Traumfresser 3 - Die Alchemie des Bösen
mittelmäßig eingestuft wurden. Waren sie in ihrer Gehässigkeit seelenverwandt? Gewiss riskierten sie ihr Leben für diese eine Sache. Bronques Umlenkung eines Eliteregiments in einer öffentlichen Krise brächte ihm das Kriegsgericht und Entehrung ein, wenn nicht sogar ein Erschießungskommando. Und wenn Schoepfil scheiterte, würde er allein für seine Übergriffe in der Therme verbannt oder eingesperrt werden. Für die nächsten Stunden allerdings wären die beiden freie Männer.
Nachdem das zweite Bein fertig war, verfiel Schoepfil in einen Zustand der Betäubung, und Svenson war mit Bronque allein. »Warum ist Mrs. Kraft hier, nach allem, was Sie ihren Leuten angetan haben?«
Bronque lachte rau und fischte den Flachmann aus der Tasche. »Wenn Vandaariff stirbt, sind ihr ein paar Möbelstücke und Flittchen völlig gleichgültig.«
»Sie sind wohl ein Experte bezüglich der Gefühle von Frauen.«
Bronque verzog das Gesicht und nahm einen Schluck Whisky. »Grübeln Sie noch immer über die Contessa nach? Nun, das dürfen Sie gern. Ich hatte nie eine fantastischere …«
»Nein, Colonel, ich grüble nicht. Und ich habe auch nicht das Bedürfnis, Ihre Eroberungsgeschichte zu hören. Doch ich fühle mich bemüßigt zu fragen, ob nicht Sie von ihr erobert wurden. Und wie die Details dieser Aktion ausgesehen haben.«
»Was zum Teufel meinen Sie?«
Svenson sagte nichts. Bronque wollte etwas trinken, setzte den Flachmann jedoch ab.
»Das wüsste ich.«
»Tatsächlich? Sie hat gelernt, ihr eigenes blaues Glas herzustellen. Damit hätte sie Ihnen Ihre Erinnerungen stehlen oder Ihnen neue einpflanzen können. Fragen Sie sich selbst, Colonel, ob Sie sie jemals gehabt haben? Sind Sie sicher ? Ich war dabei, als sie Pont-Joule die Kehle durchgeschnitten hat. Ich wusste nicht, dass sie en amour waren, aber es hat sie nicht daran gehindert, ihn zu töten. Wenn Sie glauben, dass sie Ihren Verstand nicht durchwühlt wie eine Truhe, dann sind Sie ein Dummkopf.«
Bronque wurde rot vor Zorn, sagte jedoch nichts. Stattdessen steckte er den Flachmann weg und rieb sich das Gesicht mit beiden Händen. Er stand auf und ging zur Tür. Svenson hörte ihn mit einem Mann sprechen, verstand aber nicht, was er sagte. Bronque kam zurück und nahm seinen Platz wieder ein.
»Wenn es Kaffee im Zug gibt, bekommen wir welchen.« Svenson nickte höflich, denn Bronque machte noch immer ein wütendes Gesicht. »Ich bin ein Dummkopf, weil ich nicht in Betracht ziehe, was Sie sagen. Was bedeutet, dass Mrs. Krafts Information in einem völlig neuen Licht betrachtet werden muss.«
»Weil sie erst vor kurzem aufgetaucht ist«, sagte Svenson.
»Und verkörpert doch genau das, was die Contessa auf keinen Fall wissen kann. Und die Frau ist nicht nur ihrer Gefangennahme, sondern auch einem besonderen Schicksal entgangen. Ich hatte vor, Vandaariff über den Aufenthaltsort der Contessa zu informieren, und Gott allein weiß, was er mit ihr angestellt hätte. Aber irgendwie hat sie genau diesen Zeitpunkt gewählt, um zu verschwinden.«
»Als ob sie es gewusst hätte … oder Sie es ihr erzählt hätten?«
»Aber warum sollte ich? Es war mein Plan!« Bronque starrte Schoepfil auf der Strohpritsche an. »Wenn Sie ihm das erzählen, schneide ich Ihnen die Kehle durch.«
»Warum sollte ich?«
»Weil Sie genauso am Ende sind wie ich. Und weil eine verdammte Puffmutter etwas weiß, das die Contessa nicht vorhersehen kann, muss ich sie um jeden Preis beschützen. Doch wie wichtig es auch sein mag, Vandaariff vor Sonnenaufgang zu erreichen, es ändert nichts daran, dass wir es erst einmal durch seine Vordertür schaffen müssen.«
Colonel Bronque schlug sich frustriert auf den Oberschenkel. Doktor Svenson nutzte den Moment, das Fläschchen mit Blutstein in der Hand verschwinden zu lassen und in seine Tasche zu stecken.
Sie weckten Schoepfil vor Orange Locks, wo Bronque und seine Männer den Zug verlassen würden. Schoepfil frohlockte über seine veränderten Beine: ein strahlendes Blau von den Zehen bis zur Wadenmitte, mit marmorierten Streifen, die sich über die schwach behaarten Oberschenkel zogen.
»Hat es funktioniert?«, fragte Bronque.
»Oh, ich gehe davon aus!« Schoepfil ließ die Knöchel kreisen und hüpfte von einem Bein auf das andere. Er schnipste mit den Fingern – ein Befehl, ihm seine Sachen zu bringen –, und der Doktor reichte ihm widerwillig seine Hose.
»Passen Sie auf die Bügelfalten auf!«, mahnte ihn Schoepfil, schüttelte
Weitere Kostenlose Bücher