Traeumen Roboter von elektrischen Schafen?
ganzen nichts ereignete, gab es kein Maß und keine Zeit. Aber zuletzt setzten die Knochen wieder Fleisch an, die leeren Augenhöhlen füllten sich, neue Augen blickten, und wiederhergestellte Münder, Mäuler und Schnäbel schnatterten, bellten, krächzten, miauten.
Möglich, daß er dies alles bewirkt hatte. Vielleicht hatte sich das übernatürliche Organ in seinem Gehirn schließlich neu gebildet. Vielleicht war es auch nicht sein Werk.
Es mochte genauso gut ein ganz natürlicher Vorgang sein. Jedenfalls sank er nun nicht mehr tiefer. Zusammen mit den anderen begann er seinen Aufstieg. Isidore stand da, hielt die beiden Griffe fest, fühlte sich eins mit allem Lebendigen und ließ schließlich nur ungern los. Er mußte aufhören und außerdem schmerzte sein Arm und blutete an der Stelle, wo ihn der Stein getroffen hatte.
Er ließ die Griffe los, untersuchte seinen Arm und wankte schließlich ins Bad, um den Riss auszuwaschen. Es war nicht die erste Wunde, die er bei der Vereinigung mit Mercer empfing, und es würde wahrscheinlich auch nicht die letzte sein. Manche Leute, insbesondere ältere, waren daran schon gestorben, die meisten auf dem Gipfel des Berges, wo die Qualen erst so richtig anfingen. Ob ich diesen Teil wohl noch einmal durchstehe? überlegte er, als er sich die Verletzung auswusch. Es bestand immer die Gefahr eines Herzstillstandes. Da wäre es schon besser, in der Stadt zu leben, wo in jedem größeren Gebäude ein Arzt mit einem Elektroschockapparat zur Verfügung steht. Ganz allein hier in dieser Gegend, das war zu riskant. Aber er wusste, daß er es trotzdem wagen würde.
Mit einem Papiertuch wischte er sich den verletzten Arm ab. Da hörte er weit weg den gedämpften Klang eines Fernsehers. Da ist jemand im Haus! dachte er erschrocken und konnte es kaum fassen. Mein Apparat ist es nicht, den habe ich ausgeschaltet, und ich spüre, wie der Fußboden vibriert. Es kommt von unten, aus einem ganz anderen Stockwerk! Ich bin hier nicht mehr allein. Erst allmählich wurde ihm das klar. Ein anderer war hier eingezogen, hatte sich eine der leerstehenden Wohnungen angeeignet, und zwar so nahe, daß er ihn hören konnte. Muss im zweiten oder dritten Stock sein, sicher nicht tiefer. Moment mal, dachte er hastig, was tut man, wenn ein neuer Nachbar einzieht? Man bringt ihm etwas, sagte er sich. Eine Tasse Wasser, oder besser noch Milch. Ja - Milch oder Mehl oder vielleicht ein Ei. Oder vielmehr die entsprechenden Ersatzprodukte.
Er sah in seinem Kühlschrank nach - der Kompressor hatte längst den Geist aufgegeben - und entdeckte einen nicht sehr vertrauenerweckend aussehenden Würfel Margarine. Damit machte er sich aufgeregt und mit Herzklopfen auf den Weg nach unten.
3
Auf dem Weg zur Arbeit machte Rick Deckard einen Abstecher in die Straßen der Tierhandlungen und strich nachdenklich vor den Schaufenstern eines der größten Fachgeschäfte von San Franzisko herum. Im Zentrum der langen Fensterfront hockte in einem geheizten Plastikkäfig ein Reiher und erwiderte starr seinen Blick. Nach Angabe des Etiketts am Käfig war der Vogel gerade erst aus dem Zoo von Cleveland eingetroffen. Es war der einzige Reiher an der ganzen Westküste. Nachdem Rick das Tier betrachtet hatte, blieb er noch eine Weile mit grimmiger Miene vor dem Preisschild stehen. Dann fuhr er weiter zum Gerichtsgebäude in der Lombard Street, in dem auch die Polizeizentrale untergebracht war. Er
erschien eine Viertelstunde zu spät an seinem Schreibtisch.
Er schloß gerade die Tür zu seinem Büro auf, da rief Polizeiinspektor Harry Bryant, sein Vorgesetzter, seinen Namen. Bryant war ein nachlässig gekleideter Mann mit Schlappohren, rotem Haar und klugen Augen, dem nie etwas Wesentliches entging.
“Wir treffen uns um 9.30 Uhr in Dave Holdens Büro!” Während er sprach, blätterte er kurz einen Stapel von Briefkopien durch. Beim Weggehen sagte er noch über die Schulter: “Holden liegt mit einer Laserwunde am Rückgrat im Mount-Zion-Hospital. Er muß noch mindestens einen Monat dort bleiben, bis einer von diesen neuen plastisch-organischen Rückenwirbeln eingewachsen ist.” “Was ist denn passiert?” fragte Rick schaudernd. Gestern war der Chef- Prämienjäger der Polizei noch wohlauf. Er wohnte im vornehmen Prominentenviertel der Stadt am Nob Hill, einem dichter besiedelten Stadtteil.
Bryant murmelte etwas wie >neun-dreißig in Holdens Büro< in seinen Bart und ließ Rick einfach stehen.
Als Rick sein Büro betrat,
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