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Trapez

Trapez

Titel: Trapez Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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weiß , dass du es auch bist.
    Und ich weiß , was ich tue!«
    Er hatte Zeit, sein Herz aus Angst vor schneller Ablehnung schneller schlagen zu hören, bevor Mario seufzte und sich bereitwillig runterbeugte und ihn kü ss te.
    Es war Tommy nie in den Sinn gekommen, dass Mario ihn so küssen würde, und dann bemerkte er, dass er bis zu diesem Moment überhaupt nichts vom Küssen gewu ss t hatte. Er nahm diesen ersten Ku ss kindlich hin, fast passiv, aber beim zweiten Mal , als Mario ihn kü ss te, es waren vielleicht zehn Sekunden vergangen, erkannte er die Kluft, die er im wahrsten Sinne wie ein Blitz überquert hatte.
    Es ging nicht mehr länger um ein verstohlenes, ziemlich unheimliches, kleines Spiel im Dunkeln, nicht länger um die Übereinkunft, etwas eigentlich Verbotenes nur für einen Moment der Erregung zu tun. Das war es überhaupt nicht. Er wu ss te noch nicht genau, was es statt dessen sein würde, aber er wollte es unbedingt herausfinden. Ein Blitz, diesmal weniger dramatisch, zeigte ihm wieder Marios Gesicht. Und Tommy, der jetzt ganz frei von Verlegenheit oder Schüchternheit war, zog Mario zu sich runter und kü ss te ihn wieder.
    Mario fragte zögernd: »Willst du…« Tommy erkannte, dass Mario immer noch mit ihm redete wie mit dem Kind, das er beim ersten Mal gewesen war. Plötzlich schämte sich Tommy, schämte sich fast bis zur Übelkeit wegen seiner vorangegangenen Ausrede. Wie er sich schlafend gestellt hatte, das Verbergen seines heimlichen, versteckten Genusses. Zwischen damals und jetzt lagen Welten.
    Er war jetzt überhaupt nicht beschämt oder beso rgt darü ber. Aber er wu ss te, dass Mario nicht erkannte, wieviel sich in ihm geändert hatte. dass Mario Angst hatte, mehr von ihm zu fordern, mehr, als immer nur: die Erlaubnis, seinen passiven Körper zu liebkosen, die Gewi ss heit, dass er sich zumindest nicht ernsthaft wehren würde. Eine plötzliche, fast zornige Leidenschaft überkam ihn, als er bemerkte, er glaubt, dass sogar das schon eine Menge ist!
    Auf der Suche nach einem Weg, sein neues Wissen auszudrücken, legte Tommy seinen Arm um Marios Taille, fühlte sehr deutlich das nackte Fleisch und versuchte, mit diesem neuen Gefühl von Zärtlichkeit, ihn zu streicheln. Kindisch, mit kleinen Klapsen, suchte er durch seine eigene Unerfahrenheit nach einem Wort oder einer Berührung, das ausdrückte was er fühlte.
    »Na, klar will ich«, flüsterte er. »Ich dachte, das könntest du dir denken. Nur – nur – ich meine, was willst du wirklich? Ganz, meine ich. Du hast nur – nur rumgefummelt, oder? Du wolltest nicht – irgendwas versuchen –, das mich vielleicht – ängstigen oder stören würde …«
    »Ja«, flüsterte Mario überrascht, »aber ich hab’ nicht bemerkt, dass du es wu ss test. Woran hast du es bemerkt?«
    Tommy war sich der schlichten Poesie nicht bewu ss t und sagte sachlich: »So wie du mich gekü ss t hast, hat mir gezeigt, wieviel mehr noch dasein mu ss , um…«
    Marios Ku ss schnitt den Rest ab. Festumschlossen, geschüttelt, fast ekstatisch in der stürmischen Umarmung, konnte Tommy immer noch eine schreckliche, gespannte Kontrolle in ihm fühlen, als ob Mario bei allem Drang immer noch Angst hatte. »Oh, Gott, du bist bloß ein Kind. Bloß ein kleines Ki nd«› sagte er mit heiserem Flü stern. »Ich sollte ausgepeitscht werden. Verdammt, Tommy, weißt du, dass sie mich dafür ins Gefängnis werfen können?«
    »Wer soll es ihnen denn erzählen, wenn du es nicht tust?« Tommys Stimme versagte. Seine Hände, die wie von selbst Zärtlichkeit durch die Berührung lernten, tasteten unwissend, aber zärtlich, und versuchten, die aufragende Anspannung zu lösen und immer wieder zu erfor schen. »Komm«, flüsterte er, »es ist gut, Mario. Alles, was du willst. Zeig – zeig, mir nur, was ich machen soll.
    Sag mir, was du willst.«
    Er hörte Mario hart schlucken, und er war sich nicht sicher, ob es Lachen oder Seufzen war. »Okay, Kleiner.
    Aber ganz ruhig. Es ist kein Tanz, bei dem du nur so die Schritte lernen mu ss t. Lieg hier bloß eine Minute lang still, nah bei mir. La ss mich dich bloß eine Minute lang so halten…«
    Er konnte immer noch die Spannung und Angst in Mario fühlen, und er selbst bekam auch Angst, als ob er für eine Folter gefesselt würde. Und deswegen bemerkte er lange Zeit auch nicht, wie sanft Mario mit ihm gewesen war. Wie vorsichtig und sanft er ihm über Unwissen heit und Angst zu neuen unerwarteten Gefühlen hinweggeholfen hatte.

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