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Traumfresser 3 - Die Alchemie des Bösen

Traumfresser 3 - Die Alchemie des Bösen

Titel: Traumfresser 3 - Die Alchemie des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Dahlquist
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Kardinal Chang.«
    Chang wandte sich zuerst zu der Stimme um – ein Metallgitter, bemalt wie ein Fresko mit blauhäutigen Mädchen – und dann zu der Glaswand. Dahinter stand, ebenfalls in einem weißen Umhang, Vandaariff. Die knorrige Hand, die den Stock hielt, war wie von verbranntem Kork geschwärzt.
    »Dann haben Sie also den Schluck der Stille gar nicht getrunken.« Vandaariffs Kapuze glitt zurück und zeigte ein selbstgefälliges steifes Grinsen, darüber eine weiße Halbmaske mit blassen Federn. »Ich habe es auch nicht geglaubt.«
    Chang schnappte sich den Messinghelm und hielt das Messer weiterhin auf die Akolythen gerichtet.
    »Zeigt euch.«
    Vandaariff nickte, und die fünf zogen ihre Kapuzen herunter. Jedes Gesicht trug frische Narben vom Prozess, ein wunder Ring um die Augen und über der Nase – noch mehr Seelen, geopfert auf dem Altar des Ehrgeizes. Er fragte sich, welche Kleidungsstücke sie im Tausch gegen die Roben abgelegt hatten, welche Uniformen oder Gewänder, in modischen Streifen oder Seide. Chang schleuderte den Messinghelm mit aller Kraft gegen die Glaswand. Er prallte zurück und lag fast außerhalb seiner Reichweite, nachdem das Glas kaum einen Kratzer abbekommen hatte.
    »Schnappt ihn euch«, sagte Vandaariff.
    Chang blickte die Akolythen an. »Kommt nicht näher.«
    »Schnappt ihn euch!«, wiederholte Vandaariff.
    »Ihr werdet sterben«, warnte Chang.
    »Ihr werdet wiedergeboren«, lockte Vandaariff seine Lakaien.
    Chang blickte in Augen, die vertrauensvoll glänzten, und spürte, wie sich ihm der Magen umdrehte. Seine Faust schoss vor, schlug dem Vordersten die Nase blutig und stieß ihn beiseite.
    »Sie können nicht gewinnen, Kardinal Chang. Die Sphären haben sich gedreht!«
    Chang schlug einen Mann mit Helm zu Boden und dann noch einen. Der Letzte der vier stürzte sich mit beiden Händen auf ihn. Chang wich zur Seite aus, als wäre er bei einer Corrida , und stieß den Mann mit dem Gesicht voran gegen die Wand. Der Fünfte stand noch immer dort, wo er zuvor schon gewesen war, mit dem Rücken zur Fontäne, und hielt noch immer das Tablett in der Hand. Chang lachte auf einmal.
    »Ich kenne dein Gesicht. Du bist ein Schauspieler. Charles Leffert!« Hier war der Hauptdarsteller, gekleidet wie ein Eunuch in einer Haremskomödie. »Nicht genug Rosen nach der Matinee bekommen? Nicht genug Frauen, um sie in den Droschken ihrer Männer zu verführen?«
    »Sie müssen gehorchen!«, befahl ihm Leffert mit Heldenbariton. »Die Zeremonie hat begonnen – Sie können sie nicht verhindern …«
    Chang schwang den Helm auf das Tablett, und Fläschchen und Gerätschaften flogen durch die Luft.
    »Himmel nochmal!«, jammerte der Schauspieler, als habe der Untergang Roms begonnen. Chang ließ den Helm fallen und packte Leffert durch die Robe. Er zerrte ihn zum Springbrunnen. Leffert umklammerte den Rand und stieß sich davon ab. »Nein! Ich werde nicht geopfert! Ich soll aufsteigen!«
    Chang stieß den Kopf des Schauspielers in das Becken. Leffert strampelte und hielt die Luft an. Chang drückte Leffert ein Knie in die Niere, und eine Gischt aus Blasen explodierte orangefarben. Der Schauspieler atmete ein und schluckte. Chang zog ihn mit triefenden Haaren hoch. Lefferts Augen waren blau wie die Eier eines Singvogels. Chang ließ ihn auf den Boden sinken, während der Mund des Schauspielers stumm arbeitete.
    »Der Schluck der Stille?«, fragte Chang. »Nicht gerade das Beste für seine Profession.«
    »Damit haben Sie nichts erreicht«, erwiderte Vandaariff.
    Er klopfte mit dem Stock auf den Fußboden. Eine weitere Reihe Akolythen betrat den Raum mit den Apparaten und Wannen hinter Vandaariff, und wieder war unter ihnen einer mit einem Tablett, auf dem Flaschen standen. Zu Changs Entsetzen trugen die anderen die leblosen Körper von Cunsher und Gorine. Beide waren mit Symbolen in grellen Farben beschmiert, wie Wilde von einer Kannibaleninsel – beinahe jedenfalls, denn die Haut unter der Farbe war bleich.
    »Was haben Sie mit ihnen gemacht?«
    Die Akolythen legten Cunsher und Gorine in die sargähnlichen Wannen. Ihre Köpfe rollten schlaff auf den Hälsen. Der Akolyth mit dem Tablett kippte eine Flasche mit strohfarbenem Pulver erst in Gorines Wanne und dann in Cunshers. Die Wannen begannen zu dampfen. Der Mann blickte auf, das feiste Gesicht unter der Kapuze von Narben entstellt.
    »Ich glaube, Sie waren mit meinem frisch Initiierten in seinem früheren Leben bekannt. Er ist jetzt nützlicher –

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