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Trau niemals einem Callboy! (German Edition)

Trau niemals einem Callboy! (German Edition)

Titel: Trau niemals einem Callboy! (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Kluger
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ich war es nicht. Was nur eine Möglichkeit offenlässt: Ron. Oder meine Mutter hat sich verplappert. Nein. Ausgeschlossen. Meine Mutter mag gesprächig sein, aber den Code würde sie niemals verraten.
    Ich schüttele den Kopf, versuche, diese Gedanken zu vertreiben. Ron ist zu einem Mord genauso wenig fähig wie ich oder meine Mutter. Es muss eine andere Erklärung für all das geben.
     
    Kenne ich diesen Mann überhaupt? Bisher habe ich den Fremden nur aus ein, zwei Metern Entfernung betrachtet. Bin automatisch davon ausgegangen, dass ich nicht weiß, wer er ist. Aber was, wenn das nicht stimmt? Er liegt mit dem Gesicht auf der Theke, es ist also nicht klar zu erkennen.
    Vorsichtig setze ich einen Fuß vor den anderen. Taste mich an den Toten heran. Ein Schauer läuft meinen Rücken hinab. Ich habe noch nie zuvor einen toten Menschen gesehen.
    Leiser jetzt, denn ich bin ihm schon sehr nahe.
    Noch leiser. Ich halte die Luft an. Er ist tot, er kann mir nichts mehr tun. Trotzdem fürchte ich mich.
    Noch näher.
    Noch ein bisschen … Und dann stehe ich direkt vor ihm, kann erkennen, dass er blaue Augen hat. Ein schönes, dunkles Blau, das einen ungewöhnlichen Kontrast zu den schwarzen Haaren bildet. Der Mund ist leicht geöffnet, so als hätte er noch etwas sagen wollen.
    Ich habe diesen Menschen noch nie zuvor in meinem Leben gesehen.
    Wie hat nur all das geschehen können, ohne dass ich etwas bemerkte?
    „Was soll ich nur tun?“ Dieses Mal flüstere ich die Worte. Ich schüttele ratlos den Kopf und trete den Rückzug an. Gehe langsam nach hinten, ohne die Augen von dem Toten abzuwenden. So als bestünde die Möglichkeit, dass er sich plötzlich doch noch bewegt. Sich auf mich stürzt, wie man das immer in den Horrorfilmen sieht. Nein. Nicht mit mir. So blöd bin ich nicht, jemandem den Rücken zuzuwenden, der ermordet auf meinem Barhocker sitzt.
    Als mir ein Gedanke kommt, der alles noch schlimmer macht, fährt mir der Schreck wie eine Faust in die Magengrube.
     
    Was, wenn der Mörder noch im Haus ist? Darauf wartet, mich auch noch umzubringen? Ich muss schlucken. Spüre, wie Säure in meiner Kehle hochsteigt.
    Es reicht! Wütend schließe ich die Augen, versuche mich auf das Atmen zu konzentrieren. Dieses Zittern muss aufhören, und ich habe keine Lust, mich zu übergeben. Einatmen, ausatmen. Einatmen … Ist gar nicht so schwer. Tue ich schließlich schon mein ganzes Leben lang. Einatmen, ausatmen.
     

3
     
    Mit einem lauten Krachen schlägt die Tür des Gästezimmers an die Wand, um dann mit voller Wucht wieder zurückzuschwingen. „Au.“ Mein wütender Ausruf wird von einem lauten Knall begleitet. Verblüfft starre ich die Pistole, die ich mir aus Rons Nachttisch geholt habe, an. Das Ding ist geladen. Und entsichert!
    Wie kann Ron nur so unverantwortlich sein, eine Waffe zu haben, die jederzeit losgehen kann?
    „Verdammter Idiot.“
    Mit einer Grimasse reibe ich meinen Arm, der noch immer schmerzt. Dort, wo die Tür ihn getroffen hat, bildet sich ein blauer Fleck. Dann wandern meine Augen nach unten, zu meinen Füßen, auf die Stelle, wohin die Pistole jetzt zeigt. Mist! Wenn ich nicht aufpasse, schieße ich mir noch die Zehen ab. Keine Ahnung, wie man das Ding wieder sichert. Also nehme ich sie lieber hoch. Halte sie so, dass ich höchstens die Decke durchlöchern kann, und betrete das Zimmer. Langsam.
    Meine Augen suchen den Raum ab. Verharren kurz, als sie das Loch sehen, dass ich in die Wand geschossen habe. Vielleicht sollte ich da besser ein Bild drüberhängen. Dann schaue ich unter dem Bett nach, in den Schränken. Überall dort, wo sich jemand verstecken könnte. Nichts. Außer dem Loch in der Wand ist alles genauso, wie es sein sollte.
     
    Eine halbe Stunde später ist klar, dass sich außer mir und dem Toten niemand in dem Haus aufhält. Nicht einmal ein Liliputaner hätte meiner Gründlichkeit entgehen können. Nach dem kleinen Zwischenfall mit der Pistole war ich vorsichtiger, habe die anderen Türen zwar aufgestoßen, aber auf die Lara Croft-Imitation verzichtet. Der Keller war am schlimmsten. Dort gibt es nicht nur etliche dunkle Ecken, sondern auch jede Menge Spinnen.
    Mit einem tiefen Atemzug lehne ich mich an die Wand in der Diele, schließe erschöpft die Augen. Jetzt weiß ich wenigstens, dass der Mörder nicht mehr im Haus ist. Allerdings bleibt damit eine andere Frage offen: Wer hat die Polizei gerufen, und vor allem, warum?
    Der Gedanke kriecht wie ein kalter Schauer durch

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