Aber Serena war fest entschlossen, Blair in modischer
Hinsicht in nichts nachzustehen, und wollte sich deshalb das kleine Schwarze
holen, das Bailey Winter ihr als Holly für die große Partyszene im Film auf den
Leib geschneidert hatte. Es gab kein perfekteres Kleid für die richtige Party morgen.
Sie betrat den
Bus, schaltete das Licht an und drückte die Metalltür zu. Auf dem Tisch vor dem
Spiegel lagen immer noch Schminksachen und Haarpflegeprodukte durcheinander;
ihre von Blairs Praktikantin liebevoll beschrifteten und gebügelten Kostüme
hingen ordentlich nebeneinander an einem rollbaren Kleiderständer.
Ha, da! Serena
griff nach dem Kleid, das abgesehen von den mit schwarzen Perlen bestickten
Trägern ganz schlicht geschnitten war. Hey, das war viel einfacher als shoppen
gehen.
Stimmt, Klamotten
kaufen ist ja auch immer so anstrengend.
Sie riss die
Plastikfolie herunter, die als Staubschutz diente, nahm das Kleid vom Bügel,
faltete es zusammen und ließ es in ihrer Tasche verschwinden. Theoretisch beging
sie gerade einen Diebstahl, weil sie sich natürlich nicht einfach so an ihrer
Filmgarderobe bedienen durfte, aber das machte es umso spannender. Dieses
Gefühl hatte sie nur einmal erlebt, als sie mit zehn Jahren einen Bonne Belle
Bubblegum Lip
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