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Traumfresser 3 - Die Alchemie des Bösen

Traumfresser 3 - Die Alchemie des Bösen

Titel: Traumfresser 3 - Die Alchemie des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Dahlquist
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füllte sich sein Mund mit dem Geschmack von Blut, wie es auch bei der ersten Glaskarte geschehen war. Vorsichtig trat er auf die Fliese. Keine Explosion. Plötzlich fragte er sich, wer diesen Weg ebenfalls entlanggehen müsste. Was, wenn es Svenson oder Cunsher waren? Er nahm Foisons Messer und kratzte ein X in die Ecke der Fliese.
    Als nächstes kam Gold und die Erinnerung an eine knisternde Hitze in seinen Knochen. Es erforderte einen zielsicheren Sprung von über einem Meter, was ihm auch gelang. Noch ein X.
    Er überwand noch zwei Reihen, doch mit jedem Mal wurde die Erinnerung blasser, weil die Karten langsam seine Sinne verwirrten. Bei der fünften Reihe runzelte Chang die Stirn. Ab einem bestimmten Punkt hatte er seinen Verstand vom Schmerz abgeschottet. Drei Fliesen blieben noch. Er wusste, dass es vernünftige Gründe für die Annahme gab, dass die Metalle jeder Fliese Assoziationen mit Planeten, dem Tierkreis, dem hebräischen Alphabet und Körperteilen hatten …
    Chang sah sich um. Im Türrahmen standen vier Männer in Grün mit Karabinern, aber sie schossen nicht. Ihre Aufgabe war es, seinen Rückzug zu verhindern. Chang trat – mit einem großen Schritt – auf eine Kachel, die mit milchig weißen Streifen durchzogen war. Woher er gewusst hatte, dass sie die nächste war, konnte er nicht sagen. Er ritzte mit dem Messer in das Glas.
    Diese Prüfung zeigte die lächerliche Natur der Alchemie des Comte. Es war keine Frage, ob es funktionierte – etwas funktionierte immer –, aber wenn eine Infusion von Quecksilber oder Silber nur durch hochempfindlichen Sprengstoff ermöglicht wurde, bedeuteten ihre alchemistischen Qualitäten nichts im Vergleich dazu, die Tür lebendig zu erreichen …
    Trotzdem musste er durch dieses Drumherum hindurch. Welcher Planet passte zu Silber? Er hatte keine Ahnung. Bei der Berührung einer Fliese, die violett gestreift war, schmerzten seine Zähne höllisch, als habe man ihm den Mund mit Eis gefüllt. Er trat auf die Fliese, ritzte ein X in die Ecke und sprang dann zu einer giftgrünen Fliese in der siebten und letzten Reihe, die er noch nicht benutzt hatte. Keine Explosion.
    Chang machte sein X, griff dann unter den Helm, zerrte an der Abdichtung und zuckte, als er das seltsame Ding vom Kopf zog. Er schüttelte den Kopf, zwinkerte und blickte zu den vier Soldaten. Er nickte ihnen hämisch zu, ein Nicken, das ihr Anführer erwiderte, dessen Augen von Narben umgeben waren. Chang holte aus und schleuderte dann eine Glaskugel direkt auf den Mann, sodass sie auf seiner Brust zersprang. Nachdem alle vier zusammengesackt waren, ging Chang durch die Tür. Nur ein Dummkopf entledigte sich nicht eines Feindes im Rücken.
    Im nächsten Raum fand Chang den Comte d’Orkancz vor – allerdings nicht in personam . War das übrige wiederhergestellte Harschmort zweckmäßig und nüchtern, zeigte sich hier die Vision des Mannes bis ins letzte Detail: Wandleuchter, die wie offene Wunden geformt waren, Wandgemälde mit langgestreckten byzantinischen Körpern, blaue Teppiche mit grellorangefarbenen Tieren. Und jeder Teppich führte von einer Tür – jeweils in einer der Wände eines achteckigen Raums – bis zu dem Objekt in der Mitte: ein Brunnen aus klarem Glas, dessen Rohre und Kammern zu zwei ineinander verschlungenen, jedoch getrennten Leitungen angeordnet waren, ähnlich einem menschlichen Herzen. Die Flüssigkeit, die durch die eine Leitung hindurchsprudelte, war blau und die in der anderen Leitung orangefarben.
    Der Rand des Brunnens trug eine Inschrift. Imbibe frater vive.
    Chang setzte seine Brille wieder auf. Trink, Bruder, und lebe … nicht sehr wahrscheinlich.
    Er blickte zu den anderen Türen. Verbarg sich hinter jeder ein Gang mit Sprengstoff? Müssten andere – Schoepfil, Svenson, die Contessa – auch eine solche Probe bestehen? Es schien lächerlich zu sein. Auch wenn der Grundsatz eines alchemistischen Traktats wie Die chymische Hochzeit verlangte, dass man sich seiner Lehren als würdig erwies, konnte so etwas dennoch zum Tod der Personen führen, die Vandaariff für die Teilnahme ausgewählt – und beschützt – hatte. Was wäre, wenn Chang sich falsch entschieden und den eigenen Schädel weggeblasen hätte? Was wäre dann mit Vandaariffs großartigem Experiment? Vertraute er darauf, dass seine herbeigesehnten Gäste die Antworten kannten – und war daher bereit, alle anderen zu eliminieren?
    Chang machte sich rasch im Raum zu schaffen. Sämtliche Türen waren

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