Traumgirl auf Hawaii
Minute. Sie müssen die Smokingjacke ausziehen.”
Es war nicht ganz einfach, ihn von der Smokingjacke zu befreien, und mehrmals stöhnte er vor Schmerz auf. Lilly versuchte, nicht auf seine breiten Schultern und die dunklen Haare auf seiner Brust zu achten, die unter dem offenen Hemdkragen hervorlugten.
Sie half ihm, sich wieder hinzulegen, gab ihm seinen Hut und schraubte die Wasserflasche auf, die sie immer dabeihatte. “Leider ist es nicht kalt”, sagte sie.
Er lag vor ihren Knien, die Augen geschlossen. Die Haut um seine Augen und den Mund war im Gegensatz zum rötlich verbrannten Rest seines Gesichts weiß. Sein Brustkorb hob und senkte sich mit kurzen rasselnden Atemzügen. Seine Augen waren zu, der Mund halb geöffnet. Lilly versuchte, keine Angst zu haben. Er war der erste Filmstar, dem sie im richtigen Leben begegnete, und er würde in ihren Armen sterben, weil sie ihm die Smokingjacke ausgezogen hatte.
“Mr. Ross?”, flüsterte sie, zögerte aber, ihn zu berühren.
Er reagierte nicht. Er lag einfach nur da und machte beim Atmen komische Geräusche, die Lilly nur allzu gut kannte. Sie hatte drei große Brüder, die Sport trieben und nichts mehr liebten als einen guten Kampf. Falls Lillys zahlreiche Besuche in der Notaufnahme nicht umsonst gewesen waren, hatte Mr. Ross geprellte oder gebrochene Rippen.
“Mr. Ross, bitte”, flehte sie und berührte ihn jetzt doch. Vorsichtig ließ sie ihre Finger über seine Haare, seine Wange, seinen Hals gleiten, als könnte seine Wärme sie beruhigen. “Sie brauchen Wasser.”
Wieder stöhnte er leise. Dann erwachte er abrupt und zuckte zusammen. “Tut mir leid, mir geht's nicht besonders gut.”
Sie zwang sich zu einem Lächeln. “Dazu haben Sie auch jedes Recht. Trinken Sie einen Schluck Wasser, und dann können Sie sich den Hut wieder aufs Gesicht legen, während ich nach Maui segle.”
Er sah sie an. “Nach Maui? Wollte ich dorthin?”
Sie legte seinen Hut auf ihre Schenkel. “Ich wollte jedenfalls nicht dorthin, denn ich war auf dem Rückweg nach Oahu. Wir sind jedoch näher an Maui, und ich glaube, es ist besser, wenn ich Sie dorthin bringe. Jetzt trinken Sie.”
Er gehorchte und schluckte, wobei er ihre Hände an der Flasche umfasste. Lilly ließ ihn ein wenig trinken und zog die Flasche dann fort. “Es ist genug da”, versicherte sie ihm. “Sie dürfen nicht so hastig trinken.”
Er legte den Kopf wieder auf ihre Schenkel und sah sie an. “Danke. Ich vermute, Sie haben mir das Leben gerettet.”
Sie lächelte. “Glauben Sie mir, es ist mir ein Vergnügen.”
Erst jetzt bemerkte sie, dass seine Füße nackt waren. Wieso erregte sie das? Sie war keine Fußfetischistin, doch das Bild eines attraktiven Mann, der barfuß im Smoking herumlief, war erstaunlich erotisch. Außerdem hatte er schöne Füße, lang, kräftig und anmutig. Aber daran sollte Lilly nicht denken. Eher daran, dass seine Füße einen schlimmen Sonnenbrand bekommen würden.
“Darf ich Sie etwas fragen?”, meinte er. “Woher kennen Sie mich?”
“Jeder in der zivilisierten Welt kennt Sie, Mr. Ross. Sie sind einer der berühmtesten Filmstars.”
Er schwieg einen Moment. “Nein, das bin ich nicht.”
Lilly lachte. “Oh, ich fürchte, das sind Sie doch.”
“Was ist mit Ihnen?”, wollte er wissen.
Das wundervolle Funkeln in seinen Augen faszinierte sie. “Was soll mit mir sein?”
“Sind Sie auch ein Filmstar?”
“Fast”, erwiderte sie mit einem breiten Grinsen. “Nein, nein, tatsächlich bin ich Bibliothekarin.”
Jetzt grinste er. Sein Lächeln war nicht so intensiv wie auf der Leinwand und nicht ganz so selbstsicher. Ein bisschen jungenhaft, herzlich und humorvoll, ganz seinem Ruf eines Frauenschwarms entsprechend.
“Und mein Name ist Cameron Ross?”
Sie nickte.
Er dachte einen Moment darüber nach. “Das klingt irgendwie nicht richtig. Ich habe keine Ahnung, wieso, aber es …” Er schüttelte den Kopf und schloss die Augen. “Da ist noch etwas anderes. Etwas, von dem ich glaube, dass ich mich daran erinnern sollte. Und etwas, was ich tun soll.”
Lilly hätte beinahe erneut seine Wange gestreichelt, damit der besorgte Ausdruck aus seinem Gesicht verschwand. Stattdessen richtete sie sich auf. “Nun, es wird warten müssen, bis wir Sie an Land gebracht haben. Oder wenigstens auf ein Motorboot, das Sie schneller dorthin befördert. Wenn Sie so schlau gewesen wären, auf der Südseite von Molokai von Bord zu fallen, hätte man Sie sofort
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