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Traumfresser 3 - Die Alchemie des Bösen

Traumfresser 3 - Die Alchemie des Bösen

Titel: Traumfresser 3 - Die Alchemie des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Dahlquist
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Wunde herum augenblicklich verkrustete. Chang sah, wie sich in zwei Richtungen Linien bildeten, hinauf zu seinem Schädel und unter dem Hemd in Richtung seines Herzens. Phelps erstarrte, doch aus seinem Mund kam kein Laut. Vandaariff riss die Scheibe wieder heraus und warf sie zu Boden. Mit dem Schuh zerstampfte er sie zu Pulver.
    Phelps sackte leblos zusammen. Vandaariff zog ein weiteres Taschentuch aus dem Mantel und schnäuzte sich. »Mr. Foison, informieren Sie Mr. Harcourts Begleiter, dass sie Lord Axewith an seiner Stelle unterrichten. Er ist unpässlich.«
    »Milord.«
    Foison verließ den Raum. Chang starrte auf Phelps’ noch immer geöffnetes Auge.
    »Sie haben mir keine Wahl gelassen«, sagte Vandaariff. »Und falls Sie mein Erinnerungsvermögen noch einmal erwähnen sollten, werde ich Ihnen eine Glaskarte zwischen die Zähne rammen und Sie zwingen, sie zu kauen.«
    Wie ein krächzender Aasgeier begann Vandaariff leise zu singen:
    Meine Liebe liegt längst schon unter der Erde,
obwohl ich ihr Treue schwor.
Ein lieberes Kind ich nicht finden werde,
noch ehemals fand, zuvor …
    Foison tauchte im Türrahmen auf. »Die Kutschen warten, Milord.«
    »Dann lassen Sie uns fahren.« Vandaariff tätschelte Changs Kopf. »Alle sind bereit.«

Kapitel Sechs
NACHTWANDLER
    C hang hatte recht gehabt. Ein Mann in staubiger Uniform, der ein verdrecktes Kind bei sich hatte, würde kein Aufsehen erregen und kaum einen mitleidvollen Blick bekommen. Zu viel war zu vielen Menschen widerfahren. Sie kamen vorbei an Karren mit Leichen, weinenden Frauen und Männern, die wie betäubt am Straßenrand saßen, und Soldaten, die sich mühten, die Menschenansammlungen aufzulösen – und Svenson hatte rasch alle Hände voll zu tun, das Mädchen vor der Verwüstung abzuschirmen. Opfer fuhren auf, in Raserei versetzt von dem Glas, das sich ihnen ins Fleisch gebohrt hatte, und stürzten sich auf jeden, der ihnen über den Weg lief. Nach den ersten rasenden Attacken hatten die Soldaten keine Skrupel mehr und schlugen eine kreischende Frau mit den Kolben ihrer Musketen zu Boden.
    Svenson nahm Francesca auf den Arm und bog in eine Seitenstraße ein, in der ebenfalls Gedränge herrschte. Die Menschen um sie herum redeten nicht – ihre gezeichneten, blutigen und mit Asche verschmierten Gesichter verrieten deutlich, was sie erlebt hatten. Svenson rückte das Mädchen zurecht und zuckte unter dem Schmerz zusammen, den ihm seine gebrochene Rippe bereitete. Ganz sicher glaubte er, das Klicken des Knochens am Gelenkknorpel zu hören. Er murmelte ein paar beruhigende Worte und streichelte Francesca übers Haar, und bald schlief sie ein, eine schwere, jedoch tragbare Last.
    Celeste Temple war tot. Chang war entschlossen, sich selbst zu töten. Phelps und Cunsher waren in Gefangenschaft. Doktor Svenson war allein.
    Stimmte das überhaupt? Die Begegnung im Palast ergab für ihn keinen Sinn – keinen moralischen Sinn. Die Frau hatte Eloise die Kehle durchgeschnitten … und er erschauerte noch immer, wenn er an ihren neckenden, sanften Atem dachte.
    Die Contessa war nun sein Ziel.
    Er ging weiter, vorbei an der Zitadelle, ließ die Universität hinter sich und bahnte sich einen Weg zwischen dem hässlichen Backstein von Lime Fields hindurch. An der Ecke Aachen Street setzte er Francesca ab – seine Arme pochten vor Erleichterung –, und während sie gähnte, gab er sich alle Mühe, ihr und sich den Schmutz aus dem Gesicht zu reiben und die Asche aus der Kleidung zu klopfen.
    In der Aachen Street reihten sich alte Herrschaftshäuser aneinander, die in kleinere Stadthäuser unterteilt worden waren, und dann – als Geld und Geschmack die Stadt überschwemmt hatten – zurückerworben wurden und nun in alter Pracht erglänzten. In der Mitte des Blocks stand ein solches Gebäude, mit einem hohen schmiedeeisernen, grün gestrichenen Zaun und einem Wach häuschen neben dem Tor. Die Adresse hatte ihm nichts gesagt, als Francesca sie ihm genannt hatte, und er brauchte auch jetzt einen Moment, um zu begreifen, warum ihm alles so vertraut vorkam. Es war hell – er hatte den Platz nie bei Tag gesehen –, doch wie oft war er nachts hier gewesen, um seinen Prinzen abzuholen? Das Old Palace hatte kein Reklameschild, aber als exklusives Bordell, das von den Mächtigen der Stadt frequentiert wurde, brauchte es wahrscheinlich keines.
    Der Mann in dem Wachhäuschen gab ihnen Zeichen weiterzugehen, aber Francesca rief mit schriller Stimme: »Wir wollen zu Mrs.

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