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Trapez

Trapez

Titel: Trapez Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Seine eigene wachsende Erregung ängstigte ihn wieder, aber er verlor sich in dem ansteigenden, überwältigenden Genu ss . So, wie sich die beiden in Wellen näher kamen, dachte er verwirrt und unbewu ss t an den langen Schwung in die Luft von den Trapezstangen, benommen und erschrocken. Die Angst selbst war ein Teil der Erregung, Erregung fast bis zum Schmerz… Und dann, in dem Moment, als er es nicht mehr länger aushalten konnte, der ekstatische, triumphierende Augenblick des Vermischens, Verschmelzens, der plötzliche Schock, der ihn ergriff, sicher in seinen Händen zu sein, die irgendwie zur richtigen Zeit da waren, wo noch ein Bruchteil einer Sekunde Bewu ss tlosigkeit und Tod bedeutet hätte, und sie waren in Sicherheit, schwangen zusammen… Und jetzt konnte die Erregung wieder wachsen und triumphieren… ihre Hände verschränkt, während sie schwangen, wie Körper in krampfhaft verzerrtem Genu ss – und in diesem Moment der Einsicht, wu ss te er, was er nie hatte in Worte fassen können: warum er solange neidisch auf Angelo gewesen war, dieses Etwas, was zwischen den beiden war, als sie endlos an der Perfektion des Dreifachen gearbeitet hatten, was solange gefehlt hatte, als Mario ihm das Fliegen beigebracht hatte… und dann verlor er diese Einsicht wieder, jahrelang. Die Blitze kamen und gingen immer noch und ihm war, als er seine Augen öffnete, als ob es wie ein Echo war. Eine Reflexion seines eigenen Zitterns, des explodierenden tödlichen Schreckens und des Genusses, der langsam zu einer Erinnerung verschwand. Er fühlte, ohne einen bewu ss ten Gedanken, wie all die schreckliche Anspannung in Mario verflogen war. Jetzt, als Mario erschöpft und friedlich auf seinem Körper lag, schwer atmete, sein Gesicht auf Tommys Magen ruhend. Und es war Tommy, der ihn nah zu sich heranzog, die Decke über die beiden legte und flüsterte: »Kann ich was sagen?«
    »Klar!« Mario drückte leicht seinen Arm.
    Tommy flüsterte, fast unhörbar: »Ich liebe dich!« Und dann hatte er wieder Angst. Er hatte die ungeschriebene Regel verletzt, das versteckte Abkommen; man konnte es so nicht sagen.
    Aber die Zurückhaltung war jetzt verflogen. Mario drehte sich herum und dr ückte seinen Mund an die weiche , nackte Schulter und sagte mit sanfter, klarer Stimme, gar nicht geflüstert: »Tom, hör mir zu. Ich wollte immer Männer, aber, der Schlag soll mich treffen, ich habe nie gedacht, dass ich jemanden so lieben könnte. Ich habe nie jemanden, außer Lis , geliebt. Und das ist was anderes.
    Aber ich liebe dich, Tommy. Ich liebe dich wirklich. Ich liebe dich so, dass ich sterben könnte. Ich bin ein alter Mistkerl, Tommy, aber ich liebe dich.«
    Er versteckte sein Gesicht in Tommys Schulter, und Tommy fühlte, wie er weinte, sachte vom Schluchzen geschüttelt. Aber Tommy, der selbst den Tränen nahe gewesen war in jenem tödlichen Moment aus Angst und Triumph, gebot den Tränen keinen Einhalt. Es schien ihm völlig natürlich, dass Mario weinte und dass er ihn festhalten wollte. Kein Trost, außer von seinen Armen umschlungen zu sein. Er ließ ihn daliegen und weinen und fühlte wie seine Schulter durch Marios Tränen na ss wurde und wischte sie sanft weg, seine letzte bewu ss te Handlung, bevor er einschlief.
    Mario schüttelte ihn. »Tom«, flüsterte er drängend,
    »Tom, steh auf – schnell! Geh zurück in dein eigenes Bett! Der verdammte Riegel hat nicht gehalten!«
    Tommy protestierte mit schläfrigem Murmeln und bewegte sich nicht. Mario kniff ihn unbarmherzig in den Arm. »Verdammt, wach auf!«
    Aufgeschreckt ließ sich Tommy von Mario in sein eigenes Bett schubsen. Er merkte, dass er nackt war und zog das Laken hoch. Aus dem Augenwinkel sah er Mario seinen Pyjama unter den Rand des Bettes schieben. Kaum einen Moment später fiel ein breiter werdender Lichtstrahl durch die sich öffnende Küchentür des Wohnwagens.
    »Matt«, murmelte Angelo. »Geht’s euch gut?«
    »Mmhm«, murmelte Mario und stellte sich schlafend.
    Tommy wagte nicht, sich zu bewegen. Angelo sagte flüsternd: »Ich dachte, dass der Sturm euch aufgeweckt haben könnte; der Mast direkt vorm Wagen ist vom Blitz getroffen worden. A ber Tommy hat wohl durchgeschla fen?«
    »Ja, glaub’ schon. Mach doch das verdammte Licht aus«, sagte Mario heiser.
    Angelo murmelte: »Ja, okay, okay«, und der Lichtstrahl verschwand.
    Nach einer Minute fühlte Tommy, wie Mario in der Dunkelheit nach seiner Hand griff, über den schmalen Raum zwischen ihren Betten

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