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Traumfresser 3 - Die Alchemie des Bösen

Traumfresser 3 - Die Alchemie des Bösen

Titel: Traumfresser 3 - Die Alchemie des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Dahlquist
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Madeleine Kraft.«
    Der Wachmann richtete seine schroffe Antwort an Svenson: »Wir empfangen keine Besucher.«
    »Mrs. Kraft.« Francesca ließ nicht locker.
    »Mrs. Kraft ist nicht da.«
    »Ist sie doch.«
    »Es geht ihr nicht gut.«
    »Aus diesem Grund müssen wir zu Mrs. Kraft. Man hat uns geschickt.«
    Svenson sah, wie sich auf der Vorderseite der Vorhang hinter einem Fenster bewegte. Bevor das Mädchen erneut etwas sagen konnte, drückte er ihre Schulter. Francesca drehte sich ungeduldig um – mit ihrem teigigen Gesicht und den hervorquellenden Augen war es der vorwurfsvolle Blick eines Ferkels im Fenster eines Fleischers –, aber Svenson hielt sie weiter fest, damit sie den Mund hielt.
    »Es ist so, Sir, dass wir von weit her gekommen sind, durch große Verwirrung. Wir haben die Anweisung, Mrs. Kraft aufzusuchen. Wenn Ihnen das wie ein Rätsel erscheint – mir geht es genauso. Ich kenne sie nämlich nicht.«
    Der Wachmann wandte sich wieder seinem Häuschen zu. »Dann noch einen guten Tag …«
    Svenson sagte hastig: »Sie sagen, es gehe ihr nicht gut, mein Herr, aber vermutlich ist es mehr als das. Ich nehme an, sie wurde von Bewusstlosigkeit heimgesucht.« Der Wachmann blieb stehen. »Außerdem vermute ich, dass kein Mediziner dazu in der Lage war, die Ursache dafür zu finden. Mehr noch – und wenn ich mich irre, dann jagen Sie uns ruhig davon –, ich behaupte, dass Mrs. Kraft zum ersten Mal nach einem Besuch in Harschmort House vor ungefähr zwei Monaten krank wurde – und es noch immer ist .«
    Dem Wachmann war die Kinnlade heruntergeklappt. »Sie haben gesagt, Sie würden sie nicht kennen.«
    »Stimmt. Und Sie haben Ihren Zustand geheim gehalten, nicht wahr?«
    Der Wachmann nickte misstrauisch. »Wie … wer …«
    »Erlauben Sie mir, mich vorzustellen. Stabsarzt Abelard Svenson …«
    Francesca drohte, alles mit einem bemühten Lächeln zu verderben, das ihre abgestorbenen Zähne zeigte. Svenson beugte sich vor, um dem Wachmann den Blick zu versperren. »Wie das Kind bereits gesagt hat, man hat uns geschickt. Vielleicht kann ich nichts tun … trotzdem, wenn ich …«
    Aus dem Wachhäuschen ertönte ein dumpfes Geräusch, das den Wachmann wie einen Hund in seine Hütte zurückrief. Francesca drückte Svensons Hand. Er kam wieder herausgestürzt und öffnete das Tor.
    »Rasch«, murmelte er. »Nichts wächst im Tageslicht so sehr wie Schatten.«
    Mit einem siebenjährigen Mädchen an der Hand in einem noblen Salon zu stehen verschlimmerte die übliche Reaktion des Doktors auf solche Etablissements nur noch: Ablehnung des Wesens der Prostitution – der Tyrannei, Lieblosigkeit und Erniedrigung – und Eifersucht, weil er – wegen seiner Herkunft und Armut – von solchen exklusiven Genüssen ausgeschlossen war. Heuchelei führte dazu, dass diese Quellen der Unzufriedenheit umso quälender waren, allerdings war Heuchelei in Herzensdingen für Svenson keine frische Wunde.
    Ein Dienstmädchen, kaum älter als Francesca, tauschte die Blumen vom Vorabend durch frische Sträuße aus – Pfingstrosen in Rosatönen und dunkelrote Lilien. Svenson fragte sich, ob sie Nachwuchs für das Bordell war und wie bald sie wohl in das Warenangebot des Old Palace aufgenommen würde. Das junge Hausmädchen wickelte die verblühten Blumen in ihre Schürze und drückte das Bündel an die Brust, bemerkte dann jedoch Francesca und blieb stehen. Die Kinder starrten einander an, und Francesca hielt hochmütig dem Blick stand. Das Hausmädchen schlug die Augen nieder, verneigte sich leicht in Svensons Richtung und huschte hinaus.
    Ein Rascheln zu ihrer Linken machte sie auf eine Nische für Mäntel, Hüte und Stöcke aufmerksam, wo eine hübsche junge Frau den Tresen wachste. Bevor sie nach ihren Mänteln fragen konnte, schüttelte Svenson den Kopf.
    »Wir sind wegen Mrs. Kraft hier.«
    Die junge Frau wies mit dem Kopf auf die gegenüberliegende Seite des Salons. Dort stand ein weiterer Wachmann – trotz der fehlenden Uniform war er nicht anders zu bezeichnen – neben einer hölzernen Tribüne. Er rührte sich nicht. Nach kurzem Zögern (währenddessen Svenson, der vor Schlafmangel ganz benommen war, sich nicht erinnern konnte, ob sich der Vorhang in diesem Stockwerk oder einem höheren bewegt hatte) ertönte ein dumpfer Schlag hinter der Tribüne; das gleiche Geräusch, das aus dem Wachhäuschen gekommen war. Svenson sah ein Paar Messingrohre, das an der Wand befestigt war: ein Rohrpostsystem, das eine rasche Kommunikation

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