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Transzendenz

Transzendenz

Titel: Transzendenz Kostenlos Bücher Online Lesen
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antreten.«
    »Und was ist mit den Unsterblichen? Was werdet ihr jetzt tun?«
    »Oh, wir gehen nirgendwohin. Wir machen weiter, so geduldig wie immer. Wir haben nach wie vor unsere Ziele, unsere Pläne – in zeitlichen Maßstäben, die in gewissem Sinn selbst die Transzendenz transzendieren. Und auch ohne die Macht der Transzendenz im Rücken bleibt es unsere Aufgabe, die Probleme der Zukunft zu lösen.«
    »Probleme?«
    Leropas unbewegliches Gesicht zeigte leise Verachtung. »Alia, du und dein alter Gefährte Poole, ihr seid euch in wundervollem Geplauder über die evolutionäre Zukunft der Menschheit ergangen – über den Sinn und Zweck der Intelligenz und so weiter. Vielleicht finden wir ja alle einen sicheren Ort, wo wir die Intelligenz, die wir entwickelt haben, um draußen in der Savanne am Leben zu bleiben, aufgeben und uns in der Nicht-Intelligenz wieder gemütlich einrichten können. Ja?«
    »So etwas kommt vor. Wie bei den Robbenmenschen auf der Wasserwelt.«
    »Es ist ein bukolischer Traum. Aber leider schert sich das Universum nur wenig um unsere Wünsche und Träume.«
    Die Menschheit breitete sich über die eroberte Galaxis aus, bildete neue Arten, differenzierte sich und vereinigte sich allmählich wieder. Aber das Universum drum herum war menschenleer. Und in diesen gewaltigen Räumen kreisten uralte, unerbittliche Feinde. Leropa sagte: »Wir befinden uns immer noch in der Savanne der Sterne. Und es gibt wilde Bestien dort draußen – Bestien, die das Triumph-Geschwader aus der Galaxis vertrieben hat, aber sie sind immer noch da. Und sie wissen über uns Bescheid. Sie haben auch noch eine Rechnung mit uns offen.«
    »Sie werden zurückkommen«, hauchte Alia.
    »Das ist unvermeidlich. Vielleicht dauert es noch einmal eine Million Jahre, aber sie werden kommen.«
    »Und ihr Unsterblichen bereitet euch auf den Krieg vor…«
    »Die Erde wird bestehen bleiben, weißt du. Eines Tages wird all dies, einschließlich der Spuren der Transzendenz, lediglich eine weitere Schicht in den stratifizierten Gesteins- und Fossilienformationen der Erde sein, ein weiteres Ereignis in einer langen und weitgehend vergessenen Geschichte. Aber wir werden immer noch hier sein und uns um die Dinge kümmern.« Ihr Gesicht war hart, entschlossen, ihre trockenen Augen ähnelten kleinen Steinen. Sie hatte auf Alia noch nie so fremdartig gewirkt.
    Und dennoch wusste Alia, dass diese grimmige, erbarmungslose Unmenschlichkeit letztendlich vielleicht die Rettung der Menschheit sein würde. »Du machst mir Angst, Leropa.«
    Leropa grinste mit offenem Mund und zeigte kohlrabenschwarze Zähne. »Ich glaube, du verstehst, weshalb wir Unsterblichen gebraucht werden. Vielleicht sind selbst wir ein evolutionärer Rekurs, was meinst du? Aber du wirst deine Unsterblichkeitspille nicht nehmen, oder? Du wirst nicht zu uns kommen.«
    »Nein«, sagte Alia. Sie verspürte kein Bedürfnis nach einem ewigen Leben. Und auch nicht nach der Transzendenz. Sie würde ihre Menschlichkeit mit beiden Händen festhalten – das würde genügen…
    Sie taumelte. Die Welt rotierte um Alia, als hätte der Wind gedreht oder die Schwerkraft kleine Wellen geschlagen.
    Drea packte sie am Arm. »Alia? Ist alles in Ordnung?«
    Reath fragte nervös: »Ist es die Transzendenz?«
    Leropa sagte: »Es ist beinahe vorbei.«
    Drea nahm Alias Hände. »Dann müssen wir uns beeilen. Ich möchte dir etwas zeigen, so lange es noch geht. Komm mit. Skimme mit mir. Wie damals, als wir noch Kinder waren, vor all dem.«
    »Drea, ich glaube nicht, dass dies der richtige Moment ist, um…«
    »Tu’s einfach!« Lachend skimmte sie.
    Alia blieb nichts anderes übrig, als ihr zu folgen. Sie hing über Reaths Kopf in der Luft. Sein nach oben gewandtes Gesicht glänzte im Licht, sein Mund war rund vor Schreck. Leropa hatte sich desinteressiert abgewandt, schon wieder in ihre eigenen langfristigen Projekte vertieft.
    Drea lachte immer noch. »Noch mal!«, rief sie. »Drei, zwei, eins…«
    Die Schwestern hielten sich aneinander fest und skimmten erneut, und dann ein weiteres Mal.
     
    Alia stand auf einer kleinen Plattform auf der höchsten Spitze des mächtigen tetraedrischen Skeletts der Kathedrale. Die drei Pylonen des Gerüsts stürzten unter ihr weg bis zum rostroten Boden der Erde. Unter dem Gerüst drängte sich die Unsterblichen-Gemeinschaft in den zerstörten Kuppeln der Konurbation 11.729 zusammen.
    Die Luft war kalt, und es wehte eine steife Brise. Das Material der Plattform

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