Traumgirl auf Hawaii
ihn allein gehen zu lassen, obwohl er noch immer eine dunkle Brille tragen musste, um seine Augen vor der grellen Sonne zu schützen, und noch rasch ermüdete wegen der vielen Operationen, die sein geschundener Körper über sich hatte ergehen lassen müssen.
Es ging nicht anders, er musste allein herausfinden, weshalb sie auf Noahs Anrufe nicht reagierte. Er musste Gewissheit darüber haben, dass er sich nicht nur eingebildet hatte, was auf dem Berg zwischen ihnen geschehen war.
Er nippte an seinem Drink, wartete gespannt und versuchte sich daran zu erinnern, was sie ihm einmal erzählt hatte. War sie die Dritte von links? Oder von rechts?
Nein, die Dritte von links war sie nicht. Das Haar der Frau war nicht lang genug. Und die Dritte von rechts war zu groß.
Er überlegte und schwitzte bereits, obwohl er noch nicht einmal mit ihr gesprochen hatte. Er nahm sich zusammen und betrachtete jedes einzelne Mädchen in der Reihe.
Er entdeckte ein wunderschönes Mädchen mit strahlend weißen Zähnen, einem schlanken Körper und anmutigen Bewegungen, bei deren Anblick jeder Mann begeistert gewesen wäre.
Aber es war nicht seine Lilly Malama. Ihre Bewegungen waren nicht richtig. Das Gleiche galt für die übrigen Mädchen, die ebenfalls alles Inselschönheiten waren, mit geschmeidigen Körpern und dunklen Augen.
Er betrachtete jede Einzelne und fragte sich, wo Lilly war. Er wusste, dass sie in dieser Gruppe auftrat. Diese Gewissheit hatte er sich verschafft, bevor er sich ins Publikum setzte, wo ihn jeder mit seinem berühmten Cousin verwechseln konnte.
Und dann entdeckte er sie. Sie unterschied sich von all den anderen Frauen, die er bisher gekannt hatte. Sie hatte recht gehabt, man sah ihr die verschiedenen Vorfahren an, was ihr jedoch ein einmalig exotisches und faszinierendes Aussehen verlieh. Benommen betrachtete er ihre langen schlanken Beine, die wohlgerundeten Hüften und ihre vollen Brüste. Ihre Finger vollführten wie kleine Vögel anmutige Bewegungen in der Luft, und ihr strahlendes Lächeln wärmte sein Herz. Er erinnerte sich an ihr fröhliches melodisches Lachen. Ethan hatte das Gefühl, erst durch den Verlust seines Sehvermögens wahre Schönheit erkannt zu haben. Denn es war nicht ihr Aussehen, für das er sie liebte, sondern ihr Lächeln, ihre Sensibilität, ihr Mitgefühl und ihre Anteilnahme, ihr Humor, der jede Angst vertreiben konnte. Und ihre Kraft, ihre Klugheit und ihr Mut. All das zusammen verlieh Lilly ihren ganz besonderen Charme.
Verblüfft stellte er fest, dass er all das vermutlich nie begriffen hätte, wenn er nicht fast blind gewesen wäre, als sie sich begegneten. Er hätte den wundervollen Menschen in ihr vielleicht nicht entdecken wollen, weil er wie die meisten Leute äußerliche Attraktivität überbewertete. Doch das bedeutete letztlich, dass man nie der Persönlichkeit eines anderen Menschen gerecht werden konnte.
Er saß da auf seinem Gartenstuhl und hatte seinen Drink völlig vergessen, so nervös machte ihn Lillys Anblick. Doch dann nahm er sich zusammen und stand auf, lange bevor die Vorführung zu Ende war, um in den Seitengang zu gehen, durch den die Tänzerinnen nach ihrem Auftritt kommen würden. Von dort beobachtete er den Tanz weiter und bemerkte eine gewisse Traurigkeit an Lilly. Egoistisch wie er war, hoffte er, dass er der Anlass war. Er betete im Stillen, dass sie wirklich einen guten Grund dafür gehabt hatte, die Anrufe seines Cousins zu ignorieren.
Die erste Tänzerin, die in den Gang kam, wäre beinah mit ihm zusammengestoßen. Er entschuldigte sich grinsend, und sie schnappte erstaunt nach Luft.
“Sie sind doch …”
“Nein, bin ich nicht.”
Das zweite Mädchen stieß mit dem ersten zusammen.
“Doch, Sie sind es! Sie sind Lillys Freund.”
Ethan grinste erneut. “Ja, das bin ich.”
Als Lilly zu ihnen stieß, war Ethan bereits von ihren Kolleginnen umringt, die ihn fasziniert betrachteten. Doch er hatte nur Augen für Lilly.
“Was ist das hier, ein Hula-Stau?”, rief sie unbekümmert und lief zu ihren Freundinnen, die ihr Platz machten und dann gespannt warteten.
Lilly enttäuschte sie nicht.
Ethan hatte zwar gehofft, sie würde überrascht sein, aber nicht völlig perplex.
“Oh Gott …” Sie wurde blass und streckte die Hand nach ihm aus. “Bist du wieder gesund? Sind deine Augen in Ordnung?”
“Ja, und ich sehe das bezauberndste Lächeln auf dieser Welt vor mir.”
Erschrocken zog sie die Hand zurück. “Ich …”
“Wieso
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