Transfer (German Edition)
Servomaten der Prospektorenteams
haben können."
Elgin sah ihn nur
erstaunt an, ersparte sich aber jeden Kommentar.
Baillard stellte erstaunt
fest, dass er trotz des überraschenden Fundes auf einmal vollkommen ruhig war.
Das konnte endlich der Durchbruch sein, auf den er solange gehofft hatte. Damit
hatte er ganz und gar nicht gerechnet, nicht auf diesem Planeten und nicht nach
all den Enttäuschungen der letzten Wochen. Dennoch fühlte er zu seiner eigenen
Überraschung keine Euphorie, sondern plötzlich eine tiefe Leere, vor allem, wenn
er daran dachte, dass er kaum genug Zeit für eine eingehende Untersuchung haben
würde. Er mußte einfach mit Weyandt reden und ihn umstimmen.
"Was haben Sie,
Doktor?", fragte Elgin, dem der geistesabwesende Blick Baillards nicht
entgangen war.
"Ich glaube, ich
brauche frische Luft, bevor ich mich mit Weyandt rumärgern kann. Bei der
Gelegenheit kann ich mich auch gleich vergewissern, wieweit die Servomaten mit
der Sicherung der Schachtöffnung sind. Ich habe schließlich selbst keine Lust,
hier unten nasse Füße zu bekommen."
Baillard fuhr mit dem
Aufzug den Schacht hinauf. Als er oben ankam, stellte er fest, dass die
Stahlglaskuppel über der Schachtöffnung inzwischen vollendet war. Der Schacht
war jetzt praktisch versiegelt und ihre Grabung vor dem Sturm geschützt.
Draußen wütete zu grellem Wetterleuchten bereits der erste Ausläufer des
Tropensturms.
Dichter Regen trommelte
wie ungeduldige Finger an der Oberseite gegen das ultraharte transparente
Material der Kuppel und lief in Sturzbächen an den Wänden hinab. Die ersten
Mitglieder der anderen Grabungsteams und Gruppen schwerer Servomaten kämpften
sich durch Sturm und Regen über das aufgeweichte Grabungsfeld in Richtung des
zentralen Schachtes vor.
Baillard öffnete das
Außenschott der Kuppel und stemmte sich mühsam gegen den immer heftiger
tobenden Sturm, der den Regen jetzt fast waagerecht über das Land trieb. Über
dem nahen Laubdach zuckte erneut ein Blitz auf, der in der Ferne einzuschlagen
schien. Dann rumpelte der Donner, als würde ein gemauerter Himmel über ihm
einstürzen.
Der Regen fiel jetzt so
heftig, als wolle er binnen Minuten alles überfluten. Die Umgebung verschwamm
wie hinter einem trüben Schleier dieses gefühlten Weltunterganges. Pfützen
bildeten sich, in denen seine Füße rasch bis zu den Knöcheln verschwanden.
Endlich, nach einer halben Ewigkeit, erreichte er völlig durchnäßt die schweren
Lastengleiter am Rande des Grabungsfeldes.
Die anderen Maschinen war
vollgestopft mit ihren Arbeitsgeräten und Behältern mit Bodenproben und dienten
den Studenten und Technikern manchmal auch als Wohn- und Schlafgelegenheiten,
wenn sie in Schichten rund um die Uhr auf dem Grabungsfeld arbeiteten. Sein
eigener Gleiter war dagegen bei weitem nicht so überladen. Er verfügte sogar
über den Luxus eines separaten Wohn- und Schlafbereichs und in einer Ecke des
halbleeren Frachtraums hatte er sich eine unter den gegebenen Verhältnissen
fast großzügig anmutende Arbeitsgelegenheit geschaffen.
In den billigen
Kunststoffregalen an den Wänden standen wissenschaftliche Instrumente und
Reproduktionen archäologischer Funde von einigen Planeten im näheren Umkreis
der Erde. Großflächige Satellitenbilder der Oberfläche Blossoms, auf denen alle
ihre bisherigen Grabungen verzeichnet waren, bedeckten die freien Flächen
zwischen den Regalen.
Über der Platte seines
antiken, aus echtem Holz gearbeiteten Schreibtisches schwebte eine Batterie von
Holos. In der Mitte war das Symbol des Archäo-Nets abgebildet, aus dem sich
Baillard vor dem Abflug aus dem Epsilon Eridani-System sicherheitshalber noch
die aktualisierten Daten aller bekannten Ausgrabungen in den letzten
dreihundert Jahren auf seinen Arbeitsservo heruntergeladen hatte.
Die archäologischen
Datenbanken waren längst riesig und wuchsen fast täglich weiter an, so dass
niemand mehr den Überblick behalten konnte, auch wenn es schon lange keine
unabhängige wissenschaftliche Forschung mehr gab. Archäologen hatten überhaupt
nur noch dann eine Chance, unbekannte Welten zu besuchen und
Hinterlassenschaften fremder Kulturen zu erforschen, wenn sie für eines der
großen Konsortien arbeiteten, die de facto längst die Macht über die
Kolonialwelten übernommen und ihre wirtschaftlichen Einflußgebiete wie Claims
abgesteckt hatten. Und diese Firmen erwarteten von der Arbeit der
Xenoarchäologen, die sie aus Kostengründen gemeinsam mit
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