Trau niemals einem Callboy! (German Edition)
Trommelfell.
„Verflixt!“
Hastig tippe ich den Code ein, der dem Lärm ein Ende setzt.
„Tut mir leid, das passiert mir ständig.“ Mit einem entschuldigenden Lächeln auf den Lippen drehe ich mich zu den Polizisten um. Allein der Anblick ihrer Uniformen reicht aus, um mein Herz zu einem rasenden Tanz in meiner Brust zu inspirieren.
„Frau Krämer?“, fragt derjenige der beiden Beamten, der etwas älter zu sein scheint. Mit seinem weißen Rauschebart sieht er aus wie ein Weihnachtsmann, der sich in der Jahreszeit geirrt hat.
„Noch nicht“, will ich gerade erwidern, aber dazu komme ich nicht, denn der Mann redet schon weiter.
„Wir haben einen Notruf erhalten.“
„Einen Notruf?“
„Ja, in unserer Zentrale ging ein Anruf ein. Jemand, der seinen Namen nicht genannt hat, hat einen Einbruch in Ihrem Haus gemeldet.“
„Ein Einbrecher?“ Ich klinge wie sein Echo. Es dauert einen Moment, bis ich den Sinn seiner Worte verstanden habe. Und dann werde ich richtig sauer. Welcher Idiot hat die Polizei angerufen? Für solche Scherze bin ich nicht zu haben, vor allem nicht, wenn ich dann am frühen Morgen ungeschminkt zwei Polizeibeamten gegenüberstehe. Wobei ungeschminkt zu sein um Klassen besser wäre, als mein derzeitiger Zustand: Wenn ich mich recht erinnere, hatte ich gerade damit begonnen, eine Hälfte meines Gesichtes mit Make-up zu bedecken, während die andere noch immer in ihrem fahlen, unausgeschlafenen Glanz erstrahlt. Vom Anblick meiner Haare ganz zu schweigen.
„Hier ist kein Einbrecher“, entgegne ich. „Glauben Sie mir. Wenn es jemand versucht hätte, wüsste ich es. Dieses Haus ist besser geschützt als ein Hochsicherheitstrakt, das haben Sie ja gerade bemerkt.“ Mit einem matten Lächeln zeige ich zu dem Nummernpad, das ich eben attackiert habe.
„Wäre es nicht besser, wenn wir selbst kurz nach dem Rechten sehen würden?“
Nur über meine Leiche .
„Nein, das ist nicht nötig. Wirklich nicht. Mein Mann hat unser Haus mit den modernsten Sicherheitsvorkehrungen ausstatten lassen. Hier kommt niemand herein, ohne dass wir es merken. Da hat sich jemand einen Scherz erlaubt. Vielen Dank für Ihre Mühe. Ich weiß das zu schätzen.“
„Dann ist es ja gut. Tut mir leid, dass wir Sie gestört haben.“ Der Polizist sieht mich zweifelnd an, aber ich rühre mich nicht von der Stelle. Die Zwei lasse ich nur dann herein, wenn sie einen Durchsuchungsbefehl haben. Anscheinend sieht man mir die Entschlossenheit an, denn nach einigen Sekunden tippt er sich an die Mütze und dreht sich um.
Sie sind weg! Mit einem lauten Seufzer schließe ich die Tür und lehne mich mit dem Rücken an die Wand. Mein Herzschlag beruhigt sich. Nähert sich einem Tempo, das man fast als normal bezeichnen könnte.
Vor einigen Jahren hatte ich ziemlich oft Probleme mit der Polizei. Damals war ich politisch aktiv und habe mich für Umweltschutz, eine gerechtere Schulpolitik und die Dritte Welt engagiert. Aber das brachte mir nichts als Ärger mit den Gesetzeshütern und meinem Vater ein. Wie ein Gedankenblitz sehe ich diese eine vorübergehende Verhaftung wieder vor mir, die damals für ziemlich viel Wirbel in den Medien gesorgt hat.
Das für sich allein genommen wäre nicht so schlimm gewesen. Wirklich übel war, dass meine Mitstreiter mit einem Mal begannen, mich wie eine Außenseiterin zu behandeln, nachdem sie durch die Medienberichterstattung herausfanden, wie wohlhabend meine Eltern sind. Plötzlich war ich das reiche Mädchen, das sich aus Langeweile politisch engagiert.
Dabei war es nicht das erste Mal in meinem Leben, dass ich mit dieser Meinung konfrontiert wurde. Schon in der Schule lehnten mich Klassenkameraden nur deshalb ab, weil meine Familie Geld hat. Ich dachte allerdings, ich hätte im Laufe der Jahre gelernt, mit solchen Vorurteilen umzugehen.
Und dann war da noch mein Vater, auf dessen Reaktion auf meine Verhaftung ich nicht vorbereitet war. Dabei hätte ich es wissen müssen. Mit einem Ruck stoße ich mich von der Wand ab, versuche alle Gedanken an ihn aus meinem Kopf zu vertreiben. Noch immer fühlt sich sein damaliges Verhalten wie ein Verrat an.
Kaffee! Ich brauche unbedingt Koffein, um den unglücklichen Start in diesen Tag zu korrigieren. Mit diesem Gedanken setze ich mich in Bewegung und gehe den langen Flur entlang, Richtung Küche.
Leider komme ich nicht mehr dazu, meine Absicht in die Tat umzusetzen, denn an der Esstheke, die die Küche vom Wohnraum abtrennt, sitzt
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