Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Trapez

Trapez

Titel: Trapez Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
Vom Netzwerk:
früher oder später passiert. Ich würde wirklich gern wissen, was die jetzt beim Pokern machen!«
    »Wahrscheinlich eine Kerze anzünden. Das macht meine Mutter immer.«
    »Ja – und dieser Flinkfinger Cliff, schummelt sich währenddessen alle Asse in die Hand!« Das Licht flackerte wieder auf. »Komm, klappen wir lieber die Betten auf, bevor es endgültig ausgeht.«
    Sie zogen die Betten aus, kletterten hinein und drehten das Licht aus. Draußen flackerten große , weiße Blitze.
    Tommy hörte Mario seufzen und sich ruhelos rumwälzen.
    »Schläfst du?«
    »Verdammt, nein. Wer könnte bei diesem Krach schlafen?« Mario setzte sich auf, sein Gesicht war ganz deutlich in einem plötzlichen Lichtblitz zu sehen. Der Wohnwagen schien bei dem krachenden Donner zu wackeln und zu zittern.
    »Mario…«
    »Ja?«
    »Kann ich – kann ich ein bi ss chen zu dir reinkriechen?«
    Das weiße Licht verlöschte und ließ Marios Gesicht wieder in die Dunkelheit zurücksinken. In einem Moment von Totenstille wurde Tommy klar, was er gesagt hatte, bevor Mario zaghaft antwortete: »Klar, wenn du willst.«
    Tommy warf seine D ecke zurück. Als er über den ab getretenen Boden zwischen ihnen gehen wollte, setzte sich Mario auf. »Hör zu, Tom. Schieb zuerst den Riegel vor. Nur zur Vorsicht. Okay?«
    Mit weichen Knien gehorchte Tommy. Mario rutschte hinüber, um für ihn Platz zu machen. Tommy streckte sich auf seinem Rücken aus. Mario drehte sich auf die Seite, sah ihn an, einen Arm unter seinem Kopf. Er griff mit seiner freien Hand zur Decke und zog sie über sie beide.
    »Jetzt sind wir, wie das Gespenst sagt, für die Nacht eingeschlossen.«
    Tommy lachte, fühlte seinen Atem stocken. »Mir tut die arme, verfluchte Seele leid, die in so einer Nacht in einem Haus spuken mu ss . Besonders, wenn es durchreg net.«
    » Huhu , ich wette, dass e in Gespenst, das in einem schö nen, kühlen Haus spuken kann, von jeder verdammten Seele auf dem Friedhof beneidet wird.«
    »Du glaubst doch nicht an Geister, Mario?«
    »Ich dachte es immer«, sagte Mario mit leiser Stimme.
    »Liss und ich haben immer gesagt, dass der alte Mario di Santalis – der Erste – zu Hause im Übungsraum spukt.
    Wir haben uns gegenseitig Angst gemacht, bis wir uns fürchteten, im Dunkeln da runter zu gehen.«
    Wie immer, wenn er nervös oder verlegen war, reagierte Tommy mit Albernheit. »Ach, du weißt genau, dass er sich in seinem Grab umdreht, wenn ihr da unten Quatsch macht.«
    Stille, prasselnder Regen und ein naher Donnerschlag.
    Mario griff nach Tommys nackter Schulter und berührte sie. Er trug nur Schlafanzughosen. Er fragte: »Woran denkst du?«
    »An die Nacht im Trapezwagen, glaube ich. In der Nacht hat es auch gedonnert.«
    »Das habe ich mir gedacht.« Mario stützte sich auf seinen Ellenbogen und lehnte sich über Tommy. Ein Blitz erhellte den Wohnwagen, zeigte Marios Gesicht gespannt und bla ss , und es wurde wieder dunkel. Er sagte: »Oder lieber ein anderes Mal.« Er berührte Tommy sehr sanft in der Dunkelheit und murmelte: »Nun?«
    Wieder schüchtern, drehte Tommy sein Gesicht weg.
    »Was ist los?« fragte Mario leise. »Angst davor?«
    »Nein – eigentlich nicht …« Tommy zuckte zusammen, als ein ungewöhnlich heller Blitzschlag vorbeizischte.
    »Mensch, ich wette, der hat irgendwo in der Nähe eingeschlagen!«
    »Sie haben Tornadowarnungen ausgegeben«, sagte Mario. »Einer der Leute hatte das Radio an. Als ich klein war, hatten wir in Kansas mal einen Wirbelsturm. Hat das Zelt umgekrempelt. Gut, dass Big Jim nicht das Hochseil aufbauen ließ . Ich weiß noch …«
    Ein blauer Lichtblitz erleuchtete den Raum taghell und gleichzeitig erschütterte ein wilder Krach den Wohnwagen. Mario hielt Tommy in seinen Armen, und der Junge schrie laut auf vor ungewollter Angst.
    »Oh, Jesus«, flüsterte Mario in die apokalyptische Schwärze und in die Stille, die sich Sekunden später einstellte, »das muss direkt hier draußen gewesen sein! Vielleicht hat er den Wohnwagen getroffen! Tommy, bist du okay?«
    »Klar«, sagte Tommy zitternd. »Ich hab’ nur – nur Angst. Aber man sagt, wenn man’s hören kann, hat’s dich nicht getroffen.«
    Er war sich plötzlich sehr bewu ss t, dass das Gewicht von Marios warmem Körper auf seinem lag und ihn festhielt.
    Mario wollte zuerst sein Gewicht etwas verlagern, aber Tommy zog ihn herunter, so dass sich ihre Körper in voller Länge berührten. Herausfordernd sagte er: »Diesmal bin ich wach und – und ich

Weitere Kostenlose Bücher