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Transfer

Transfer

Titel: Transfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
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zustimmte - ließ ich ihn meine Rückstoßpistole halten… Er brachte sein Gesicht ganz nah an meins, so daß ich fast durch die doppelten Gläser sah, dann rief er: >Du Schweinehund! Betrogen hast du mich! Du lebst !< und schoß auf mich.«
    Seit einer längeren Zeit spürte ich schon Eris Gesicht an meine Schulter gepreßt. Bei meinem letzten Wort zuckte sie zusammen, als ob sie einen Schlag erhalten hätte, und verdeckte meine Narbe mit ihrer Hand. Wir schwiegen eine Weile
    »Es war ein sehr guter Raumanzug«, sagte ich. »Er zersprang nicht, weißt du? Er kam mir nun hierher ganz hinein, hat den Rippenansatz gebrochen, reingestopft, die Muskeln zermalmt, zersprang aber selber nicht. Ich hatte nicht mal das Bewußtsein verloren, nur konnte ich eine Weile den rechten Arm nicht bewegen und fühlte an der Hitze die innere Blutung.
    Eine Zeitlang war ich wohl benommen, denn als ich aufstand, war Thomas nicht mehr da, und ich hatte keine Ahnung, wann und wo er verschwunden war. Ich suchte ihn blindlings auf allen vieren, statt seiner aber fand ich die Pistole. Er mußte sie gleich nach dem Schuß weggeworfen haben. Na, und mit ihrer Hilfe bin ich dann da rausgekommen.
    Sie bemerkten mich gleich, als ich über die Wolke sprang. Olaf brachte das Schiff noch näher, und sie zogen mich hinein. Ich sagte, ich hätte ihn nicht gefunden. Ich hätte nur die leere Rakete entdeckt, und meine Pistole wäre mir aus der Hand gefallen und hätte geschossen, als ich stolperte. Der Raumanzug ist doppelwandig. Ein Stück Verkleidung im inneren Teil war abgesprungen. Das habe ich hier, unter der Rippe.«
    Wieder Schweigen und das anwachsende, langgezogene Dröhnen der Welle, die sich anschickte, einen Sprung über sämtliche Strände zu tun, durch die Niederlagen einer unendlichen Reihe ihrer Vorgängerinnen nicht entmutigt. Flacher werdend, bäumte sie sich auf, zerbrach, man hörte ihr Weiches Stampfen, immer
    näher und leiser, bis es zu der wiederaufkommenden Stille wurde. »Seid ihr abgeflogen?«
    »Nein. Wir warteten. Nach zwei weiteren Tagen setzte sich die Wolke, und ich flog dann ein zweites Mal hin. Allein. Du verstehst wohl - alle anderen Gründe ausgenommen - warum?«
    »Ja, ich verstehe.«
    »Ich fand ihn schnell, weil sein Anzug in der Finsternis leuchtete. Er lag unter einem Nadelfelsen. Sein Gesicht war nicht zu sehen, die Glasscheibe war von innen beschlagen. Als ich ihn hochhob, meinte ich, in den Händen nur eine leere Schale zu halten.., er wog fast gar nichts. Er war es aber wirklich. Ich ließ ihn da und kam in seiner Rakete zurück. Später untersuchte ich sie dann genau und begriff, warum es passiert war. Seine Uhr - eine ganz ungewöhnliche Uhr - war stehengeblieben, er hatte die Zeitrechnung verloren. Diese Uhr zeigte nämlich sowohl die Stunden als auch die Tage an. Ich habe sie repariert und weitergestellt, so daß niemand dahinterkommen konnte.«
    Ich umarmte Eri. Fühlte, wie mein Atem ganz leise ihr Haar zerteilte.
    Sie berührte meine Narbe, und plötzlich wurde diese Liebkosung zu einer Frage: »Sie hat eine so sonderbare Form…«
    »Ja, nicht wahr? Weil es zweimal genäht werden mußte, beim ersten Mal heilten die Nähte nicht… Thurber hat mich zusammengeflickt. Denn Venturi, unser Arzt, lebte nicht mehr.«
    »Der, der dir ein rotes Buch gegeben hat?«
    »Ja. Woher weißt du das, Eri? Hab’ ich dir davon erzählt? Nein, unmöglich.«
    »Das hast du Olaf gesagt - damals - weißt du noch…«
    »Stimmt. Aber daß du das behalten hast! So eine Lappalie. Ach, eigentlich bin ich ein Schwein. Dieses Buch ist mit allen anderen Sachen auf dem >Prometheus< geblieben.«
    »Hast du dort deine Sachen? Auf Luna?«
    »Ja. Aber eigentlich lohnt es sich nicht, sie herzuholen.«
    »Doch, Hal.«
    »Mein Liebes, gleich würde daraus ein Erinnerungsmuseum werden. Und so etwas finde ich gräßlich. Wenn ich sie hole, so nur, um sie zu verbrennen. Ich werde nur ein paar Kleinigkeiten behalten, die ich von den anderen geerbt habe. Dieses Stein-chen… «
    »Was für ein Steinchen?«
    »Ich habe noch mehr davon. Einer ist von Kerenea, einer vom Thomas-Planetoiden- denk aber bloß nicht, daß ich mich da mit irgendwelchen Sammlungen beschäftigt hätte ! Die kleinen Stein-chen gelangten ganz einfach in die Rillen meiner Schuhsohlen, Olaf klaubte sie wieder heraus, versah sie mit entsprechenden Notizen und verwahrte sie. Diese Idee konnte ich ihm nicht ausreden. Unsinn, aber.., das muß ich dir erzählen. Ja, ich soll es

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