Traumfrau ahoi: Roman (German Edition)
angeschwollen und rotblau verfärbt. Seine Wange war mit trockenem Nasenblut verkrustet, und aus seiner aufgeplatzten Unterlippe rann immer noch Blut über sein Kinn. Max nahm einen tiefen Schluck aus der Rumflasche und betrachtete den Riss in seinem Hemd und den kleinen Hundebiss auf seiner Schulter. Er war nicht tief. Nur ein Kratzer und im Vergleich zu seinen anderen Verletzungen kaum der Rede wert. Er konnte nur hoffen, dass der Köter die notwendigen Impfungen bekommen hatte.
Mit einer Hand zog Max sich das Hemd aus dem Bund seiner schwarzen Jeans und hob es hoch. Übel aussehende Striemen liefen im Zickzack über seinen Rumpf, ein Bluterguss in Form eines Stiefelabsatzes zierte seine linke Seite. Aber immerhin lebte er. Zumindest noch.
Er kramte in dem Erste-Hilfe-Kasten, bis er ein Röhrchen Motrin fand. Er zählte sich fünf Tabletten in die Hand und schluckte sie mit Rum, ehe er sich einen elastischen Verband um den Brustkorb wickelte, der zwar nicht besonders half, aber immer noch besser als gar nichts war. Außerdem fand er ein Stück antiseptische Seife. Während er sich das Blut von Gesicht und Hals wusch, ließ er die Geschehnisse dieser Nacht noch einmal Revue passieren und fragte sich, wie seine Mission von Anfang an dermaßen hatte schief gehen können.
Die Informationen, die er bekommen hatte, waren falsch
gewesen, seine gesamte Strategie war fehlgeschlagen, und er wollte wissen, weshalb. Laut Bericht hätten sich Cosellas Leute in einem bestimmten Teil der Kirche des riesigen Areals befinden müssen, aber sie hielten sich eindeutig an einem völlig anderen Ort auf. Die DEA-Agenten wurden vorn in dem Gebäude gefangen gehalten, nicht im hinteren Teil, was im Grunde aber nicht so wichtig war. Das Verhalten von Terroristen ließ sich nun einmal selten eindeutig voraussagen, und geheime Informationen konnten sich von einer Sekunde zur anderen ändern. Das wusste Max, damit war er oft genug konfrontiert gewesen.
Doch nie zuvor hatte er sämtliche Fluchtwege so unerwartet und vollständig abgeschnitten gesehen, und es kam ihm in den Sinn, dass womöglich irgendein Eingeweihter hatte verhindern wollen, dass er das Ganze überlebte.
Er wusch sich die Blutspuren ab und klebte Heftpflaster auf die Platzwunde an seiner Stirn. Das eisgefüllte Tuch in der einen, die Flasche Rum in der anderen Hand, ging er zurück in die Kombüse. Beim Sonderkommando gab es nur einen Menschen, dem er wirklich vertraute: Generalstabschef Richard Winter, ein kettenrauchender, pöbelnder Scharfschütze, der in Vietnam und bei der Operation Desert Storm im Golfkrieg gedient hatte und das eine oder andere über das Leben in Schützengräben und den Kampf zu berichten wusste, wenn man mit dem Rücken zur Wand stand.
Der General war ein übler Schinder, aber immer fair. Er kannte sich mit verdeckten Aktionen aus, wusste, was sie den Männern abverlangten und was sie bedeuteten. Aber Max konnte es nicht riskieren, ihn jetzt schon zu kontaktieren. Nicht über eine ungesicherte Leitung. Nicht, wenn der Funkspruch von jedem im Umkreis von dreißig Meilen aufgefangen werden konnte. Nicht, solange er ein so leichtes Ziel bot.
Noch einmal durchkämmte er die Jacht nach einer Waffe.
Er durchsuchte die Schränke in der Passagierkabine und die Fächer im Salon und in der Kombüse, fand aber nichts Bedrohlicheres als Cocktailspießchen und eine Garnitur stumpfer Steakmesser. Er kippte den Inhalt des Röhrchens Motrin in seine Tasche und griff nach einer großen Handtasche auf dem Tisch in einer Essecke. Er schüttete den Inhalt aus, suchte nach rezeptpflichtigen Schmerzmitteln wie Codein oder Darvocet, fand aber nichts außer einer Vorratspackung Tylenol. Die Tasche enthielt Kosmetika und Hundekuchen, eine Zahnbürste, eine Haarbürste und ein paar Jetons. Er klappte die Brieftasche auf und sah einen in North Carolina ausgestellten Führerschein. Mit einer Hand drückte er das mit Eis gefüllte Tuch an sein Gesicht, während er sich mit der anderen den Führerschein dichter vor das funktionstüchtige Auge hielt. Im ersten Moment glaubte er, das Gesicht käme ihm bekannt vor, doch erst, als er den Namen las, wusste er, wer sie war.
Lola Carlyle. Lola Carlyle, das berühmte Dessous- und Bikini-Model. Vielleicht sogar das berühmteste überhaupt. Ihr Name beschwor Bilder einer fast nackten Frau herauf, die sich am Strand oder in seidenen Laken rekelte. Lange Beine, große Brüste, heißer Sex. Ihre Fotos in Sports Illustrated waren bei
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