Traumgirl auf Hawaii
bleiben.”
“Natürlich können wir das”, widersprach er und kämpfte gegen das Schwindelgefühl an, das durch die abrupte Bewegung ausgelöst worden war. “Es ist ein schöner Tag, ich bin hungrig, und wir haben ein paar köstliche Müsliriegel. Ich schlage vor, wir genießen einfach unser Frühstück.”
Doch Lilly beachtete ihn nicht. Stattdessen stopfte sie ihre Beute wieder in die Tasche zurück. “Kein Frühstück”, erklärte sie und richtete sich auf.
“Wieso?”
“Wegen der Yacht. Sie ist nicht gesunken.”
Er drehte sich zum Wasser um, konnte jedoch nichts erkennen, besonders da die Sonne ihn blendete. “Steigen wir etwa auf den Berg?”
Lilly nahm ihm die Sporttasche ab und reichte ihm die Hand. “Etwas anderes bleibt uns nicht übrig.”
6. KAPITEL
Ethan rührte sich nicht. “Da gibt es nur ein Problem.”
“Welches?”, fragte Lilly, wobei sie die Yacht nicht aus den Augen ließ, die langsam vor der Küste kreuzte.
“Ich kann nicht klettern. Ich würde es ja wirklich gern. Ich fürchte nur, dass ich bei dem Fluchtversuch letzte Nacht alles gegeben habe. Ich bin erledigt.”
Lilly sah ihn ungläubig an. Nach einem Blick auf sein geschwollenes, violett verfärbtes Auge und die verschiedenen Platzwunden glaubte sie ihm jedoch. Sie selbst fühlte sich steif und zerschunden, obwohl sie lediglich gepaddelt war. Ethan dagegen war lädierter als ein Boxer nach einem verlorenen Kampf. Es war ein Wunder, dass er überhaupt so lange durchgehalten hatte.
Aber sie mussten weiter. Lilly wollte sich lieber nicht ausmalen, was passieren würde, wenn die Gangster sie entdeckten.
“Es ist nicht weit”, flehte sie. “Nur den Bergkamm hinauf. Das schaffen wir.”
Er lächelte schief, als würde er sie nur ungern enttäuschen. “In einer Weile vielleicht. Jetzt ist es unmöglich.”
Sie stand verzweifelt da, während das Gewicht der Tasche an ihrem Arm zog und ihr Herz vor Angst raste. Sie sah erneut aufs Meer hinaus, wo inzwischen nichts mehr außer Wasser zu sehen war. “Sie sind sich noch nicht sicher, in welcher Bucht wir Zuflucht gesucht haben. Möglicherweise bleibt uns noch ein wenig Zeit.”
“Braves Mädchen”, neckte er sie und schwankte leicht. “Sobald wir sehen, dass sie an Land gehen, machen wir uns aus dem Staub.”
Doch Lilly war noch nicht zufrieden. “Wir müssen wenigstens ein Stück flussaufwärts gehen”, beharrte sie. “Auf diese Weise bleibt uns ein genügend großer Vorsprung, falls sie an Land kommen.”
“Flussaufwärts?”
“Du kannst den Bach wahrscheinlich nicht sehen. Komm, Ethan, dafür brauchen wir nicht bergauf zu marschieren.”
Ethan stand seufzend auf und machte vorsichtig ein paar Schritte. Sofort brach ihm der Schweiß aus, und er wankte.
Behutsam legte sie ihm den Arm um die Taille, und gemeinsam machten sie sich auf den Weg ins Innere der Insel, wo sich ein Wasserfall befand.
Ihr Marsch schien Stunden zu dauern. Der Regenwald wurde immer dichter, und bunte Vögel flatterten durch die Bäume. Über ihnen kreisten schreiende Möwen, und hinter ihnen krachte die Brandung auf die Klippen. Zwischendurch lauschte Lilly immer wieder, ob sie jemanden näherkommen hörte.
Sie wünschte, sie hätten irgendwie auf dem Rettungsfloß bleiben können. Ganz gleich, wie erschöpft Ethan auch gewesen wäre, er hätte sich zumindest nicht auf sein verletztes Bein verlassen müssen. Inzwischen blutete es wieder, und wenn er Pech hatte, würde es sich sogar entzünden. Bestimmt schmerzte es höllisch. So würden sie die steilen, sumpfigen Pfade, die ins Innere der Insel führten, mit Sicherheit nicht bewältigen können.
“Keine Sorge”, keuchte Ethan, als könnte er ihre Gedanken lesen. “Die Guten wissen, wo wir sind. Sie werden bald hier sein.”
“Sie meinen, niemand weiß, wo sie sind?”, sagte Noah mühsam beherrscht.
Der weibliche Lieutenant der Küstenwache verzog keine Miene. “Sie sind auf irgendeiner der Inseln. Sie müssen dort sein.”
“Und wieso?”
“Weil die Nachrichten nicht von weit her kamen, und weil die Yacht zuletzt östlich von Maui gesehen wurde.”
“Hier geht es nicht darum, ein Surfboard zu finden”, fuhr Noah sie an. “Die Hannah Girl ist eine große Yacht.”
Der kühle Blick des weiblichen Lieutenants ermutigte Noah nicht gerade. “Unglücklicherweise, Mr. Ross, kreuzen in diesen Gewässer viele Yachten dieser Größe. Ganz zu schweigen von den Booten, deren Liegeplätze sich hier befinden.”
“Soll das
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