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Traumfresser 3 - Die Alchemie des Bösen

Traumfresser 3 - Die Alchemie des Bösen

Titel: Traumfresser 3 - Die Alchemie des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Dahlquist
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immer noch die Frau, die er geliebt hatte. Die klaffende Wunde vom Messer der Contessa war schwarz von geronnenem Blut. Die schrecklich eingesunkenen Augen blickten blass wie Milch. Ihre Finger im Gras, immer so schlank, waren jetzt an den Spitzen grau und gequollen, fremd. Er hatte die Plane ausgebreitet und sie ganz sanft daraufgelegt, und er hatte den Blick von der flachgedrückten Erde abgewandt, wo sie gelegen hatte und wo die Insekten und Würmer sich im plötzlichen Sonnenlicht wanden.
    Es ist eine Illusion, dass wir während des Lebens nicht solche Objekte sind, hatte der Doktor sich gesagt. Und wohin hatte ihn die Zeit seither getragen, während Eloise im Gartenhaus ihres Onkels vermoderte – was hatte er dadurch erreicht, dass er am Leben geblieben war?
    Kleine Erfolge, die er mit Phelps und Cunsher errungen hatte, schwache Nadelstiche gegen ihre Feinde. Celeste Temples und Changs Leben waren gerettet – vorübergehend. Und seine eigene Wiederauferstehung – der Drang zu leben – war durch die Provokation eines wahren Monsters erfolgt. Gab es einen deutlicheren Beweis für die Willkür des Schicksals?
    Er griff nach der roten Blechdose. »Ich nehme an, wir nähern uns Harschmort über den Kanal? Zeitgleich mit dem Colonel am Tor?«
    »Oh, mehr als das, Doktor.«
    Svenson seufzte und fragte dann, wie von ihm erwartet wurde: »Wieso?«
    Schoepfil ließ die Kiste zuschnappen und legte sie beiseite. »Ich erwarte nicht, dort allein zu sein.«
    Sie stiegen an der Orange Canal Station gemeinsam mit zwei Grenadieren aus, den letzten von Bronques Männern. Keine Menschenseele war zu sehen. Der Doktor sog die salzige Seeluft ein.
    »Ich dachte, wir bekommen Gesellschaft.«
    »Nicht hier , Doktor. Wir müssen zum Kanal.«
    Schoepfil ging so schnell, dass Svenson und die Grenadiere gezwungen waren, in einen seltsamen Trab zu fallen. Der Doktor wandte sich währenddessen an die beiden.
    »Trotz Ihrer Befehle möchte ich höflich bleiben – man kann nie wissen, welche Schwierigkeiten uns womöglich dazu zwingen, an einem Strang zu ziehen. Ich bin Stabsarzt Svenson von der Mecklenburgischen Marine.«
    Keiner der beiden Soldaten sagte etwas, also sprach Svenson den an seiner Seite an, der Streifen auf dem Ärmel hatte. »Ein Sergeant der Grenadiere zu sein ist keine leichte Aufgabe. Wenn ich einen Hut aufhätte, würde ich daran tippen.«
    Der großgewachsene Sergeant musste darüber lächeln. »Barlew, Sir, seit zwei Jahren Sergeant. Das ist Poggs. Den Gefreiten Poggs sollten Sie besser nicht verärgern.«
    Svenson sprach über Barlew hinweg Poggs respektvoll an. »Bestimmt nicht. Aber ich mache mir eher Sorgen um Ihre Sicherheit.«
    »Keine Sorge, Sir«, sagte Barlew. »Aber sehr nett von Ihnen.«
    Sie stießen beinahe mit Schoepfil zusammen, als dieser plötzlich stehen blieb. Barlew murmelte eine Entschuldigung, doch Schoepfil befahl ihm, den Mund zu halten, und blickte an ihm vorbei in die Dunkelheit. Svenson konnte nichts erkennen und hörte lediglich den Wind. Schoepfil wedelte mit den Händen, als wollte er einen Geruch einfangen. Er flüsterte den Soldaten zu: »Einer von euch bleibt hier. Wartet fünf Minuten, dann kommt ihr nach. Passt auf. Und seid wachsam. Kommt .«
    Poggs trat rasch beiseite, und die anderen eilten weiter, bis die Dünen von der schimmernden Wasserfläche des Kanals abgelöst wurden. Die Wege entlang des Kanals waren leer, nicht einmal die Laterne eines Wächters war zu sehen. Schoepfil zeigte auf Lichter in der Ferne.
    »Harschmort.«
    Svenson wandte sich zum Kanal um. »Erwarten wir hier nicht jemanden?«
    »Haben Sie Geduld, Doktor. Wer ist das?«
    Schoepfil sprang mit erstaunlicher Schnelligkeit zur Seite. Schritte kamen in der Dunkelheit auf sie zu. Das Bajonett des Sergeanten war aufgepflanzt und einsatzbereit, doch ein Flüstern verriet ihnen, dass es Poggs war.
    »Berichte!«, fauchte Schoepfil.
    »Jemand folgt uns tatsächlich. Ich habe ihn nicht erwischt, Sir. Hat sich zurückfallen lassen.«
    »Wer mag das sein?« Schoepfil ballte seine Hände zu Fäusten. »Bist du sicher, dass es sich um einen Mann handelt?«
    »Eine Frau kann es nicht sein, Sir – nicht hier draußen.«
    Schoepfil blickte plötzlich auf und lauschte aufmerksam. Mit blassem, fragendem Gesicht wandte er sich an Svenson. »Ich kann nicht das Geringste hören.«
    »Sollten Sie?«
    »Colonel Bronque müsste am Tor sein.«
    »Vielleicht verspätet er sich. Vandaariff hat eigene Männer …«
    »Nein, wir

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