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Trainspotting: Roman (German Edition)

Trainspotting: Roman (German Edition)

Titel: Trainspotting: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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hinauf.
    – Was hastn jetzt gemacht, du Großmaul! Das nächste Mal, wenn einer von uns zu Fuß nach Hause geht, gibts Ärger mit diesen Blödmännern. Ich war stinkig auf Sick Boy.
    – Hast du doch nicht etwa Schiß vor diesen kleinen Wichsern, oder?
    Der Typ ging mir wirklich auf den Sack. – Na klar! Was denn sonst, wenn ich unterwegs bin und ne abgefuckte Bande von Fräcken hinter mir her is! Glaubste vielleicht, ich bin der beschissene Jean-Claude Van Damme? Weißt du, was du bist, Simon? Ein beschissenes Arschloch. Ich nannte ihn »Simon« und nicht »Si« oder »Sick Boy«, damit er mitkriegte, wie ernst es mir damit war.
    – Ich will zu Mutter Oberin, da is mir doch son Arsch oder sonstwas furzegal. Kapiert? Er fährt sich mit dem Zeigefinger über die Lippen und starrt mich aus hervorquellenden Augen an. – Simon will zu Mutter Oberin. Haste das kapiert? Dann dreht er sich ab und starrt den Rücken des Taxifahrers an und versucht, ihn durch schiere Willenskraft dazu zu zwingen, schneller zu fahren, wobei er nervös auf seine Oberschenkel trommelt.
    – Einer der Typen war McLean. Dandys und Chanceys kleiner Bruder, sag ich.
    – Nie im Leben, sagt er, aber in seiner Stimme schwang leise Angst. – Ich kenn die McLeans. Chancey is in Ordnung.
    – Aber nich, wenn de dich mit seinem Bruder anlegst, sag ich.
    Aber er achtete gar nich mehr drauf. Ich hörte auf, ihn zu nerven; ich wußte, es war die reinste Energieverschwendung. Sein stummes Leiden, das vom Entzug kam, schien nun so stark zu sein, daß ich sowieso nichts mehr tun konnte, was sein Elend noch vergrößert hätte.
    »Mutter Oberin« war Johnny Swan, auch bekannt als der Weiße Schwan, ein Dealer, der in Tollcross wohnte und die Mietskaserne in Sighthill und Wester Hailes belieferte. Ich kaufte meinen Stoff lieber bei Swanney oder seinem Spezi Raymie als bei Seeker und der Muirhouse-Leith-Gang, wenn möglich. Das Zeug war meistens besser. Johnny Swan war mal n guter Kumpel von mir gewesen, damals in der guten alten Zeit. Wir haben zusammen für Porty Thistle Fußball gespielt. Jetzt war er n Dealer. Ich erinner mich, wie er mal sagte: In dem Spiel gibts keine Freunde. Bloß Partner.
    Bis ich selbst so tief drinsteckte, hielt ich ihn fürn Angeber, schnoddrig und hart. Jetzt weiß ich genau, was der Typ gemeint hat.
    Johnny war Junkie und Dealer in einem. Man mußte schon n bißchen weiter die Leiter hoch, um aufn Dealer zu stoßen, der das Zeug nich selbst nahm. Wegen der langen Zeit, die er schon drauf war, nannten wir ihn »Mutter Oberin«.
    – Nach ner Weile gings mir ziemlich beschissen. Als wir die Treppe zu Johnnys Bude hochstiegen, hatten wir schlimme Krämpfe. Mir lief der Schweiß runter wie nem nassen Schwamm, und bei jedem Schritt schoß mir immer nochn Schwall aus den Poren. Sick Boy gings wahrscheinlich nich viel besser, aber der Arsch existierte sowieso nich mehr für mich. Er fiel mir erst wieder auf, als er sich am Treppengeländer festhielt und mir den Weg zu Johnnys Bude und dem Sgag versperrte. Er rang nach Luft und krallte sich an dem Geländer fest und sah aus, als wollt er gleich in den Treppenschacht kotzen.
    – Alles in Ordnung, Si? fragte ich gereizt, sauer wie nur was, daß der Arsch mich aufhielt.
    Er winkte bloß ab, schüttelte den Kopf und verdrehte die Augen. Ich sagte nichts mehr. Wenn man so drauf is wie der, dann will man nich reden und auch nich angesprochen werden. Man will einfach keinen Ärger. Ging mir genauso. Manchmal denk ich, daß manche bloß deswegen Junkies werden, weil sie sich eigentlich nach Ruhe sehnen.
    Johnny war vollkommen zugeknallt, als wir schließlich oben ankamen. Er hatte sich ne Schießbude aufgebaut.
    – Wen ham wir denn da, nen Sick Boy und nen Rent Boy, und beide am Abkratzen! lachte er, high wien Luftballon. Johnny schnupfte meistens nochn bißchen Koks zu einem Schuß oder mischte sich n Speedball aus Äitsch und Kokain. Er meinte wohl, daß er davon länger draufblieb und nich den ganzen Tag rumsaß und die Wände anstarrte. Typen, die drauf sind, nerven ungeheuer, wenns einem so geht wie uns, weil, die sind einfach zu sehr damit beschäftigt, sich an ihrem High aufzugeilen, und scheren sich n Dreck drum, wie wir leiden. Der Suffkopp im Pub will doch bloß, daß auch alle anderen so breit sind wie er, aber der richtige Junkie (im Gegensatz zum Gelegenheitsuser, der n Komplizen sucht) kümmert sich n Scheiß um die andern.
    Raymie und Alison waren auch da. Ali kochte grad n

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