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Traumfresser 3 - Die Alchemie des Bösen

Traumfresser 3 - Die Alchemie des Bösen

Titel: Traumfresser 3 - Die Alchemie des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Dahlquist
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war. Stattdessen bewegte Chang sich ungehindert vorbei an abgeplatzten Wänden, Gerümpel und Kupferrohren, die mit Seilen zusammengeschnürt waren. Anscheinend war jede Ressource für Baumaßnahmen vorgesehen – die Schaffung einer Arena, die dieser letzte alchemistische Ritus verlangte.
    Chang musste nicht lange suchen. Als er seinen Weg fortsetzte, tauchten weitere Gestalten auf – stets in Räumen mit zahlreichen Türöffnungen, die einen Fluchtweg boten –, sowohl Wachleute als auch Dienstboten, die ihn weder ergreifen wollten noch Alarm schlugen. Er wurde in die Enge getrieben, wie ein Schaf, das man in die Flanken kneift. Er hätte sich daraus befreien können, aber das Leben seiner Gefährten verlangte eine Konfrontation, weshalb er absichtlich in die Höhle seines Gegners vordrang.
    Changs Weg endete vor einer Flügeltür, die aus frischgeschnittenen Brettern gezimmert war. Ein Pergamentumschlag war daran festgenagelt. Chang riss ihn auf: eine rotbraune Locke, zusammengehalten von einem schwarzen Band. Er erkannte die Farbe augenblicklich. Celeste war hierhergekommen, und egal worin auch die Hoffnungen oder Pläne der Contessa bestehen mochten, Vandaariff hatte seinen Anspruch auf sie geltend gemacht.
    Chang drehte an dem Metallknauf, in der anderen Hand eine Glaskugel. Dahinter lag auf dem Fußboden ein Umschlag, der mit blauem Wachs versiegelt war. Chang riss ihn auf und kippte eine blaue Glasscheibe auf seine Handfläche. Am Rand waren Wörter eingraviert. Er hatte genug Latein in seiner Schulzeit gelernt, bevor sich sein Leben verändert hatte, doch er dachte nicht gerne daran zurück.
    Da et dabitur tibi . Gib, und es wird dir gegeben.
    Weiße Umhänge, die grün eingefasst waren, hingen auf einer Leine an einer Wand. Unter jedem Umhang standen ein Paar Filzschuhe – wie in der Fabrik von Raaxfall, um Funkenschlag von den Nagelschuhen zu vermeiden. Chang steckte die Scheibe zusammen mit der Haarlocke in eine Hosentasche. Vor ihm versperrte ein Kiesbett, das über zehn Meter von Wand zu Wand reichte, seinen Weg – wie ein Zierweg, nur dass die Steine dunkel wie Kohle waren und auf ihnen Hunderte von Glasdornen glitzerten. Die schwarzen Steine mussten der Sprengstoff sein, der die Dornen herumschleuderte. Der gleiche, den sie am Dock gezündet hatten. Das Kieselbett war zu breit, um es zu überspringen, und wegen der Filzschuhe nahm er an, dass mit Stiefeln, wie er sie trug, die Gefahr bestand, eine Explosion auszulösen.
    Doch wenn der Sprengstoff verriet, was Vandaariff vom Xonck’schen Arsenal geplündert hatte, lag dahinter das erste echte Anzeichen der Alchemie des Comte. Zwischen den Explosivstoffen und der gegenüberliegenden Tür war der Fußboden von sieben Reihen bunter Fliesen bedeckt. Ein Blick verriet Chang, dass die Fliesenplatten nicht direkt auf dem Boden auflagen. Hatte man sie auf den Sprengstoff gelegt? Selbst wenn die Filzschuhe es jemandem ermöglichten, den Bereich sicher zu überqueren, würde der erste Druck auf die Fliesen den gleichen Effekt haben wie seine genagelten Stiefel und ein Inferno auslösen. Während er sie betrachtete, wurde ihm klar, dass die Fliesen aus dem gleichen gemischten Glas waren, wie es Vandaariff entwickelt hatte, jedes anders temperiert durch das Hinzufügen unterschiedlicher Metalle. Plötzlich ergab das Puzzle einen Sinn: die richtigen sieben Fliesen – die auf dem inaktiven Material lagen –, würden die Person sicher zur Tür bringen. Man musste nur die alchemistische Reihenfolge kennen.
    Er zog die Stiefel aus und schlüpfte in ein Paar Filzschuhe. Vorsichtig setzte er, im Vertrauen auf die Dicke des Filzes, einen Fuß auf das Bett aus explosiver Kohle und scharf geränderter Scheiben. Er machte einen Schritt … dann noch einen … und erreichte schließlich die Glasfliesen. Konnte er darauf treten, ohne dass sie brachen? Was, wenn sich Vandaariff nur einen Spaß erlaubte? Und wenn nicht, für welche Fliese sollte er sich entscheiden?
    In Gedanken kehrte er in den Raum in Raaxfall zurück … der Tisch … Vandaariff und die verschiedenfarbigen Glaskarten … »Wir beginnen mit Eisen.« …
    Das Licht in dem schrecklichen Raum in Raaxfall war schlecht gewesen, und seine Augen waren es ebenfalls. Er konnte sich nicht mehr daran erinnern, wie die Karten wirklich ausgesehen hatten. Chang zog seinen linken Handschuh aus und streckte seine Hand über die Fliesen aus, wobei er sie sanft mit seinen Fingerspitzen berührte. Bei der dritten Fliese

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