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Trainspotting: Roman (German Edition)

Trainspotting: Roman (German Edition)

Titel: Trainspotting: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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ich will grad sagen, stört mich nich weiter, vor allen Dingen nich mit dem Steifen, den ich da hatte, das kann ich dir flüstern. Na, jedenfalls stellt sich raus, die Fotze hat ne Fehlgeburt.
    – Ja.
    – Mmh, und ich erzähl dir noch was; hab ich dir schon mal erzählt, wie Shaun und ich im Oblomov diese beiden beschissenen Hunde aufgegabelt ham?
    – Ja… stöhnt Spud schwach, und sein Gesicht fühlt sich an wie eine in Zeitlupe implidierende Kathodenstrahlröhre.
    Der Bus biegt in einen Rastplatz ein. Spud bekommt endlich seine dringende Ruhe, aber Second Prize ist nicht glücklich. Er ist gerade erst eingeschlafen, doch die grelle Innenbeleuchtung des Busses ist angegangen und reißt ihn aus der tröstlichen Bewußtlosigkeit. Er wacht auf, ist verwirrt, vom Alkohol benebelt; ungläubig blickende Augen, die nicht scharf sehen, klingelnde Ohren, die von einer Kakophonie ununterscheidbarer Stimmen bombardiert werden. Offener, ausgetrockneter Mund, den er nicht schließen kann. Instinktiv greift er nach einer purpurroten Dose Tennent’s Super Lager und nimmt die kranke Flüssigkeit als Speichelersatz.
    Bedrängt von der Kälte, aber auch von der Müdigkeit und den Drogen in ihren Körpern, schleichen sie über die Fußgängerbrücke, die über die Autobahn führt. Sick Boy bildet die Ausnahme, er tänzelt selbstbewußt mit der Rucksacktouristin voraus.
    In der grell erleuchteten Trust House Forte-Cafeteria packt Begbie Sick Boy am Arm und zieht ihn aus der Schlange.
    – Wehe, du beklaust die Mieze. Daß die verdammten Bullen überall rumschwärmen bloß wegen n paar hundert Piepen vom Urlaubsgeld irgendeiner Studentin, können wir nich brauchen, verdammt. Nich, wo wir Heroin für achtzehntausend Pfund bei uns haben.
    – Hältste mich für bescheuert? blafft Sick Boy wütend, muß aber im selben Augenblick insgeheim zugeben, daß Begbie ihn gerade noch rechtzeitig gewarnt hat. Er hatte heftig mit der Frau rumgeknutscht, aber seine vorquellenden Chamäleonaugen waren unablässig in Bewegung gewesen, um herauszufinden, wo sie ihr Geld hatte. Der Besuch in der Cafeteria wäre die Gelegenheit gewesen. Aber Begbie hatte recht, dies war nicht die Zeit für so etwas. Man konnte seinen Instinkten nicht immer trauen, fand Sick Boy.
    Er reißt sich mit beleidigtem Schmollen von Begbie los und stellt sich wieder zu seiner neuen Freundin in die Schlange.
    Danach verliert Sick Boy das Interesse an der Frau. Es fällt ihm schwer, ein angemessenes Maß an Konzentration für ihre aufgeregten Geschichten aufzubringen; sie wollte für acht Monate nach Spanien und danach an der Southampton University Jura studieren. Er läßt sich von ihr die Adresse des Hotels geben, in dem sie in London wohnt, und bemerkt mit einiger Abscheu, daß es sich um einen billigen Schuppen in Kings Cross handelt, nicht um einen angemesseneren Laden im West End, wo er gern mal für ein, zwei Tage abhängen würde. Er ist sich ziemlich sicher, daß er diese Frau ins Bett kriegen würde, wenn das Geschäft mit Andreas erstmal erledigt ist.
    Schließlich rollt der Bus durch die nördlichen Backsteinvororte Londons. Sick Boy schaut wehmütig hinaus, als sie am Swiss Cottage vorbeikommen, und fragt sich, ob die Frau, die er mal kannte, immer noch hinter der Theke arbeitet. Bestimmt nicht, sagt er sich. Sechs Monate hinter der Theke in einem Londoner Pub sind eine ziemlich lange Zeit. Selbst so früh am Morgen muß der Bus schon kriechen, als sie sich der Innenstadt nähern, und es dauert deprimierend lang, bis sie den Busbahnhof an der Victoria Station erreichen.
    Sie stürzen aus dem Bus wie Stücke zerbrochenen Porzellans aus einem Pappkarton. Dann entwickelt sich ein Streit darüber, ob sie zum Bahnhof gehen und die U-Bahn nach Finsbury Park oder ein Taxi nehmen sollen. Sie beschließen, daß ein Taxi wohl besser ist, als mit einer Ladung Heroin quer durch London zu kariolen.
    Sie quetschen sich ins Taxi und erzählen dem gesprächigen Fahrer, daß sie wegen des Pogues-Konzerts hier sind, das in einem Zelt im Finsbury Park stattfinden soll. Das ist die ideale Tarnung, da sie sowieso alle vorhaben, zu dem Konzert zu gehen, um Geschäft und Vergnügen miteinander zu verknüpfen, bevor sie nach Paris in den Urlaub aufbrechen. Das Taxi fährt fast genau den Weg zurück, den der Bus genommen hat, bevor es vor Andreas’ Hotel hält, das direkt am Park liegt.
    Andreas, der aus einer Londoner Griechenfamilie stammt, hat das Hotel nach dem Tod seines Vaters

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