Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Traumfresser 3 - Die Alchemie des Bösen

Traumfresser 3 - Die Alchemie des Bösen

Titel: Traumfresser 3 - Die Alchemie des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Dahlquist
Vom Netzwerk:
länglichen Kasten aus dunklem Holz. Er führte sie in den Gang und schloss die Tür hinter sich ab.
    »Wer war das Mädchen?«, fragte Miss Temple. »Und was war das für ein schrecklicher Gestank?«
    »Ein armes Waisenkind.« Kellings Stimme triefte vor Bedauern, wie wässriger Honig auf Schinken von schlechter Qualität. »Der Geruch ist wirklich unangenehm.«
    »Ich erwarte keine toten Waisenkinder im Palast.«
    »Verständlich.«
    »Woran ist sie gestorben?«
    »Eine verständliche Frage.«
    Das Schweigen machte deutlich, dass es außerdem eine Frage war, auf die sie keine Antwort erhalten würde. »Was tun Sie hier, Mr. Kelling?«
    »Alles, worum man mich bittet.«
    »Sie sind also das Mädchen für alles?«
    Sie erreichten eine weitere Tür. Kelling winkte sie hindurch.
    »Mr. Schoepfil.«
    Miss Temple blieb wie angewurzelt stehen. »Ich möchte keinen Mr. Schoepfil sehen.«
    »Er besteht darauf, Sie zu sehen.«
    Man bot ihr einen gepolsterten Stuhl an. Das einzige Möbelstück im Raum war ein kleiner Tisch mit Rollen, vollgestellt mit Ordnern. Kelling reichte Schoepfil die längliche Schachtel und zog sich dann diskret zurück. Schoepfil öffnete begierig die schmale Schatulle und berührte den Inhalt mit der behandschuhten Fingerspitze, wobei er bis sieben zählte. Dann ließ er die Schachtel zuschnappen und hob verschmitzt die Augenbrauen.
    »Ihre erste Audienz bei der Königin?« Er nickte, bevor sie antworten konnte, und schlug mit der behandschuhten Faust auf die Ordner. »Ich biete keine Erfrischung an – dafür ist keine Zeit – sosehr ich es auch genießen würde, mich mit jemandem zu unterhalten, der mir so viele Dinge erklären könnte, die mich beschäftigen. Ich glaube sogar, Sie kannten meine Cousine – soweit ich weiß, haben Sie sie sterben sehen! Ich nehme an, es war ein außergewöhnliches Ereignis!« Mr. Schoepfil umklammerte seinen Hals mit beiden Händen und gab ein ersticktes Krächzen von sich, mit dem er – Miss Temple brauchte einen Moment, um es zu begreifen – Lydia Vandaariffs Enthauptung darstellte. »Entsetzlich! Allerdings war sie ein dummes Ding mit nicht mehr Verstand als ein schimmeliger Brotlaib, den man an die Schweine verfüttert, und wurde geopfert. Aber Sie – Sie sind ein anderes Kaliber. Gleich, welcher Sache man nachgeht oder was man prüft, der Name von Miss Celestial Temple taucht fortwährend auf.«
    Er verzog das Gesicht, als erwarte er, in eine Zitrone zu beißen.
    »Ich würde gern gehen«, sagte Miss Temple.
    Schoepfil schüttelte den Kopf. »Nein, nein, nein – überlegen Sie und machen Sie weiter.«
    »Was wollen Sie von mir?«
    »Mit jedem Moment weniger, das versichere ich Ihnen.«
    »Wo ist die Contessa?«
    »Ist sie Ihre Gönnerin?«
    »Sie kann mir gestohlen bleiben. Wo ist Lord Axewith?«
    »Warum sollte sich ein kleines Ding wie Sie Gedanken um ihn machen?«
    »Er war in den Bädern. Seine Uhr ist wegen des Dampfs stehen geblieben.«
    »Lord Axewith wurde zu seiner Frau gerufen, die krank ist.«
    Miss Temple erwiderte ausdruckslos seinen Blick, obwohl sie wusste, dass es eine Lüge war – oder dass es, im Gegenteil, die Wahrheit war und Colonel Bronque der Lügner.
    »Steht die Stadt nicht in Flammen?«
    »Ja, manchmal sind andere so freundlich, sich um diese Dinge zu kümmern.« Schoepfil grinste unerwartet. »Wahrscheinlich sollten Sie hier und jetzt sterben! Wie fänden Sie das? Das ist eigentlich ein Scherz – aber nicht ganz, weil ich Bescheid weiß –, und wenn man Bescheid weiß, muss man immer Angst haben. Haben Sie das auch schon mal erlebt – oft erlebt? Wann haben sie das Trapping-Mädchen zuletzt lebend gesehen?«
    Miss Temple wollte nicht antworten, hielt die Information jedoch nicht für wertvoll. »Im Zollhaus, vor der Explosion.«
    » Aha . Wie ich vermutet hatte.«
    »Aber da wurde sie nicht getötet.«
    »Natürlich nicht.« Schoepfil schnaubte frustriert. Wieder versuchte Miss Temple, ihn zu provozieren.
    »Francescas Krankheit …«
    »Zu zerbrechlich, das hätte man aus meilenweiter Entfernung vorhersagen können.« Er berührte seine schmalen Lippen mit dem Daumen. »Aber welche Rolle spielen Sie dabei?«
    »Ich habe vier Männer getötet«, sagte Miss Temple.
    »Daran zweifle ich nicht. Ich habe so etwas geahnt. Kommen Sie! «
    Er schnappte sich den länglichen Kasten, packte Miss Temple und schleifte sie zur Tür, wofür sie ihm am liebsten einen Tritt verpasst hätte. Auf dem Flur überholten sie Kelling, und er

Weitere Kostenlose Bücher