Traumgirl auf Hawaii
weinerlich.
Das brachte ihr nur ein ungeduldiges Schnauben ein. “Ihr Hawaiianer seid angeheuert worden, weil ihr angeblich wisst, wie man so eine Sache durchzieht. Dabei hätte ich ebenso gut mit zwei blinden Mönchen zusammenarbeiten können.”
“Ich hab dir schon mal gesagt, du Idiot, dass ich ebenso wenig wie du Hawaiianer bin. Ich bin Italienerin!”
“Der Boss hat gesagt, du wärst Hawaiianerin.”
“Der Boss hat außerdem gesagt, du wüsstest, was du tust. Aber selbst ein verdammter Italiener weiß, dass man im Dunkeln nichts finden kann.”
“Wieso sind wir dann hier?”
“Um es dem kleinen Miststück heimzuzahlen natürlich”, zischte Louise.
“Sie wollte nur nicht erschossen werden”, meinte Tick müde. “Also reg dich ab.”
Das schien Louise keineswegs zu besänftigen. “Schwimm du mal stundenlang bei Sturm nach einem Schlag auf den Schädel. Dann würdest du das anders sehen.”
“Wenn du weiterredest, kriegst du von mir auch noch eins auf den Schädel.”
Lilly war sicher, dass sie jeden Moment losprusten würde. Sie konnte es nicht mehr aushalten. Gleichzeitig lösten Ethans sanfte Berührung und sein warmer Atem an ihrem Hals ein sinnliches Kribbeln in ihrem Körper aus. Sie wusste nicht mehr, ob sie erregt, entsetzt oder nur schrecklich aufgedreht war. Ihr Herz pochte so laut, dass sie glaubte, die beiden Gangster müssten es trotz des Wasserfalls hören.
“Die beiden sind nicht in dieser Bucht”, erklärte Louise nun.
Es folgte ein Moment angespannter Stille. Nur das beständige Rauschen des Windes in den Palmen war zu hören, Ethans Herzschlag und seine Atemzüge.
Lilly zitterte. Am liebsten hätte sie die Augen fest zugemacht, um die Wirklichkeit auszublenden. Aber das ging nicht, weil Ethan überhaupt nichts sehen konnte. Sie dagegen konnte zwischen den Palmwedeln hindurch wenigstens ein paar Bewegungen wahrnehmen. Die beiden Gangster waren auf dem parallel zum Bach verlaufenden Pfad stehen geblieben.
“Wir müssen zurück.” Louise jammerte fast. “Was ist, wenn der Boss versucht hat, uns zu erreichen?”
“Wenn der Boss sich meldet, werden wir jedenfalls nicht diejenigen sein, die zugeben müssen, dass sie die Beute verloren haben, oder?”
Ein Rascheln war zu hören. “Nun, da hast du recht.”
Lilly hörte eine abrupte Bewegung. “Komm schon, wir versuchen es später noch einmal. Bist du wirklich keine Hawaiianerin? Du siehst aber ganz so aus.”
Lilly kam es so vor, als würde Ethan sie eine Ewigkeit festhalten. Sie lag vollkommen ruhig da und lauschte angestrengt auf das Rauschen des Wassers und das Rascheln des Windes in den Bäumen. Sie tat ihr Bestes, um Ethans verführerischen Körper zu ignorieren, doch ihr Widerstand bröckelte allmählich.
Sie nahm alles mit gesteigerter Klarheit wahr – seine langen, dichten Wimpern, das Zucken seiner Wangenmuskeln, seine muskulösen Oberschenkel. Sie roch das Salz an seiner Hand, die ihre Wange berührte, und widerstand dem Wunsch, einfach mit der Zunge über seine Handfläche zu fahren, einen Finger in den Mund zu nehmen und daran zu saugen.
Es ist doch nur Ethan, dachte sie, um zur Vernunft zu kommen. Nur ein Mann, den ich aus dem Meer gefischt habe. Ein Mann ohne Vergangenheit und mit ungewisser Zukunft. Kann ich nicht wenigstens diese Momente mit ihm teilen? Kann ich ihn nicht ein kleines bisschen für mich haben, auch wenn er verheiratet ist? Nur dieses eine Mal?
Sie verriet sich durch ein leises Schluchzen, und Ethan löste sich von ihr.
“Tut mir leid. Ich muss dich ja erdrückt haben”, flüsterte er, ohne sich weit genug von ihr fortzubewegen. “Ist alles in Ordnung mit dir?”
Ihr war kalt. Außerdem schämte sie sich und war hungrig und wütend. “Ja, alles bestens. Wieso konntest du die beiden hören?”
Er strich ihr die Haare aus der Stirn. “Keine Ahnung”, gestand er. “Wahrscheinlich irgendein in der dunklen Vergangenheit geschärfter Instinkt.”
Er streichelte ihre Stirn, und ein heißer Schauer durchströmte ihren Körper. In ihrem Kopf drehte sich alles. Küss mich, dachte sie. Berühre mich mit deinen wundervollen Händen.
Reglos und erwartungsvoll lag sie da, und dann fühlte sie seine Lippen auf ihren, sanft, weich, sinnlich. Seine Hände streichelten sie zögernd und zärtlich. Ihre Haut schien unter seinen Fingerspitzen zu glühen, und ihr Herz pochte wild.
Plötzlich wich er zurück und hielt inne. “Es tut mir leid”, flüsterte er. “Oh Lilly, es tut mir so
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